Tränengrab von Roman Klementovic

Darum geht’s:

Nachdem Evelyns Mann gestorben ist, will sie einige Zeit bei ihrer Tochter Manuela und deren Familie verbringen. Schon als sie ihr Schwiegersohn Hendrik vom Bahnhof abholt, kommt es zu einer merkwürdigen Begegnung, für die sie keine Erklärung bekommt. Ihre Enkelin Anja hat sich ziemlich verändert, ihre Tochter ist abweisend, der Schwiegersohn völlig verändert. Und die ganze Stadt sucht nach der verschwundenen Nachbarstochter, einer Freundin von Enkelin Anja. Statt Erholung und Familienidylle erlebt Evelyn ein immer verstörender werdendes Szenario.

So fand ich’s:

Evelyn hat ihren verstorbenen Mann Hans eigentlich immer in Gedanken bei sich. Ein Besuch bei ihrer Familie soll sie etwas ablenken und tatsächlich geben ihr einige Dinge zu denken, sorgen allerdings nicht für Entspannung – ganz im Gegenteil.

Mit der Kleinstadt, in der Tochter Manuela mit ihrer Familie wohnt, geht es bergab, seit der Wasserpark geschlossen hat. Die ganze Familie scheint sich zum Negativen verändert zu haben und die Suche nach der verschwundenen Freundin ihrer Enkelin legt noch mehr Düsternis über die Erzählung. Evelyn will es nicht hinnehmen, dass sie mit Themenwechseln und Ausflüchten abgespeist wird und gegen eine Mauer des Schweigens läuft, wenn sie versucht, das, was ihr aufgefallen ist, anzusprechen.

Man muss es wohl als besonders lebensnahe Erzählung von Roman Klementovic verbuchen, dass es mich genauso auf die Palme brachte wie Evelyn, immer wieder vertröstet zu werden. Von “das ist doch unwichtig” über “ich will darüber jetzt nicht reden” bis zu “da war nichts” werden ihr nur Phrasen aufgetischt und keine einzige Erklärung geliefert. Klar ist Evelyn nur, dass in der Stadt etwas ganz und gar nicht stimmt und ihre Familie irgendwie darin verwickelt ist. Oder bildet sich Evelyn das nur ein? Ich war hin und her gerissen, ob Evelyn übertreibt, sich etwas zusammenspinnt oder sich zu schnell abweisen lässt und ihre Familie besser noch deutlicher konfrontieren sollte.

Neben Evelyns ganz persönlicher Sicht bekommen wir auch Auszüge aus dem Tagebuch der Enkelin Anja zu lesen, die einen gewissen Verdacht aufkommen lassen, aber auch nicht wirklich Klartext reden bzw. schreiben. Es gibt mehrere Szenarien, die für mich erklären könnten, was sich abspielt und zwischen denen ich hin und her gesprungen bin.

Da sich viele Figuren verschlossen und abwehrend geben, wirkten sie nicht wirklich sympathisch. Die Atmosphäre ist düster. Wie Evelyn abgewimmelt wurde und häufig alleine dastand, hat mich oft geärgert. Das verschwundene Mädchen und nicht nur eine Leiche sorgen für Spannung und einen gewissen Zeitdruck. Die Gefühle, die dieses Buch auslöst, sind nicht positiv, aber die Erzählung ist in jedem Fall packend und sorgt für atmosphärische und spannende Lesestunden.

Mehr dazu:

Weitere Meinungen zum Buch:
(wird ergänzt)


Herzlichen Dank an den Verlag für das Rezensionsexemplar

Werbung

Titel: Tränengrab
Autor/in: Roman Klementovic
ISBN / ASIN:
‎ 978-3839207376
Sprache: Deutsch
Genre: Thriller
Verlag: Gmeiner
Erscheinungsjahr:
2024
Medium:
Taschenbuch
Seitenzahl: 352
Klappentext- und Bildquelle sowie Buchdetails: Verlagsseite

Loading Likes...
Kommentare abonnieren
Benachrichtige mich zu:
1 Kommentar
Inline Feedbacks
View all comments
2 Stunden her

Hallo Gabi,

das klingt sehr spannend und atmosphärisch, aber auch nervenaufreibend. Ich bin froh, dass ich es schon hier liegen habe. Mal schauen, wann ich dazu komme.

Liebe Grüße
Nicole