Gillibran Brown nimmt uns mit durch sein Jahr 2008. Seine zwei Haustyrannen Shane und Dick sind nach wie vor an seiner Seite und er führt ihnen den Haushalt, doch Ruhe und Harmonie ist nicht oft zu finden. Gilli spielt Streiche, schmollt, wirft mit Sachen und gibt schnippische Antworten. Vor allem aber kämpft die sensible Seele mit seiner Epilepsie, die er als Makel empfindet und am liebsten komplett ignorieren würde, mit der Dynamik in ihrer Dreierbeziehung und damit, dass seine Mutter schwer krank ist. Kein leichtes Jahr für Gilli, Dick und Shane.
So fand ich’s:
Einerseits ist es ermüdend, aber auch berührend, wie Gilli ständig dagegen ankämpft, sich ausgeschlossen und entmündigt zu fühlen. Er tut einem leid, denn er meint es immer gut und macht sich Gedanken, aber seine Bemühungen gehen oft genug nach hinten los. Er ist schnell gekränkt, bezieht alles auf sich und nimmt Negatives viel zu ernst, weil er nicht genug Selbstbewusstsein hat und immer auf der Suche nach Bestätigung ist.
Andererseits scheint er auch oft seine Grenzen bewusst auszutesten und Strafen zu provozieren, er lernt nichts aus seinen früheren Erfahrungen und macht immer wieder den selben Quatsch. Dass er sich so vehement dagegen wehrt, auf Alkohol zu verzichten, obwohl er genau weiß, dass dadurch seine epileptischen Anfälle ausgelöst werden, ist so unvernünftig und kindisch, wie nur möglich. Deshalb kann ich auch gut verstehen, wieso insbesondere Shane ihn nicht wie einen Erwachsenen behandeln kann und auch sehr oft von ihm genervt ist.
Gilli kommt nicht gut mit Menschen klar. Einzig Nachbarin Eileen ist ihm ans Herz gewachsen. Mit seiner Mutter hat er ein schwieriges Verhältnis, deren Mann kann er absolut nicht leiden, ebenso wie Shanes Schwester Penny oder Leos neuesten Lover, den perfekten Jak. Leo selbst toleriert er gerade mal so. Ein besonderer Menschenfreund ist er also nicht, aber umso genauer sieht er hin und kommentiert mit spitzer Zunge seine Beobachtungen. Oft genug spricht er das auch laut aus und bringt sich damit in Schwierigkeiten, lässt die Leser aber auch über seine Sprüche lächeln.
Wie in den anderen Bänden auch war ich hin und her gerissen zwischen Schmunzeln über Gilli und von ihm genervt sein, zwischen Unverständnis für Shanes Hartherzigkeit und dem Wunsch, Gilli selbst mal kräftig zu schütteln. Nach wie vor ist mir die Domestic Discipline Basis ihrer Dreierbeziehung fremd und auch manchmal befremdlich, obwohl Gilli selbst ein bisschen mehr Licht in die Sache bringt und seine Meinung darüber deutlich macht. Erfreulicher Weise zeigt sich nicht nur Dick, sondern auch mal Shane etwas aufgeschlossener, verbringt Zeit mit Gilli und kümmert sich nicht immer nur streng, sondern auch mal sehr liebevoll um ihn.
Am Ende kommen Gillis Unbehagen beim Thema Weihnachten und die schwere Krankheit seiner Mutter ohne Aussicht auf Heilung zusammen und bescheren ihm einen trübsinnigen Winter
Und wieder hat es der temperamentvolle, viel zu sensible, unvernünftige, viel zu wenig selbstbewusste, aber doch vorlaute und verspielte Gillibran geschafft, mich in seine Welt mitzunehmen und mich für sich einzunehmen. Nun bleibt mir noch ein weiterer bisher veröffentlichter Band mit dem Titel “Christmas at Leo’s”, den ich trotz der völlig unpassenden Jahreszeit bald lesen werde.
Mehr dazu:
Das Online-Journal mit aktuellen Eintragungen von Gillibran Brown gibt es auf der Homepage des Autors.
Die Serie in der richtigen Reihenfolge:
Fun with Dick and Shane
More Fun with Dick and Shane
Achilles and the Houseboy
Gilliflowers
Christmas at Leo’s
Revelations (noch nicht erschienen)
[Werbung] Klappentext- und Bildquelle sowie Buchdetails: Autorenhomepage
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