[Gänseblümchen der Woche] #155

Gab es diese Woche noch etwas anderes als Corona und Levi? Na klar! Lest hier:

Eigentlich nichts zum drüber freuen, aber am Ende dann doch ein bisschen. Wie ich in dieser Rubrik schon öfter erwähnt habe, fahre ich einen Polo mit Beschiss-Motor. Ich bin hoch zufrieden mit dem Auto und es gibt wirklich nichts, was mir daran nicht gefällt – bis auf diese unselige Sache, dass VW mich gigantisch übers Ohr gehauen und am Motor manipuliert hat. Außerdem hat der Megakonzern es im Grunde bis jetzt nicht ohne Zwang eingesehen, dass das nicht richtig war und mir eine Entschädigung zusteht.

Ohne große Hoffnung habe ich mich dieser Musterfeststellungsklage angeschlossen. Das ging schnell und online und wenn es mehr Aufwand bedeutet hätte, dann hätte ich es nicht gemacht. Nun kam eben diese Woche ein Brief von VW. Ich Naivling dachte, darin ist ein Vergleichsangebot. Aber nein, darin war die Info zu einer Einlog-Möglichkeit, auf die ich noch ein paar Tage warten musste. Dort eingeloggt, musste ich tausend Daten eingeben und DANN wurde mir das Vergleichsangebot genannt, dass VW mir machen wollte.

Ich hatte vorher schon gesagt, dass ich das Angebot annehmen werde, weil ich für die Alternative, nämlich selbst zu klagen, keine Nerven habe. Den guten Ruf hat VW in meinen Augen sowieso verloren, daran ändert das Geld auch nichts. Aber natürlich nehme ich es mit. Die Summe ist schon okay, dafür dass ich auf alle künftigen Rechte verzichte, die ich sowieso nie wahrgenommen hätte. Also hab ich dem Vergleich zugestimmt und freue mich darauf, dass mein Konto aufgefüllt wird.

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Die Nachbarin, die in der Wohnung unter mir wohnt, sehe ich wirklich selten. Heute sind wir uns im Treppenhaus (auf Abstand) über den Weg gelaufen, als ich mit Levi auf dem Weg zum Gassigehen war. Ich hab sie gefragt, ob sie und ihre Familie Levis Toben, Jaulen und die Krallen auf dem Laminat klicken hören. Sie winkte ab und meinte, ihre beiden “kasernierten” Jungs würden viel mehr Lärm machen und mich stören. Also haben wir uns gegenseitig versichert, dass wir alles gutwillig ertragen und alles in Ordnung ist. Ich meine, die Elefantenherde kommt inzwischen wirklich selten zu den Nachbarsjungs zum Fussballspielen, seit sie im Fussballverein sind ;-)

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Überhaupt muss ich sagen, dass der Zwangsabstand zu ganz neuer Höflichkeit sorgt. Es stellt sich im Supermarkt keiner mehr zwischen mich und das Regal, das ich gerade mit den Augen absuche. Man geht mit Abstand aneinander vorbei, statt sich wegzurempeln. An der Kasse fährt mir keiner mehr mit dem Einkaufswagen in die Hacken, sondern bleibt in seinem markierten Bereich. Und auch wenn man in den verwaisten Straßen einzelnen Menschen begegnet, fühlt man sich bemüßigt, sich zu grüßen. Das war früher auch nicht so, aber es scheint, dass sich eine neue Art Zusammenhalt entwickelt.

Okay, es gibt immer noch diese Idioten, die Corona-Partys feiern und Klopapier horten, aber nach meinem Eindruck sind das die Ausnahmen. Die meisten Menschen zeigen sich von ihrer guten Seite.

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Heute zum Beispiel kam eine freilaufende alte Hundedame zu Levi und sie beschnupperten sich freundschaftlich. Das zugehörige Frauchen und ich unterhielten uns eine ganze Weile, während wir beide durch einen ca. 4 Meter breiten Grünstreifen getrennt waren. So sind wir durch die Sonne geschlendert, die Hunde sind gemächlich mitgelaufen, und alles war gut. Übrigens kam Levi schnellstens angeflitzt und hat sich auf meine Schuhe gesetzt, als ich die Hundedame gestreichelt habe. Das kann ja nicht sein, die Frau ist für MICH zuständig, die darf doch keine anderen Hunde streicheln, sagte sein Blick ;-)

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Mit meiner Schwester habe ich diese Woche am Telefon philosophiert, dass man es gar nicht besser absichtlich hätte konstruieren können, um die Bedingungen zu schaffen, dass die Menschheit mal ein bisschen Abstand zum hektischen Alltag bekommt und über das nachdenkt, was wirklich wichtig ist.

Corona ist ja nun nicht so ganz harmlos, sondern kostet Leben. Und ob die Gesundeten alle ohne bleibende Schäden sind, ist wohl auch noch nicht ganz klar. Man spricht von einer eingeschränkten Lungenkapazität und das ist auch nicht ohne. Also sollte man diese Geschichte wirklich ernst nehmen und viele machen sich bei dieser Gelegenheit ein paar grundsätzliche Gedanken.

In der erzwungenen Ruhepause fällt einem auf, was man wirklich braucht, wer und was wichtig ist und wie wenig die beruflichen Erfolge der Manager zählen. Umgekehrt werden die Menschen, die unter schlechten Bedingungen arbeiten und im Moment Kopf und Kragen riskieren, damit der Laden weiter läuft (Verkäuferin, Krankenpfleger, LKW-Fahrerin, Erzieher und viele mehr)  viel höher geschätzt als früher. Ich hoffe, von diesem Sinneswandel bleibt etwas übrig, wenn der Virus seine Macht verloren hat.

Im Rahmen meiner vielen Therapiesitzungen bin ich schon vorher zu der Erkenntnis gekommen, dass ich meinen Focus ändern muss. Das sehe ich inzwischen bei vielen anderen auch und das gefällt mir. Ich möchte es nicht so hoch aufhängen, dass man sein Leben künftig aufteilt in “vor Corona” und “nach Corona”, weil sich alles grundlegend ändert. Aber je mehr es in diese Richtung geht, desto besser.

Ich hoffe, wir (die Menschheit) überstehen diese apokalyptische Zeit mit einem blauen Auge und machen etwas daraus, dass wir diesen Warnschuss erhalten haben.

Bleibt alle gesund und verliert den Optimismus nicht. Dafür gibt’s natürlich auch heute wieder Levi-Fotos:

 

 

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Welche schönen Momente haben Euch in dieser Woche ein Lächeln ins Gesicht gezaubert?

Die ursprüngliche Idee zum Gänseblümchen der Woche stammt von „Hoffnungsschein“ und ich hab die Aktion bei „Schattenwege“ entdeckt. Auf diesen Blog gibt es auch regelmäßig neue Beiträge zur Rubrik “Gänseblümchen”

 

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