Mich treibt ja schon eine ganze Weile um, dass der Heyne-Verlag mit der deutschen Übersetzung der Captive Prince Trilogie von C. S. Pacat so stiefmütterlich und kurzsichtig verfährt und ich habe mich hier auf dem Blog schon mehr als einmal darüber beklagt.
Nachdem Band 1 als Print (mit einem Cover, das mich immer noch begeistert) und als eBook herausgebracht wurde, erschien der zweite Teil dann nur noch als eBook und dessen ebenfalls sehenswertes Cover kann ich nur auf dem Reader betrachten. Band 3 sollte – soweit ich weiß – erst gar nicht übersetzt werden. Schließlich hat man als faulen Kompromiss immerhin einen Sammelband der kompletten Trilogie für Anfang nächsten Jahres angekündigt, zumindest als eBook und als Print – leider mit einem Cover, das nicht zum Design von Band 1 und 2 passt. Möchte man also Band 3 auf Deutsch lesen, so muss man sich Band 1 und 2 notgedrungen nochmal mit kaufen. Das macht auf mich nicht den Eindruck einer langfristigen, durchdachten Verlagspolitik und als Leser bin ich immer noch verärgert.
Dass es nicht nur mir so geht, zeigt der heutige Blogartikel von El Ma, der mit der Übersetzung einer längeren Buchserie genau das gleiche passiert ist. Sie spricht mir voll und ganz aus der Seele, denn auch ich frage mich manchmal, ob den Verlagen überhaupt klar ist, wie nachhaltig sie Leser verprellen und sich ins eigene Fleisch schneiden, wenn sie Kunden verlieren.
Hier geht’s zu El Mas sehr lesenswertem Artikel:
Wedelt hier der Schwanz mit dem Hund? – aus gegebenem Anlass
Zum Glück betreiben nicht alle Verlage eine derartige Politik. Habt Ihr schon ähnliche schlechte Erfahrungen mit der Übersetzung von Serien gemacht? Gibt es positive Gegenbeispiele von Verlagen, denen auch bei schwächelnden Verkäufen nicht mitten in der Serie die Luft ausgeht?
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Sowas ist mir auch schon passiert. Hex and the City von Shanna Swendson wurde nach dem dritten Band einfach nicht mehr übersetzt. Warum? Darum. Ich hab mir die restlichen Bände dann halt auf englisch gekauft (ein Yay auf Ebooks).
Den Verlagen kann das aber ganz egal sein, weil noch nie jemand gesagt hat “dieser Verlag ist doof, von dem kauf ich keine Bücher.“ Die meisten Leser (jetzt mal von Buchbloggern abgesehen) werden mit Sicherheit nicht mal auf den Verlag achten, von dem sie Bücher kaufen.
Ich glaube auch, dass es dem Durchschnittsleser ziemlich egal ist, welcher Verlag hinter den Büchern steckt – mir geht es im Normalfall genauso.
Deshalb habe ich mir auch vorgenommen, bei Verlagen, die schon früher mit der sinnreichen Begründung “Darum” ;-) eine Serie einfach aufgegeben haben, eine Warnung hinzuzufügen, wenn ich ein Serien-Buch hier bespreche. Wenn dem Leser bewusst ist, dass bei bestimmten Verlagen ein höheres Risiko besteht, mitten in der Serie oder vielleicht mit einem bösen Cliffhanger alleine gelassen zu werden, dann überlegt man es sich möglicher Weise nochmal gut, ob man die Serie anfängt, bevor sie komplett übersetzt ist. Nicht jeder kann oder will aufs englische Original ausweichen. Bei Original-Büchern in jeder anderen Sprache bin ich auch abgemeldet.
Ich hab festgestellt, dass die Bände 1 bis 3 der Serie, die Du erwähnt hast, von Fischer Taschenbuch herausgebracht wurden. Kann es sein, dass sich diese Unsitte munter durch alle Verlag zieht? Oder vielleicht bekomme ich im Laufe der Zeit tatsächlich heraus, bei welchem Verlag sich Vorsicht besonders lohnt.
