Tote Hose von Ray Müller

IMG_5783kDarum geht’s:

Kommissar Biersack wird von einem Blind Date weg zu einem Leichenfund im Starnberger See gerufen und ist eigentlich ganz froh, dass ein Toter seine Verabredung beendet hat. Erstaunlicher Weise findet er am Ufer des Sees einen Schwarzen in Lederhose vor, dessen Fingerspitzen verätzt wurden. Das macht es ziemlich schwierig, den unbekannten Toten zu identifizieren.

So fand ich’s:

Der humorvoll angehauchte Ton, in dem diese Geschichte erzählt wird, ist ganz genau nach meinem Geschmack. Kommissar Biersack wirkt zutiefst menschlich und mit all seinen kleinen Schwächen richtig sympathisch. Kein gebrochener Mann, kein Zyniker, niemand, der Wunder vollbringen kann, sondern ein für seinen eigenen Geschmack zu durchschnittlicher Mann, der gerne isst und trinkt, der seine bayerische Heimat schätzt und der engagiert seinem Beruf nachgeht.

Zuerst gibt es kaum Hinweise und Ermittlungsansätze und während man darauf wartet, dass der Aufruf im Fernsehen und die Obduktion erste Ergebnisse bringen, hat Kommissar Biersack genug Zeit, sich beispielsweise um den Urknall, seinen Bauchansatz oder darum, ob die Klofrau glücklich ist, so seine humorigen Gedanken zu machen. Das eher gemächliche Tempo erscheint mir absolut realitätsnah, doch war es erst einmal nicht genug, um mich wirklich zu packen und zu fesseln, auch wenn mir ab und zu ein Schmunzeln auf den Lippen lag. Es dauert eine ganze Weile, bis das Tempo anzieht, doch dann spitzen sich die Ereignisse auf einen ausgewachsenen Showdown zu.

Manche Zufälle haben mich den Kopf schütteln lassen, z. B. dass die Tauchschülerin, die den Toten entdeckt hat dann ausgerechnet Helferin in der Arztpraxis ist, die Kommissar Biersack zum ersten Mal und dann auch noch privat betritt. Oder dass er mit der Ehefrau des zweiten Mordopfers beim Mittagessen in einem Lokal einen kurzen Wortwechsel hat. In München, einer Millionenstadt. Vor allen Dingen fand ich irritierend, dass diese Zufälle so unwahrscheinlich wie unnötig waren.

Die gelegentlichen Abschweife zu bayerischen Sehenswürdigkeiten und Lokalen wirken nicht wie gezielt plazierte Werbeeinblendungen, sondern schaffen einfach die passende Umgebung und Atmosphäre.

Insgesamt hat mich die gelungene Mischung aus leisem Humor, bayerischer Lebensart, mitten aus dem Leben gegriffenen Personen und einer besonders in der zweiten Hälfte richtig spannenden Mordermittlung überzeugt.

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