Montagsfrage: Habt ihr Trigger, die euch am Weiterlesen hindern?

Bei der Montagsfrage dieser Woche von Buchfresserchen habe ich erst einmal verneinend den Kopf geschüttelt und war fünf Minuten lang überzeugt, dass es für mich keine Trigger gibt, die beim Lesen etwas Negatives auslösen, mir die Geschichte vermiesen oder mich sogar am Weiterlesen hindern. Doch dann sind mir doch so einige Dinge eingefallen, die mich zwar nicht gleich dazu bringen, ein Buch zur Seite zu legen, die es aber doch schaffen, mein Lesevergnügen zu schmälern. Und manches davon verdirbt mir die Leselaune.

Zeitsprünge bzw. lange Rückblicke

Ich mag es, wenn eine Geschichte linear, also immer schön der zeitlichen Reihenfolge nach, erzählt wird. Ich empfinde ein zeitliches Zick-Zack meistens als unnötig und im Grunde sind das dann zwei oder noch mehr Geschichten, aus denen ich herausgerissen werde und zur anderen geworfen, wenn ich es mir bei der einen gerade so schön gemütlich gemacht habe. Das nervt mich furchtbar. Es gibt nur wenige Autoren, die das gut können, die Zeitebenen so zu verbinden, dass man das Gefühl hat, die Geschichte konnte nur so erzählt werden und wo diese Erzähltechnik tatsächlich eine Bereicherung ist.

Als Beispiel für eine gelungene Variante ist mir da “Finstere Orte” (oder wie es in der Neuauflage heißt “Dark Places”) von Gillian Flynn in Erinnerung. Überwiegend finde ich Zeitsprünge aber sehr, sehr nervig.

Jede Menge Cliffhanger

Wenn an jedem Kapitelende eine mysteriöse Andeutung gemacht wird, um den Leser mit billigen Tricks und sehr plump zum Weiterlesen zu bringen, dann stört mich das ganz enorm. Cliffhanger sind toll, aber man muss sie sparsam einsetzen – und vor allen Dingen sollte man sie auch irgendwann auflösen und die Andeutung nicht einfach im Nichts versanden lassen. Chris Carter setzt dieses Stilmittel sehr oft und für meinen Geschmack schon grenzwertig inflationär ein. Stephan Ludwig hat aber in seinem vierten Band seiner Zorn-Serie den Vogel abgeschossen, so dass ich das sogar in meiner Rezension dazu erwähnt habe. Und tatsächlich hat mir unter anderem diese Macke das Weiterlesen an dieser Serie so vermiest, dass ich sie erst einmal zur Seite gelegt habe.

Der Autor schweift ab

Ganz aktuelles Beispiel dafür ist Cody McFadyen in seinem neuesten Smoky Barrett Band “Die Stille vor dem Tod”. Da erzählt er seitenlange Nebengeschichten, um ein Gefühl zu verdeutlichen oder Smoky philosophiert ausführlich über irgendetwas – und das Ganze während einer Szene, in der eigentlich Spannung und Action gefragt ist. Das bremst so den Lesefluss und ließ mich einige Male den Kopf schütteln und hat sich schön in die Liste der anderen Dinge, die mir das Buch vermiest haben, eingereiht. Überhaupt stört es mich sehr, wenn der Autor ständig abschweift – ich mag straff erzählte Handlung.

Ernst gemeinte Ansammlung von platten Klischees

Sich darüber lustig zu machen oder mit einem Augenzwinkern zu erzählen, ist was anderes. Doch wer die Schubladen mit den Stereotypen öffnet und sie massenweise in einem Buch aufgtreten lässt, der darf es für meinen Geschmack bitteschön nicht ernst meinen. Die Menschen haben viele Facetten, die sie bunt und interessant machen und auch Bösewichte können mit ganzem Herzen am geliebten Haustier hängen oder der heldenhafte Ermittler ärgert und piesackt die Schwiegermutter bei jeder Gelegenheit usw. Ich möchte mehrdimensionale Figuren.

