Diary of a Teenage Taxidermist von K. A. Merikan (englisch)

Darum geht’s:

Ethan präpariert Ratten und Wiesel und hängt sich eine Kette aus Eichhörnchenknochen um den Hals. In der Schule ist er der Außenseiter, doch er fängt an, mit seinen Werken Geld zu verdienen und will seine Geschäftsidee weiter verfolgen. Für den beliebten Sporthelden Robert schwärmt er nur heimlich.

Robert hat sich vorgenommen, erst aus seinem Heimatkaff in Richtung College wegzugehen und sich dann erst einen Freund zu suchen. Für Liebe hat er jetzt keine Zeit. Bis er, von seinen Freunden aufgestachelt, auf einer Party Ethan ärgert und ihn lachend ein Stück in den Wald verfolgt, bis Ethan stürzt und sich schwer verletzt. Das stellt das Leben der beiden total auf den Kopf.

So fand ich’s:

Ich liebe skurrile Charaktere und deshalb habe ich mir besonders von Ethan viel abgefahrenes Lesevergnügen erwartet.

Tatsächlich ist er außergewöhnlich und zieht das durch, was er für richtig hält. Damit provoziert er immer mal Situationen, die einen schmunzeln lassen. Robert dagegen als gutherziger Mensch, der von seinem schlechten Gewissen zerfressen wird, schafft als Ethans neuer Beschützer einen schönen Gegenpart dazu.

Trotzdem hat mich ab und zu etwas an den beiden gestört.

Ich weiß nicht, wie realistisch es ist, aus einem zweiwöchigen Koma zu erwachen und sofort die Chance zu erkennen, vom beliebten Hetero-Mädchenschwarm sexuelle Gefälligkeiten zu erpressen als Gegenleistung dafür, dass man seine Schuld am Unfall nicht verrät. Und dann auch gleich darüber nachzudenken, noch im Krankenhaus dieses Arrangement in die Tat umzusetzen. Wenn man gerade erfahren hat, dass man ein Auge verloren und möglicherweise einen Hirnschaden hat, denkt man doch nicht daran, wie man am besten Blowjobs sammelt. Die Rachegedanken oder die Erkenntnis, dass man die Situation für sich ausnutzen kann und aus dem schlimmen Schicksal noch einen Vorteil herausschlagen kann, kommt einem sicherlich erst mit Verzögerung in den Sinn. Das fühlte sich ein bisschen komprimiert und zu gehetzt an. Ich hätte es besser gefunden, wenn da noch mehr Zeit ins Land gegangen wäre, in der in Ethans Kopf diese Idee reift.

In manchen Episoden fand ich beide zu nüchtern und sachlich und erst im Nachhinein wird einem erklärt, wie mies oder unsicher oder übereifrig sie sich gefühlt haben. Damit erklärt sich auch so manches Verhalten, doch in der eigentlichen Situation fehlten mir genau diese Informationen.

Sehr gut gefallen hat mir die offensichtliche Sympathie der beiden für einander, die sich darin ausdrückt, dass sie sich ständig berühren müssen und sehr aufmerksam und offen dem anderen gegenüber sind. Auch wenn sie sich beide daran festhalten, dass es ein heimliches Nur-Sex-Arrangement ist. So wachsen sie über ihre seltsame Allianz hinaus in eine echte Beziehung und diese Entwicklung hat mir richtig gut gefallen.

Unterm Strich war die Handlung ein bisschen löchrig und holprig, die Geschichte von den Charakteren getragen, leicht und locker geschrieben, und deshalb fand ich sie insgesamt doch unterhaltsam und lesenswert.


[Werbung] Klappentext- und Bildquelle sowie Buchdetails: Homepage der Autorinnen

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