Darum geht’s:
Die Leiche eines Jungen wird im Wald um Berlin gefunden und kurz darauf bestätigt sich die Vermutung, dass es sich um Darijo Tudor handelt, der vier Jahre zuvor unter mysteriösen Umständen verschwunden ist. Hat Hauptkommissar Gehring nun doch noch die Gelegenheit, den ungelösten Fall von damals aufzuklären? Zur Sicherheit holt er sich die Hilfe von Sanela Beara, die inzwischen nicht mehr im Streifendienst tätig ist, sondern sich an der Hochschule für den gehobenen Polizeidienst weiter qualifiziert. Sie ist in Kroatien geboren und Gehring erhofft sich durch sie mehr Einblicke in die Mentalität der Tudors und möglicherweise auch Hilfe bei der Sprache. Leider lässt sich Sanela nicht mehr stoppen, sobald sie sie einmal für einen Fall interessiert.
So fand ich’s:
Sanela Bearas Ermittlungen sind unorthodox und am Rande der Legalität, mehr als einmal aus privatem Interesse heraus motiviert. Denn eigentlich soll sie studieren und ist für diesen Fall gar nicht zuständig, hat also gar keinen offiziellen Ermittlungsauftrag. KHK Gehring möchte auch am liebsten, dass sie sich heraushält, muss aber zugeben, dass die brauchbarsten Hinweise und Erkenntnisse aus ihren eigenmächtigen Aktionen kommen. So kann man hier nicht die klassische Ermimttlerarbeit beobachten und Hauptkommissar Gehring hat auch fast nur eine Nebenrolle. Der Schwerpunkt liegt auf den manchmal gewagten und durchaus individuellen Bemühungen Sanela Bearas und ihren persönlichen Eindrücken der Verdächtigen rund um die alte und die neue Familie von Darijos Mutter.
Elisabeth Herrmann fängt gekonnt eine Atmosphäre ein, die von Heimlichkeiten und gut versteckten Abgründen hinter gutbürgerlicher Fassade nur so strotzt. Der Handlungsverlauf hat keine vielfältigen Wendungen und Kniffe, sondern verläuft ziemlich geradlinig, der Schwerpunkt liegt eher auf der menschlichen Komponente und dem Erzählton der etwas feineren Art. Deshalb ist die Spannung auch nicht nervenzerfetzend hoch, hat aber ausgereicht, um mich durchgehend gut zu unterhalten.
Ich kann nicht beurteilen, wie realitätsnah es ist, jemandem wie Sanela auf die halb private Tour in einer offiziellen Mordermittlung so viel Raum und Freiheiten zuzugestehen, zumal sie ja dann doch wieder keine Privatperson, sondern Polizistin ist. Sie bringt aber frischen Wind in den klassischen Ermittlerkrimi und deshalb finde ich ihre Sichtweise erfrischend und lesenswert.
“Der Schneegänger” ist der zweite Band, in dem Hauptkommissar Gehring und Sanela Beara zusammen ermitteln und die Fortsetzung von “Das Dorf der Mörder”, das mir persönlich sowohl in puncto Spannung als auch Atmosphäre noch besser gefallen hat. Über weitere gemeinsame Fälle der beiden würde ich mich freuen.
Auf der Verlagsseite kann man schon einmal ins Buch hineinlesen.
[Werbung] Klappentext- und Bildquelle sowie Buchdetails: Verlagsseite
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