Zu verrückte Namen mit ganz vielen Apostrophen

Besonders in Science Fiction oder Fantasy gibt es Namen, die nerven mich schon beim ersten Mal, wenn ich über sie stolpere. Wieso muss der Held Bx’twq’le heißen? Wäre ein Name, den man auch irgendwie sinnvoll aussprechen kann, nicht auch möglich gewesen? Liebe Autoren? An sowas fehlt mir eindeutig der Spaß, nein, geht gar nicht. Da scheitere ich auch schon mal am Klappentext, wenn ich sehe, dass mein Freund Bx’twq’le im Buch vorkommt.

Gewalt und Hilflosigkeit

Das ist jetzt eine Sache, die mich tatsächlich dazu bringen kann, ein Buch abzubrechen. Ich kann brutale und blutige Szenen in Thrillern im Allgemeinen gut verkraften und es macht mir auch nichts aus, sie zu lesen. Vor allem, wenn ich weiß, dass dieses Opfer bald sterben wird, weil das Buch davon handelt, genau diesen Mord aufzuklären, dann bin ich recht hartgesotten bei den Mordszenen.

Ist aber der sympathische Protagonist, mit dem ich mich identifiziere, in einer schrecklichen Situation und muss Gewalt erdulden, dann hab ich manchmal Probleme, weiterzulesen. Ganz besonders ist mir da das Buch “Machtlos” von Alex Berg in Erinnerung, das ich deswegen fast abgebrochen hätte, weil ich es nur mit großer Mühe weiterlesen konnte. Dabei ist es ein tolle Buch und sehr lesenswert, aber es ist mir einfach zu nah gegangen. Ganz besonders unerträglich ist Gewalt gegen Kinder, wenn sie sie über lange Zeit erdulden müssen. Dieses Thema versuche ich ganz zu vermeiden.

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7 Jahre her

Hey :)

Da haben mein Freund und du etwas gemeinsam: Er mag Zeitsprünge auch nicht :D.

Wenn ich die Frage für mich beantworten müsste, würde mir da auch noch ein Punkt einfallen – die Figuren. Ich habe das jetzt gerade am Wochenende wieder gemerkt: Ich habe “Im dunklen, dunklen Wald” zwar beendet, aber ich war von den Figuren absolut nicht angetan. Nicht mal für die Hauptfigur Nora konnte ich Sympathien aufbringen … Ich habe das Buch zwar zu Ende gelesen, aber im Grunde haben mir die Charaktere dieses Buch ab etwa einem Drittel wirklich vermiest, muss ich sagen.

Ich glaube, wenn’s ums Abbrechen geht, ist Langeweile mein einziger echter Trigger: Wenn ein Buch mich nach 50 oder mehr Seiten noch immer nicht genügend fesseln kann, dass ich wenigstens wissen will, wie es weitergeht, dann war’s das. Irgendwas muss da sein, was meine Neugier anstachelt.

Liebe Grüße
Ascari

7 Jahre her

Was du sagst kann ich alles gut nachvollziehen. Zeitsprünge finde ich meist auch eher störend oder irritierend und es wirft mich immer wieder aus der Handlung raus. Gerade wenn einem der eine Zeitstrang deutlich besser gefällt ist es immer blöd, wieder in den anderen wechseln zu müssen. Da bin ich manchmal schon fast versucht, einfach auf die Hintergrundgeschichte zu verzichten :D
Bei dem Punkt mit den Namen musste ich grinsen, weil du ein sehr schönes Beispiel genannt hast. Mir fällt das Lesen auch schwer, wenn ich in Gedanken nicht mal die Namen der Charaktere aussprechen kann. Dementsprechend merke ich sie mir auch nicht und kann sie dann nicht mehr zuordnen, wenn sie wieder vorkommen.
Bei den anderen Punkten kann ich mich soweit aber auch anschließen.

