Der Raval-Killer von Arnd Krüger

Darum geht's:

Tom steht vor den Trümmern seines Lebens und auch um seine Gesundheit steht es nicht gut. Er fasst den Plan, sich in Barcelona, wo er die schönsten zwei Wochen seines Lebens verbracht hat, zu Tode zu trinken. Während er jeden Abend die Stammkneipe leer säuft, wird er auf Morde aufmerksam, die in seinem Viertel geschehen. Der Ex-Polizist hat offensichtlich doch noch nicht so gründlich mit dem Leben abgeschlossen und sein Ermittlerinstinkt erwacht.

So fand ich's:

Ich liebe es, wenn ein Buch nicht beliebig irgendwo spielen könnte, sondern der Schauplatz eine wichtige Rolle spielt. Von Regionalkrimis, die Sehenswürdigkeiten auflisten und nur vom Wiedererkennungseffekt leben, habe ich aber die Nase voll. "Der Raval-Killer" war für mich eine Wundertüte, die sich in die eine oder in die andere Richtung entwickeln konnte. Ich nehm es mal vorweg: Genau so stelle ich mir einen atmosphärischen Krimi vor, in dem es essenziell wichtig ist, wo er spielt, der aber weit mehr zu bieten hat.

Tom ist in jeder Beziehung am Ende und hat in Deutschland seine Zelte abgebrochen, um in Barcelona seinem kaputten Körper mit Alkohol den Rest zu geben. Dafür nistet er sich im Raval ein, einem Stadtviertel, in dem er vor langer Zeit seine erste Liebe erlebte und mit dem er glückliche Erinnerungen verbindet. Das bunte Stadtviertel ist gerade im Wandel. Es gibt Bettler, Arbeiter und Drogenhändler und die Chancen, nachts überfallen zu werden, sind beträchtlich, aber zunehmend entdecken die Touristen und Immobilienspekulanten el Raval.

Kurz nach einem Raubüberfall auf eine Touristin wird ein Drogenhändler erschossen und es entsteht das Gerücht, es würde jemand im Viertel aufräumen und alles beseitigen, was dem Viertel schade. Schnell wird der Spitzname "Raval-Killer" vergeben und für manche ist er ein Held oder sammelt wenigstens Sympathien unter den Einwohnern durch die Wahl seiner Opfer. Auch Tom kann sich nicht vom Tagesgespräch im Viertel freimachen. Er war jahrelang ein guter Kriminalpolizist und kann trotz Dauer-Rausch nicht abstellen, dass er sich doch für den Raval-Killer interessiert.

Ein klassischer Krimi ist der Raval-Killer nicht, denn der Protagonist Tom gehört nicht mehr der Polizei an und hat außer seinem Spürsinn und seiner Erfahrung kein Ermittlerteam, Labor, Spurensicherung etc. zur Verfügung. Ihn treiben ganz eigene Motive und eigentlich will er ja auf ganz spezielle Art langsamen Selbstmord begehen. Ich mochte seine Erzählstimme von Anfang an und auch der Teil, der nicht direkt mit den Ermittlungen zu tun hat, sondern sich um sein verkorkstes Leben dreht, war fesselnd zu lesen. Er ist gehörig resigniert, aber im Grunde doch ein Menschenfreund, ausgestattet mit einem scharfen Blick  - dieser Mix aus lebenserfahren und lebensmüde hat mir gut gefallen.

Neben dem verkorkst-charismatischen Tom spielt auch Barcelona und besonders el Raval eine wichtige Rolle. Das Stadtviertel entsteht bunt, lebendig und ein bisschen heruntergekommen vor meinem inneren Auge und die Reiselust erwacht. Man taucht ein ins Leben der Raval-Bewohner und die Atmosphäre ist spürbar, dicht und intensiv.

Von mir erhält dieser Barcelona-Krimi eine Leseempfehlung für alle Fans von Krimis und von Barcelona und natürlich für alle, die das gerne werden möchten.

Mehr dazu:

Weitere Meinungen zum Buch:
(wird ergänzt)

 


Herzlichen Dank an den Autor für das Rezensionsexemplar

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Titel: Der Raval-Killer
Autor/in: Arnd Krüger
ISBN / ASIN: 979-8689953328
Sprache:
Deutsch
Genre: Krimi
Verlag:
Selfpublisher, independently published
Erscheinungsjahr:
2020
Medium:
Taschenbuch
Seitenzahl: 282
Klappentext- und Bildquelle sowie Buchdetails: Homepage des Autors

 

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