Die Tiefe von Nick Cutter

Darum geht’s:

Die Menschheit wird von einer schrecklichen, unheilbaren Krankheit heimgesucht. Die einzige Rettung scheint eine Substanz aus der Tiefsee zu sein, genannt “Ambrosia”. Clayton Nelson ist mit anderen Wissenschaftlern in einer Forschungsstation tief im Marianengraben, um Ambrosia zu studieren, als der Kontakt zu ihnen abbricht. Seine letzte Bitte: Schickt seinen Bruder Luke.

So fand ich’s:

Diesem Buch stehe ich etwas zwiegespalten gegenüber.

Wie ich das von einem guten Thriller erwarte, wurde ich gleich von Anfang an von der Story gepackt. Neugier und Grusel wechselten sich ab und die kurzen Kapitel sowie die bildhafte, lebendige Sprache taten ihren Teil dazu, um mich zu fesseln.

Die beiden Nelson-Brüder hatten keine besonders glückliche Kindheit bei ihrer sadistischen Mutter. Lukes Sohn ist vor Jahren verschwunden und nicht wieder aufgetaucht. Und das Verhältnis zu seinem kaltherzigen Bruder Clayton ist problembeladen und distanziert. Mit all diesen Traumata wird Luke konfrontiert und muss seinen ganz persönlichen Ängsten ins Gesicht sehen. Dazu kommt die verstörende Umgebung der Forschungsstation, die nicht nur in einer absolut lebensfeindlichen Tiefe aufgestellt, sondern auch scheinbar mit einem boshaften Eigenleben ausgestattet ist.

Durch Rückblicke in Lukes Vergangenheit wird einem erklärt, wieso genau diese spezielle Situation besonders gruselig für Luke selbst ist. Das hat aber bei mir nicht dazu geführt, dass ich mit ihm besonders stark mitgelitten habe, sondern diese Rückblenden haben mich aus der Spannung wieder herausgerissen. Sie fanden sich nämlich immer mitten in der gruseligen Situation und erzeugten damit neben dem Eindruck einer Unterbrechung auch noch das Gefühl, es würde im Zick-Zack erzählt werden.

Dass dieser Thriller einen gehörigen Anteil an Horror aufweist, hat mich überrascht. Wer einen reinen Action-Thriller sucht, wird hieran wenig Freude haben. Es handelt sich eher um eine Mischung aus Psychothriller und Horror, der meinen persönlichen Horror-Geschmack allerdings nicht getroffen hat. An mehreren Stellen wurde es mir zuviel, es glitt ins Absurde ab, so dass ich kopfschüttelnd aus der Situation ausgestiegen bin. Man hatte das Gefühl, einen grotesken Fiebertraum zu verfolgen. Besonders in der zweiten Hälfte des Buches war es mir von allem eine Schippe zuviel und ich hätte mir eine subtilere Art von Grauen gewünscht. Das ist aber eine Frage meines persönlichen Geschmacks.

Wer gut geschriebenen, handfesten Horror gemixt mit solidem Psycho-Thrill sucht, kann getrost zu “Die Tiefe” greifen.

Ich persönlich hatte auch noch ein leichtes Problem mit der Namensgebung für die Protagonisten, die in der deutschen Übersetzung nicht besondes glücklich war. Der Name Luke war etwas schwierig, weil in der Tiefsee-Forschungsstation jede Menge Luken existierten, die Luke schließen bzw. öffnen musste. Und seine Begleiterin Alice, die allgemein nur Al genannt wurde, führte zu vielen Satzanfängen mit „Als“, die natürlich keinen Nebensatz einleiteten, sondern etwas über Al berichteten. Mit anderen, nicht so irritierenden Namen hätte der gruselige Thrill wahrscheinlich besser auf mich wirken können.


[Werbung] Klappentext- und Bildquelle sowie Buchdetails: Verlagsseite

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Huhu,

mit deiner Rezension sprichst du mir aus der Seele. Ich habe es haargenau so empfunden wie du. Und das mit der Luke und dem Luke ging mir auch so. :D *lach* Schrecklich sowas.

Lieben Gruß
Steffi