Liebe Grüße!

7 Jahre her

Da ist wenig Thriller und keine Krimis lese, sondern fast nur Romanzen lese, ist Gewalt in den Büchern eher selten.

Wenn (sexuelle) Gewalt in einer Romanze vorkommt, sollte der Autor sehr sensibel damit umgehen.

Was ich nicht leiden kann, sind aber auch “Helden” oder “Heldinnen”, die strohdumm oder lebensunfähig sind. So was möchte ich einfach nicht lesen.
Sehr ungeduldig werde ich, wenn ein Chara andauernd über sich selbst und seine Wirkung auf andere nachdenkt, die Geschichte also immer wieder nur im Kopf desjenigen spielt und er sich nicht mit seinem Umfeld auseinandersetzt. Damit ist natürlich nicht eine für die Geschichte notwendige Reflektion gemeint, die die Handlung vorantreibt, sondern seitenweises Lamentieren mit und über sich selbst, ob und was man falsch gemacht hat oder falsch gemacht haben könnte.
Bei Gay-Geschichten mag ich absolut kein MPRG. Keine Ahnung warum, aber das ist in 99 von 100 Fällen, ein Grund ein Buch erst gar nicht zu kaufen oder abzubrechen. Ausnahmen gibt es da nur sehr, sehr wenige.

GLG und danke für den interessanten Einblick
ulla

Sheena
7 Jahre her

Hey
Ja auch ich kann dies nur unterschreiben und ganz besonders wenn der Autor abschweift und die Geschichte sich um gefühlt 100 Seiten dann künstlich verlängert.

LG Sheena

7 Jahre her

Liebe Gabi,

dein ausführlicher Beitrag spricht mir doch sehr aus der Seele. Für mich darf es zusätzlich absolut nicht vulgär werden, das geht für mich absolut gar nicht.

Sei lieb gegrüßt,

Nisnis

7 Jahre her

Hallo liebe Gabi!
Ja, Zeitsprünge sind so eine Sache – ich bin nicht kategorisch dagegen, manchmal beinhalten sie wertvolle Informationen und interessante Geschichten, aber es darf nicht zu häufig und mitten drin auftreten.
Unaussprechliche Fantasynamen stören mich beim Lesen direkt nicht so. Ich meine, wenn ich ständig Stx’gh’ztre lesen müsste, würd ich mich wundern, aber okay – solange ich das nicht aussprechen muss, kann ich damit umgehen.
Hilflosigkeit macht mich gewissermaßen wütend. Das ist auch für mich ein guter Faktor, ein Buch abzubrechen, wenn die gesamten negativen Gefühle sich auf mich übertragen. Gerade bei rihtiger Hilflosigkeit passiert das oft.
Auch Gewalt gegen Kinder finde ich schlimm, besonders, wenn es detailliert beschrieben wird. Da frage ich mich oft, was eigentlich in Autorengehirne vorgeht.

Danke für deinen Kommentar bei mir.
Liebe Grüße,
Linda

Susi
7 Jahre her

Hallo Gaby,
für mich sind die von Dir genannten Gründe ein Buch auf die Seite zu legen, auch zutreffend.
Wer “Ihm” und “Ihn” ständig verwechselt, nervt mich dazu auch noch.

Was mich auf die Palme treibt sind jedoch nicht nur merkwürdige Namen, sondern auch ähnliche Namen. Wenn Tick, Trick und Track vorkommen und man sich einfach nicht mehr merken kann, wer nun wer ist…das neeervt! Steven, Steward und Stanley, also solche Kombinationen in einem Buch…das geht gar nicht.

Und ein wichtiger Punkt: Hilflose Blondchen, die vom starken Held gerettet werden müssen, dabei noch so rumkreischen das der “Böse” auf sie aufmerksam wird….nerven einfach nur noch!

LG Susi