Böse Schwestern von Mikaela Bley – Ellen Tamm #2

Darum geht's:

Ellen geht es psychisch nicht gut und deshalb sucht sie Zuflucht in ihrem alten Kinderzimmer. Doch auch in der ländlichen Idylle ihres Elternhauses kommt sie nicht zur Ruhe. Alles erinnert sie an ihre Zwillingsschwester, die als Kind unter ungeklärten Umständen ums Leben kam. Und obwohl sie krankgeschrieben ist, lässt Ellen der Fall der ermordeten Frau, die man in der Nähe gefunden hat, nicht los.

So fand ich's:

Ich habe mir schwer getan, in das Buch hineinzukommen. Zum einen dümpelte es in ruhiger Erzählweise nicht wirklich spannend und eher handlungsarm vor sich hin. Zum anderen wird aus der Sicht dreier Frauen erzählt, von denen man über zwei, Alexandra und Hanna, so wenig erfuhr, dass ich sie und ihre Lebenssituation kaum in ein Gesamtbild einfügen konnte. Die dritte, Ellen, kennt man schon aus dem ersten Band "Glücksmädchen", sie ist die Haupterzählerin und hat offensichtlich schwere psychische Probleme. Sie wirkt in vielen Dingen zu passiv und konfliktscheu, gibt aber andererseits auch die taffe Fernsehreporterin, die knallhart ermittelt, was ihren Charakter nicht immer schlüssig und rund erscheinen lässt, sondern ganz gut ihre Zerrissenheit widerspiegelt. Im ersten Band empfand ich sie sympathischer als in dieser Fortsetzung.

Irgendwie waren Alexandra und Hanna in vielen Dingen gleich, nämlich beides Frauen mit problematischen Kindern und einem viel zu selten präsenten Ehemann, der vielleicht fremd ging oder auch nicht, so dass ich die beiden auch manchmal direkt miteinander verwechselte. Mir fehlte der rote Faden, oder wenigstens ein paar mehr Informationen, um einordnen zu können, was da vor sich ging. Ich hatte ständig das Gefühl, etwas überlesen zu haben, das wichtig war und gab meiner eigenen Unkonzentriertheit die Schuld daran, dass ich nicht durchblickte.

Es dauerte fast die erste Hälfte des Buches, bis sich der Nebel so langsam lichtete und im Nachhinein musste ich feststellen, dass das wohl genau so gewollt war. Es war nur nicht unbedingt nach meinem Geschmack. Wer sich gerne darauf einlässt, sich treiben und führen zu lassen und Stück für Stück ein weiteres Teilchen präsentiert zu bekommen, aus dem sich dann erst mit der Zeit ein schlüssiges Bild zusammensetzt, dem wird dieses Buch gut gefallen.

Die zweite Hälfte des Buches konnte mich mehr packen, die Bezeichnung Thriller würde ich aber auch hier nicht verwenden. Der Handlungsstrang des Frauenmordes hielt zwar einige echte Überraschungen für mich bereit, aber manche Dinge verliefen auch im Sande. Die Auflösung habe ich so nicht kommen sehen, und ich war nicht wirklich glücklich damit, aber das ist natürlich immer Geschmackssache. Zusätzlich arbeitet Ellen die Geschehnisse ihrer Kindheit auf, als ihre Zwillingsschwester ums Leben kam. Auch das wird aufgeklärt, allerdings endet das Buch zwar nicht mit einem Cliffhanger, aber doch sehr abrupt.

Ich empfehle, die Reihenfolge einzuhalten und zuerst "Glücksmädchen" zu lesen, denn dann erfährt man zumindest schon einiges über Ellen und ihre Situation. Das könnte die anfängliche Verwirrung mindern. Für einen Abbruch hat es nicht gereicht, denn Unterhaltungswert hatte das Buch sehr wohl. Über einen durchschnittlichen Lesegenuss hinaus konnte mich das Buch allerdings nicht begeistern, da es zu verwirrend, zu ruhig und langatmig war und meinen persönlichen Geschmack nicht ganz getroffen hat.

Mehr dazu:

Weitere Meinungen zum Buch:
Anjas Buchstunden
Bücher Fantasie

Die Serie in der richtigen Reihenfolge:
Glücksmädchen
Böse Schwestern


Herzlichen Dank an Netgalley für das Rezensionsexemplar

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Titel: Böse Schwestern
Autor: Mikaela Bley
Genre: Psychothriller
Serie: Ellen Tamm #2
Verlag: Ullstein
Erscheinungsjahr: 2018
Medium: Klappbroschur
Seitenzahl: 400
Klappentext- und Bildquelle sowie Buchdetails: Verlagsseite

 

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6 Jahre her

Och, und derweilen klingt der Klappentext so vielversprechend. So dahindümpelnde Psychothriller mag ich gar nicht.
Vielen Dank für Deine Rezension. Das Buch wäre sonst glatt auf meiner WL gelandet.
Busserl Conny