Darum geht’s:
Der kleine Ort Chapel Croft ist bekannt dafür, dass vor 500 Jahren acht Menschen als Märtyrer verbrannt wurden, darunter zwei Kinder. Als Erinnerung daran werden auch heute noch am Jahrestag Reisigpuppen verbrannt. Die Pfarrerin Jack Brooks und ihre Teenager-Tochter Flo sollen nach einem tragischen Vorfall ihre Heimatstadt Nottingham verlassen. Deshalb wird Jack nach Chapel Croft beordert, um den kürzlich verstorbenen Pfarrer zu ersetzen. Schnell wird klar, dass in dem kleinen Ort nicht alles mit rechten Dingen zugeht.
So fand ich’s:
Ich mag C. J. Tudors Erzählstimme vom ersten Buch an, das ich von ihr gelesen habe, und auch in “Das Gotteshaus” hat sie mich damit wieder eingefangen. Sie hat ein Händchen dafür, lebensechte Figuren zu erschaffen, die vielschichtig sind und die man nicht so schnell durchschauen kann, weil sie ein paar dunkle Ecken in ihrem Charakter haben. Auch in diesem Buch gibt es einige davon, nicht nur die Protagonistinnen, Jack Brooks und ihre Tochter, sondern auch um sie herum sind spannende Figuren mit packenden Lebensläufen zu finden. Die kleine Dorfgemeinschaft hat ihre eigene Dynamik zwischen den Familien, die sich seit Generationen kennen. Jack als Außenstehende muss sich nach und nach die Informationen beschaffen. Da sie oft impulsiv handelt, schafft sie es schnell, Leute gegen sich aufzubringen, deren Worte im Ort großes Gewicht haben.
Ich habe schon den einen oder anderen Vergleich mit Stephen Kings Erzählweise gelesen und für mich stimmt das absolut. Wer sich für King-Bücher begeistern kann, sollte C. J. Tudor auf jeden Fall eine Chance geben.
In Chapel Croft kommt auch ein mystischer Aspekt hinzu, denn die Kinder, die vor langer Zeit bei lebendigem Leib verbrannt wurden, sollen immer noch spuken. In der heruntergekommenen Kirche des Ortes, die direkt neben dem kleinen Cottage von Jack und Flo liegt, scheinen unerklärliche Dinge zu passieren. Nicht ganz so lange zurück liegt das Verschwinden zweier Teenagermädchen des Ortes, deren Verbleib nie aufgeklärt werden konnte. Optimisten meinen, sie wären zusammen weggelaufen.
Ein Horror-Roman ist “Das Gotteshaus” aber nicht direkt, das Etikett “Thriller” passt schon sehr gut, auch wenn ein kleiner Anteil Grusel und Mystik mit dabei ist. Zur aktuellen Jahreszeit, die ja förmlich nach gruseliger Lektüre schreit, passt das Buch sehr gut.
Mir haben die vielen Dinge, die nach und nach aufgedeckt werden und die ganze Geschichte in ein neues Licht stellen, sehr gut gefallen. Ich wurde immer misstrauischer, ob das, was die Leute zu sein schienen, auch tatsächlich stimmte. Am Ende war alles sehr schlüssig erklärt und aufgerollt und zwar auf eine Weise, die mich von Anfang bis Ende spannend und sehr atmosphärisch unterhalten hat.
Ich bin und bleibe ein Fan von C. J. Tudor. Auch wenn “Der Kreidemann” nach wie vor mein Favorit ist, liegt “Das Gotteshaus” nicht weit dahinter.
Mehr dazu:
Weitere Meinungen:
(wird ergänzt)
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Titel: Das Gotteshaus
Original-Titel: The Burning Girls
Autor/in: C. J. Tudor
Übersetzer/in: Marcus Ingendaay
ISBN / ASIN: 978-3-442-49432-3
Sprache: Deutsch
Genre: Thriller
Verlag: Goldmann
Erscheinungsjahr: 2023
Medium: Klappenbroschur
Seitenzahl: 560
Klappentext- und Bildquelle sowie Buchdetails: Verlagsseite