LG Gabi
Grundsätzlich geht es mir wie Dir: Ich hasse es, wenn ich eine Buchreihe beginne und diese nicht komplett auf Deutsch herausgebracht wird. Die “Prinzen”-Reihe bei Heyne hat mich auch maßlos geärgert.
Aber: Ich spiele jetzt mal den Advocatus diaboli und weise auf die “Gegenseite” hin. Ich finde, diese Beispiel-Buchkalkulation hilft sehr gut zu verstehen, welche Kosten mit der Buchherstellung verbunden sind. Vor allem, wenn es hier nicht um einen neuen Roman von Stephen King oder J. K. Rowling geht, sondern um einen im deutschsprachigen Raum relativ unbekannten Autor; und bei Buchserien kommt ja noch erschwerend hinzu, dass sich erfahrungsgemäß jedes weitere Buch der Reihe etwas schlechter verkauft als die Vorgänger.
Mmpf, man kann im obigen Text den Link nicht erkennen, oder? Deshalb hier noch einmal:
Beispiel-Kalkulation
Ja, der Link geht zwar, ist aber nicht deutlich zu erkennen, deshalb war es schon gut, den separat nochmal zu posten. Danke, diese Kostenrechung war mir so nicht bewusst.
Wenn der Spielraum so eng ist, dann sollten die Verlage umso besser überlegen, was sie tun. Nachdem Heyne nicht unbedigt als ein Verlag bekannt ist, bei dem ich Gaybooks suchen würde, hätte man die Serie vielleicht gar nicht annehmen dürfen, sondern hätte sie einem der Sparten-Verlage überlassen sollen, die von vorne herein das richtige Publikum ansprechen. Band 1 unter “Fantasy” einzuordnen, war sicher auch keine Sternstunde.
Man hätte auch erst einmal nur die eBooks herausbringen können (wahrscheinlich sieht die Kalkulation dafür auch günstiger aus, weil Vertriebs/Buchhandelskosten sicher um einiges niedriger sind) und gleich von Anfang an einen Sammelband der kompletten Trilogie als Print bei entsprechendem Erfolg der Serie in Aussicht stellen können. Das hätte meiner Meinung nach nicht mehr gekostet als das, was sie tatsächlich getan haben und hätte weniger Frust bei den Lesern verursacht.
Dass ein Verlag für ein paar eingefleischte Fans nicht dauernd rote Zahlen schreiben möchte, verstehe ich absolut und halte das auch für die einzig vernünftige Denkweise. An der Umsetzung ohne Sinn und Weitblick kritisiere ich nach wie vor.
LG Gabi
Die Höhe der Lizenzen liegt bei E-Books deutlich über den von physischen Büchern – ca. 25-30 % der net receipts verschwinden davon zum Originalverlag … Die Lizenzgeber wissen schon, wie sie doch an ihr Geld kommen. :-) Und die E-Books laufen ja auch über Amazon und Co., sodass die Rabatte unterm Strich doch ins Gewicht fallen.
Aber natürlich hast Du recht: Wenn man sich an einem neuen Genre ausprobiert, dann sollte man das gleich richtig machen. Und den Kunden nicht für eigene Fehler zahlen lassen.
Huhu :)
Ich kann verstehen, dass du dich darüber ziemlich ärgerst, so würde es mir auch gehen. Aber aus Verlagssicht muss man natürlich auch sehen, dass es einfach nicht wirtschaftlich wäre, eine Reihe weiterzuführen, wenn diese sich nicht rentiert. Selbst wenn das Buch nur als ebook rauskommt, es muss ja trotzdem viel Geld bezahlt werden, nicht nur für die Übersetzung sondern auch für das Cover, den Satz, die Rechte und und und.
