Darum geht’s:
Die Fitness-Studios sind wegen Corona geschlossen und der Bauch des Polizisten Noah Hofer ist so gewachsen, dass ihm seine Mutter den wöchentlichen Schweinebraten verweigert. Seine Notlösung ist, dass er wie so viele andere Dorfbewohner das illegale Fitness-Studio in der Scheune des Bauern Erwin Pöttl nutzt. Als ausgerechnet der Pöttl tot auf seinem eigenen Misthaufen gefunden wird, entwickelt sich die illegale Sportelei Hofers zum Stolperstein bei den Mordermittlungen.
So fand ich’s:
Die drei Beschäftigten der Polizeistation Gallneukirchen in der Nähe von Linz haben ein beschauliches Leben. Das hört sehr abrupt auf, als die Mordkommission in Linz überlastet und unterbesetzt ist und sie den Mord am Bauern Pöttl selbst aufklären müssen. Über ihnen schwebt eine Versetzung nach Linz in den Innendienst, falls sie versagen, was alle tunlichst vermeiden wollen.
Revierinspektor Noah Hofer darf aus seiner Sicht erzählen. Dass in der Gegend der Nachname zuerst genannt wird, hat zu seinem nicht schmeichelhaften Spitznamen geführt, denn aus Hofer Noah ist irgendwann Hofnoah, also Hofnarr, geworden und das drückt auch ziemlich genau aus, was sein Umfeld von ihm hält. Er ist interessiert an Schweinebraten und Bier, hat wenig Glück bei den Frauen, zieht Fettnäpfchen, Pleiten, Pech und Pannen magisch an und will am liebsten seine Ruhe haben. Die viel zu diensteifrige junge Kollegin – die Mairinger Bettina – funkt ihm immer wieder dazwischen, weswegen die beiden in Dauerfehde liegen.
Nun liegt also der Pöttl Erwin, der Teilnehmer an der Fernsehshow “Desperate Farmers”, ehemaliger Schönheitskönig, Frauenschwarm und Betreiber eines illegalen Fitness-Studios, erschlagen auf seinem eigenen Misthaufen. Der Hofnoah beginnt ziemlich planlos mit seinen Ermittlungen, wobei er die eigene Mitgliedschaft im Kreis der “Misthaufen-Sportler” möglichst verschleiern möchte, denn er hat ja die Corona-Beschränkungen umgangen.
Wer einen ernsthaften und auf den Mordfall fokussierten Krimi erwartet, der ist hier falsch. Am Ende ist der Mord aufgeklärt, aber auf so unspektakuläre Weise, dass es sich nicht lohnt, das zu erwähnen. Es gibt zwar einige Ermittlungsansätze und mehrere Verdächtige und das Potenzial für einen guten Krimi wäre schon da gewesen. Doch der Hofnoah geht seine Ermittlungen zwar eifrig, aber so stümperhaft an, dass man sich darauf nicht weiter konzentrieren muss, was er da treibt. Eine realitätsnahe Mordermittlung erlebt man hier nicht mit, sondern hauptsächlich amüsante Albernheiten für entspannte Lesestunden.
Der Mord schafft die Rahmenhandlung für die Auftritte exzentrischer Figuren wie dem “Pumper Piepsi” und weiterer Verdächtiger, dem Konkurrenzgeplänkel zwischen dem Hofnoah und der Mairinger Bettina, dem Demolieren zweier Dienstwagen und witziger Dialoge. Zudem bekommen wir eine gewisse Gemütlichkeit und Genussfreudigkeit der Mühlviertler im Gegensatz zu den hektischen Großstädtern aus Linz deutlich spürbar vermittelt und diese Atmosphäre hat mir sehr gefallen. Und nicht zuletzt die reichlich eingestreuten österreichischen Begriffe – besonders in der wörtlichen Rede – lassen einen nie vergessen, wo man sich gerade befindet. Selbst wenn einem der eine oder andere Ausdruck nicht geläufig ist, kann man ihn sich gut erschließen. Oft genug sind es auch nur Kleinigkeiten wie “pfauchen” statt “fauchen” oder “Heizschwammerl” statt “Heizpilz”. Ich denke, dass man auch als Nicht-ÖsterreicherIn gut mit der Menge an Dialekt zurechtkommt. Im Zweifel empfehle ich einen Blick in die Leseprobe.
Humor ist bekanntlich immer eine sehr persönliche Sache. Manche Dinge im Buch haben mich zum Lachen oder Schmunzeln gebracht – besonders unauffällig untergeschobene Dinge wie die Sendung “Desperate Farmers” oder die Kapitelüberschriften wie “Kapitel Öf” oder “Kapitel Ochtzehn” fand ich zum Grinsen. Anderes war mir zu viel Klamauk, was bei vielen anderen sicher zu Lachflashs führt, mir aber zu direkt und mit dem Holzhammer serviert war. Unterm Strich haben mich der Hofnoah und die Mairinger Bettina, die Gallneukirchner Originale und der mühlviertlerische Lokalkolorit, Wortgeplänkel und Situationskomik prima unterhalten und mir gute Laune beschert.
Mehr dazu:
Weitere Meinungen zum Buch:
(wird ergänzt)
Die Serie in der richtigen Reihenfolge:
Man weiß es noch nicht, außer das dies hier der erste Band ist.
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Titel: Misthaufensportler-Mord
Autor/in: Bernhard Winkler
ISBN / ASIN: 3710403197
Sprache: Österreichisch
Genre: humorvolles cosy Crime
Serie: wie auch immer die Serie heißen wird, Band 1
Verlag: Servus
Erscheinungsjahr: 2023
Medium: eBook
Seitenzahl: 304
Klappentext- und Bildquelle sowie Buchdetails: Verlagsseite