Isengrim: Sieben Tage im November von Christoph Görg – Niki Wolff #3

Darum geht’s:

Krems im Jahre 1194: Am Vorabend von Nikis und Engeltruds Hochzeit wird ihre Trauzeugin Magdalena ermordet und grausam zugerichtet. Die Bevölkerung glaubt, das Monster “Isengrim” habe nach 15 Jahren wieder zugeschlagen. Die Stadtwache will den Geldverleiher Mendel als schnellen Ermittlungserfolg an den Galgen bringen. Niki glaubt weder das eine noch das andere und beginnt, eigene Ermittlungen anzustellen.

So fand ich’s:

Niki ist ein junger Mann aus unserer Zeit, den es durch einen mysteriösen Sturz ins 12. Jahrhundert verschlagen hat. Inzwischen lebt er schon zwei Jahre in Krems und hat sich als Troubadour einen Namen in der Gegend gemacht. Die beiden Abenteuer, die er im Mittelalter schon erlebt hat, und die in den Büchern “Troubadour” und “Reliquiae” erzählt werden, kenne ich nicht. Da Nikis Situation an passender Stelle immer wieder mal kurz erläutert wird, habe ich die Informationen aus den ersten beiden Bänden nicht gebraucht, um “Isengrim” lesen zu können. Allerdings muss ich zugeben, dass ich inzwischen große Lust auf die beiden Vorgängerbücher bekommen habe, die zwar auch in der Vergangenheit spielen, aber im Gegensatz zu “Isengrim” keine Krimigeschichte enthalten, sondern um reale historische Ereignisse kreisen.

Niki hat gute Gründe, sich in die Mordermittlung einzumischen. Zum einen hält er den alten Mendel für unschuldig. Und zum anderen setzt ihm seine Verlobte Engeltrud die Pistole auf die Brust, den wahren Mörder ihrer Freundin zu finden. Niki ist kein Polizist und die einzigen Kenntnisse in diesem Bereich hat er aus CSI-Folgen und Sherlock Holmes Büchern. Das ist zwar mehr als der durchschnittliche Stadtwächter weiß, aber ob es reicht, um einen raffinierten Mörder zu entlarven?

Unterstützung bekommt Niki von seinem bedächtigen, aber cleveren Schwager in spe Bertram und auch andere Freunde sowie der junge Stadtwächter Bruno helfen ihm. Allerdings hat er nicht lange Zeit, denn der Bürgermeister ist nicht bereit, die Hinrichtung Mendels aufzuschieben. Wenn Niki bis zum Termin nicht den wahren Schuldigen gefunden hat, wird Mendel hängen.

Ich fand es sehr unterhaltsam, wie Niki hier und da Gespräche oder fast schon Vernehmungen führt und eher mehr und mehr Verdächtige sich ansammeln als dass sich welche entlasten. Niki steigt ein in einige bunte Lebensgeschichten, die mit Magdalena zusammenhängen, und die interessant zu lesen sind.

Was mich immer wieder irritierte, war der moderne Touch der Erzählung. Niki ist ein Mann unserer Zeit und redet natürlich von Schnellkochtopf und Mordmotiv, aber ich hätte es mehr genossen, wenn die Erzählung insgesamt mehr mittelalterliches Flair verbreitet hätte. Wer sich in den Alltag dieser Zeit zurückversetzen möchte, wer miterleben will, wie sich das tägliche Leben im 12. Jahrhundert abspielt, der wird hier wohl nicht auf seine Kosten kommen. Dieser Aspekt wird zwar hier und da angesprochen, ist aber kein Schwerpunkt. Meine Überlegungen, ob Frauen damals tatsächlich so emanzipiert unterwegs waren, ob tatsächlich so viele Leute in Nikis Umfeld nicht abgläubisch und eher der Wissenschaft und Logik zugeneigt gewesen wären, und ähnliche Gedanken dieser Art, blieben offen. Eine realistische Lehrstunde in mittelalterlichem Alltagsleben will dieses Buch offensichtlich nicht sein.

Da auch das örtliche Badehaus, ein Bordell und nachgestellte römische Orgien vorkommen, sollte man nicht prüde sein. Es geht auch mal deutlich, wenn auch nicht detailliert, zur Sache.

Gute Unterhaltung hat das Buch aber reichlich zu bieten. Der Schreibstil ist modern und gut lesbar, die Geschichte hatte für mich einen prima Flow, und die Kriminalgeschichte war schlüssig, die Ermittlungen abwechslungsreich und die Figuren greifbar und bunt. Ich als Krimifan habe “Isengrim” sehr genossen und bin schon sehr neugierig auf die beiden anderen Bücher mit Niki im Mittelalter.

Mehr dazu:

Weitere Meinungen zum Buch:
Martinas Buchwelten
Klusi liest

Die Serie in der richtigen Reihenfolge:
Troubadour: Die Löwenherz-Verschwörung
Reliquiae: Die Konstantinopel-Mission
Isengrim: Sieben Tage im November

Herzlichen Dank an den Verlag für das Rezensionsexemplar

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Titel: Isengrim – Sieben Tage im November
Autor/in: Christoph Görg
ISBN / ASIN: ‎ 3990603051
Serie: Niki Wolff #3
Sprache:
Deutsch
Genre: Historischer Krimi
Verlag: Goldegg
Erscheinungsjahr:
2022
Medium:
Hardcover
Seitenzahl: 392
Klappentext- und Bildquelle sowie Buchdetails: Verlagsseite

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1 Jahr her

Servus!
Schön, dass dir “Isengrim” auch gut gefallen hat. Ich kenne die ganze Reihe und den Autor, da ich selbst aus der Gegend komme.
Die Bemerkung betreffend Niki und seinen Worten und Gedanken aus der Gegenwart betreffend, verstehst du wirklich sehr viel besser, wenn du den ersten Band gelesen hast. Ich mag vorallem auch, dass alle drei Bände vom Genre her etwas unterschiedlich sind. Im ersten Band geht es viel um die Zeitreise und es hat noch einen jugendlichen Touch…eher Abenteuerroman mit historischen Hintergrund. Band 2 ist dann sehr historisch mit Blick auf den Kreuzzug, aber es gibt auch wieder viel Abenteuer zu bestehen. Band 3 ist mehr historischer Krimi und hier ist die Zeitresie auch viel weniger Stoff…deswegen sind wohl alle eher irritiert, die die beiden Bänder vorher nocht kennen.
Ich wünsche dir viel Spaß!

Hier sind meine Rezensionen zuer Reihe:
https://martinasbuchwelten.blogspot.com/2023/01/isengrim-christoph-gorg.html

LG Martina