Und um Heyne mal in Schutz zu nehmen: Gerade bringen sie die Angelfall Trilogie nochmal neu raus, die vor ein paar Jahren nach dem ersten Band abgesetzt wurde, es geht also auch andersrum :)
Liebste Grüße, Krissy von Tausend Bücher ♥
Hallo Krissy, Ja, ich verstehe schon, dass ein Verlag auch wirtschaftlich denken muss. Mich nervt nur die gedankenlose Art des Versuch und Irrtum auf Kosten der Leser. Ich hatte so den Verdacht, dass die deutsche Übersetzung von Captive Prince nur bei Heyne gelandet ist, weil der Verlag zum gleichen Konzern gehört wie Penguin, die das australische Original herausgebracht haben, denn als ausgemachter Gay Romance Verlag ist Heyne ja nun nicht bekannt. Band 1 wurde mal locker unter “Fantasy” einsortiert (vielleicht hatten sie kein passenderes Genre gefunden …). Wenn ich Captive Prince gelesen hätte mit der Erwartung, es wäre Fantasy, dann wäre ich auch mega enttäuscht gewesen. Von der schlechten Übersetzung wollen wir gar nicht reden… Werbung habe ich keine gesehen, Transparenz was die beiden anderen Bände und ihre Pläne damit angeht, auch Fehlanzeige. Der Leser / Kunde / König ;-) kam hier leider nicht vor und da wundert es mich nicht, dass am Ende kein wirtschaftlicher Erfolg herauskam. Für mich heißt das in der Konsequenz, dass ich die Laberladen-Leser warne, wenn ich ein Serien-Buch bespreche, bei dem genau dieses Gefahr mehr als bei anderen Verlagen / Selfpublishern besteht. Ob sie das Risiko eingehen, mit einem offenen Ende oder gar einem Cliffhanger alleine gelassen zu werden, muss sowieso jeder selbst entscheiden. Und die Verlage müssen dann eben auch in Kauf nehmen, dass der eine oder andere den Band 1 erst kauft, wenn der letzte Band übersetzt / erschienen ist. Mir ging es mit meiner Schimpftirade auch gar nicht darum, übliche Verlagspraxis zu ändern. Dafür habe ich nicht genug Einfluss und viel zu wenig Einblicke. Ich möchte nur die Zusammenhänge aufzeigen, dass man sich mit einem Blick ausschließlich auf die Finanzen möglicherweise ins eigene Fleisch schneidet. In der Diskussion mit El Ma wurde unter anderem dieser Artikel erwähnt, der genau das thematisiert:… Mehr lesen »
Ich sehe hier in der ganzen Diskussion noch ein weiteres Problem. Viele Deutsche leben immer noch mit der “Geiz ist geil”-Mentalität. Bedingt durch viele eBooks im extrem niedrigen Preissegment trauen sich viele gar nicht mehr, sich ihre Arbeit auch adäquat bezahlen zu lassen. Wenn mich als Leser ein Buch wirklich interessiert und ich nicht das Gefühl bekomme abgezockt zu werden, dann ist doch auch gegen einen fairen Kosten/Nutzen-Preis nichts einzuwenden. Jeder Verlag hat ein Schema, was an Kosten bis zur Veröffentlichung anfällt. Wenn ich es clever mache, brauche ich mit Hilfe der Social Networks noch nicht einmal mehr kostenpflichtige Werbeanzeigen zu schalten. So kann doch von vorne herein – gerechnet auf Menge X – eine ziemlich korrekte Kostenanalyse erstellt werden (inkl. einer Risikorechnung, wenn sich der Artikel nicht so gut verkauft). Wenn ich allerdings blauäugig mit einem neuen Produkt auf den Markt gehe, dass es bisher so noch nicht in meinem Sortiment gab, muss ich Sorgfalt walten lassen. Das macht jede (vernünftige) Privatperson, bevor man eine nicht ganz alltägliche Anschaffung tätigt. ABER, das macht Mühe, kostet Zeit und macht nicht wirklich viel Spaß. Aber wenn ich etwas will – egal ob Erfolg, Anerkennung, Umsatzsteigerungen oder privat eben genau dieses eine Produkt, welches mein Leben noch viel schöner macht als vorher, muss ich einiges an Aufwand und Mühe investieren. UND das einfach in der Hoffnung, dass es funktioniert, ohne Garantie auf Erfolg. So ist das Leben und es ist nicht immer lustig. Kaufst Du ein Auto, solltest du immer noch einen Puffer für eine unvorhergesehene Reparatur auf der Seite haben. Tätigst du als Unternehmer einen Invest in eine neue Idee – musst du in deiner Kalkulation immer etwas auf der Seite haben, um nicht zum Schluss “nackig” da zu stehen. Aber es ist heutzutage viel einfach zu sagen – oh, tut… Mehr lesen »
Ja, liebe El Ma, sich vorher Gedanken machen und für alle Fälle einen Plan B in der Taschen haben – das klingt tatsächlich so, als wäre das in der heutigen Wegwerfgesellschaft nicht mehr üblich. Ich kenne konkret ja nur das Captive Prince Beispiel, auf dem ich hier immer herumreite, aber da scheint mir genau das schief gelaufen zu sein.
