Leipziger Zeitenwende von Gregor Müller – (Kommissar Joseph Kreiser #2)

Darum geht’s:

Leipzig 1899: Kriminalkommissar Joseph Kreiser bezweifelt, dass die junge Frau, die aus dem Fenster gestürzt ist, Selbstmord begangen hat, aber es fehlen ihm stichhaltigen Beweise. Sein Chef hält es für Zeitverschwendung, sich damit zu befassen. Denn Kreiser wurde schon damit beauftragt, der Bande auf die Schliche zu kommen, die gefälschte Lotteriescheine verkauft. Da die angebliche Ziehung kurz bevorsteht, ist nicht mehr viel Zeit, bis die Bande sich aus dem Staub macht.

So fand ich’s:

Der Junggeselle Joseph Kreiser wohnt bei der blinden Hannah Faber zur Untermiete und ihre abendlichen Gespräche drehen sich oft um Kreisers Ermittlungen. Ihr gegenüber wahrt er sein Dienstgeheimnis nicht, sondern erzählt ihr alles über die Fälle, die er bearbeitet. Hannah steuert einen zusätzlichen Blickwinkel und oft genug auch wertvolle Hinweise bei und lässt sich ab und zu hinreißen, ihre Nase auch mal quasi “im Außendienst” in Kreisers Fälle zu stecken. Die gemütlichen Abendgespräche vor dem Kamin fand ich sehr gelungen und der Wechsel zwischen Kreisers Tagesarbeit und dem, was er davon abends berichtet, war sehr ausgewogen und trug durch geschichte Übergänge zur Spannung bei. Außerdem bekam man durch Hannah Faber einen kleinen Einblick in die Frauenbewegung, denn sie versteht sich als Feministin, sowie in das bürgerliche Leben im Leipzig der Jahrhundertwende. Kreiser selbst hütet ein Geheimnis, das durch seine zusätzliche Aufgabe als Ansprechpartner für die Presse aufgedeckt wird. Das hat mir Kreiser noch sympathischer und nahbarer gemacht.

Natürlich erweist sich Kreisers Bauchgefühl als begründet, dass die junge Frau nicht freiwillig aus dem Fenster gestürzt ist und er entdeckt noch mehr Todesfälle, die als Selbstmord getarnt scheinen. Die Ermittlungen gestalten sich interessant, Kreiser jongliert mit den Selbstmord-Fällen und der Fahndung nach den Lottoschein-Fälschern. Dank seines Freundes, dem Staatsanwalt Möbius, kann er seinen unwilligen Chef ein bisschen ausbooten, aber auch in dieser Beziehung wird es ihm nicht leicht gemacht.

Der Krimi hat eine Hauch von Cosy Crime, Kommissar Kreiser ist besonnen und clever, seine Spürnase funktioniert und man kann gut miträtseln. Die Atmosphäre am Ende des 19. Jahrhunderts mit dem bevorstehenden Jahrhundertwechsel ist greifbar und auch Leipzig wird so geschildert, dass man mitten in der Stadt mit dabei ist.

Dass ich den ersten Band der Reihe nicht kenne, hat mich nicht gestört. Auch wenn ich ein wenig über Band 1 gespoilert wurde, hat mich das nicht gestört – wer sich über sowas ärgert, dem empfehle ich für diese Reihe, mit Band 1 zu beginnen. Ich werde schleunigst den ersten Band ebenfalls lesen und diese Reihe im Auge behalten. Denn sowohl Leipzig um 1900 als auch Kommissar Kreiser und seine Nebenfiguren und genauso der spannend konstruierte Kriminalfall haben mich hervorragend unterhalten und ich möchte gerne mehr davon.

Mehr dazu:

Weitere Meinungen zum Buch:
(wird ergänzt)

Die Serie in der richtigen Reihenfolge:
Völkerschau
Leipziger Zeitenwende

Herzlichen Dank an den Verlag für das Rezensionsexemplar

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Titel: Leipziger Zeitenwende
Autor/in: Gregor Müller
ISBN / ASIN: ‎ 3839201535
Sprache:
Deutsch
Genre: Historischer Krimi
Serie: Kommissar Joseph Kreiser #2
Verlag: Gmeiner
Erscheinungsjahr:
2022
Medium:
Taschenbuch
Seitenzahl: 288
Klappentext- und Bildquelle sowie Buchdetails: Verlagsseite

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