Darum geht’s:
Josh und Trey waren beste Freunde, bis Joshs Familie wegzog, als beide Teenager waren. Trotz E-Mails und gelegentlicher Anrufe ist ihr Kontakt oberflächlicher geworden, sie haben sich viele Jahre nicht gesehen. Trey war das ganz recht, denn sonst hätte er sicher irgendwann seine Gefühle für Josh nicht mehr verstecken können. Als aber Josh überraschend vor seiner Tür steht und Trey bittet, sich mit ihm zusammen um den Antiquitätenladen und die Hobbyfarm seiner Tante zu kümmern, kann Trey nicht nein sagen. Auch wenn er befürchtet, dass ihr Wiedersehen in einer Katastrophe endet.
So fand ich’s:
Es macht mich nach kürzester Zeit nervös, wenn zwei Männer offensichtlich jede Menge Gefühle für einander haben, jeder um sie herum es merkt, aber beide zu viele Seiten lang um einander herumschleichen, sich nicht trauen, den Mund aufzumachen, und verzweifelt vor sich hin leiden.
Josh und Trey haben allerdings gute Gründe, wieso sie ausgerechnet dem besten Freund gegenüber schweigen und sogar froh sind, dass ein ganzer Kontinent zwischen ihnen liegt, damit sie sich nicht sehen und eventuell mehr verraten, als sie wollen. Denn als Kind ist Joshs Bruder Felix von einem Lehrer missbraucht worden und das hat auch das Leben der beiden Teenager Josh und Trey entscheidend beeinflusst. Ihre Wut darüber, was Felix passiert ist, hat ihnen für lange Zeit jede Möglichkeit genommen, um über Homosexualität in positiver Weise zu denken. Doch als Erwachsene treffen sie wieder auf einander und die Dinge nehmen ihren Lauf.
Da ihre Gefühle füreinander immer noch stark sind, stellen sie sich der Situation, verhalten sich – nach einer ersten Panik – wunderbar erwachsen und reden miteinander. Auch wenn im Hinterkopf die Angst davor bleibt, was Felix und die Eltern davon halten werden, denn der Missbrauch an Felix hat in der ganzen Familie auch nach Jahren noch seine Spuren hinterlassen.
Kaje Harper hat inzwischen einen festen Platz unter meinen Lieblingsautoren und ihre klare, schöne Sprache, die sympathischen Charaktere und ihre Art, aus durchschnittlichen und ganz gewohlichen Menschen etwas Besonderes zu machen und einen von der ersten Seite ab in die Geschehnisse einzusaugen, hat mich auch hier wieder voll und ganz überzeugt.
Was ist Don’t Read in the Closet?
Die Gruppe „M/M Romance“ auf der Bücherseite „Goodreads“ hat von 2011 bis 2015 jedes Jahr im Frühling das „Don’t Read in the Closet“-Event veranstaltet. Dabei wurden die Gruppenmitglieder dazu aufgerufen, Fotos und inhaltliche Vorgaben einzureichen, anhand derer professionelle oder Hobbyautoren eine Geschichte verfassen, die sich rund um homosexuelle Liebe oder Erotik dreht. Herausgekommen sind viele Erzählungen, die nach und nach bei Goodreads veröffentlicht und mit kurzer Zeitverzögerung zum kostenlosen Download für jeden freigegeben worden sind.
2011: Hot Summer Days
2012: Love Os Always Write
2013: Love Has No Boundaries
2014: Love’s Landscapes
2015: Love is an Open Road
Die Vorgabe:
Dear Author,
It seems like we’ve known one another for ever, but he doesn’t really know me at all. He doesn’t know I’m gay and I’m really scared what will happen when he finds out. Especially when he finds out that I don’t want to be just friends anymore.
Mehr dazu:
Die Story ist ca. 116 Seiten lang.
Die Story bei Goodreads (mit dem Foto, das zu dieser Geschichte inspirierte) zum online lesen.
Über Goodreads kann man diese Geschichte auch zum lesen downloaden und zwar hier.
Loading Likes...
Wieder einmal vielen Dank für dieses Review.
Ich finde es immer wahnsinnig schade, dass solche Geschichten, die keine “Werbe”-Lobby hinter sich haben, in unserer Zeit fast keine Beachtung finden. Dabei liest sich dein Review wunderbar und macht neugierig auf die beiden Jungs.
Ja, man neigt ja auch selbst dazu, sich auf die aktuellen Neuerscheinungen zu stürzen, die in aller Munde sind und überall besprochen werden. Dabei sind ältere Geschichten wie diese hier (mindestens) genauso gut und absolut lesenswert.
LG Gabi