So kann man keine Kundenbindung und Verlagstreue erwarten und der Slogan “Servicewüste Deutschland” kommt ja auch nicht aus dem Nichts. (Die Antworten des Verlages auf meine Nachfragen musste ich mir auch mit Hartnäckigkeit und am Ende sogar Frechheit “erkämpfen”)
Ich lege Wert auf gute Qualität und Service und ja, ich bin auch bereit, für gute Arbeit etwas mehr gutes Geld zu zahlen als bei hingeschlunzter Groschenheft-Massenware vom Grabbeltisch. Wenn manche Verlage diesen Qualitätsanspruch selbst verloren haben, dann ist das eben nicht mehr mein bevorzugter Verkäufer und ich wende mich anderen Verlagen zu, die das besser im Griff haben UND auch gute Bücher herausbringen.
Jacqui von http://jacquysthoughts.blogspot.de/ konnte bei diesem Beitrag leider keinen Kommentar hinterlassen (die Technik spielte nicht mit). Deshalb poste ich ihren Kommentar für sie:
Ich finde es auch sehr enttäuschend, wenn eine Reihe einfach mittendrin abgebrochen und nicht weiter übersetzt wird. Coveränderungen sind schon ziemlich lästig, allerdings kann ich damit zur Not noch leben, wenn es einen guten Grund gibt, aber der ist leider oft nicht so ersichtlich. Wenn das Format geändert wird und es finanziell zu begründen ist, ist das was anderes, als wenn wirklich nur das Design plötzlich anders ist. Dafür habe ich dann nämlich kein Verständnis mehr.
Wenn der letzte Band gar nicht mehr kommt, finde ich das aber verdammt ärgerlich. Den Fall hatte ich zum Beispiel bei der „Sternenfeuer“ Trilogie, die ich echt fantastisch fand. Von 90% der Blogger habe ich aber gehört, dass sie die gar nicht erst angefangen haben, weil das Ende einfach nicht übersetzt wird und es dämlich ist, mitten in der Geschichte zu stecken und dann nie zu erfahren, wie es ausgegangen wäre. Ich habe mir den Abschluss dann auf Englisch zugelegt, aber die Möglichkeit hat nicht jeder und ich überlege mir nun auch immer drei mal, ob ich überhaupt noch eine deutsche Reihe anfange, wenn nicht ganz sicher feststeht, dass sie auch zu Ende geführt wird.
Ich stimme dir da also zu: Die Verlage schneiden sich nur ins eigene Fleisch und sollten vielleicht etwas an ihrer Planung arbeiten.
Hallo Jacqui,
Einerseits ist es wieder ein ärgerliches Beispiel mehr, das Du da nennst, aber andererseits bestätigst Du ganz genau meine Vermutung, dass eben die Leser irgendwann dazu lernen und die ganze Reihe ignorieren, bis der letzte Band übersetzt ist. Wenn das nicht geplant ist, können sich die Verlage dann die Mühe und Kosten für Band 1 und 2 auch sparen, denn die werden nie große Verkaufserfolge sein.
Und wenn ich den Schluss auf englisch lesen muss, dann lege ich mir gleich die ganze Reihe auf englisch zu.
Mal sehen, ob das die Verlage irgendwann begreifen.
LG Gabi
Ich finde so etwas einfach nur mies. Natürlich müssen Verlage auch ans Geld denken usw. aber ich finde es einfach nur ärgerlich, wenn so etwas passiert. Mir ist so etwas zum Glück noch nicht passiert und ich hoffe sehr, dass mir das auch so schnell nicht passieren wird.
Ein weiters Thema wäre dann natürlich die Coverdesigns, die sich innerhalb einer Reihe ändern, aber das ist im Vergleich natürlich nicht ganz so schlimm. Trotzdem mies.