Papierkram – juhuuu, wie schön.
Versicherungen für’s Haus über den Besitzerwechsel informieren, ggf. kündigen, Preisvergleiche anstellen. Auszug aus der Flurkarte anfordern, weil über die Jahrzehnte kein einziger Grundstein mehr vorhanden ist und ich nicht weiß, wo die Grundstücksgrenze verläuft. Zweitwohnsitz anmelden, Wasser, Strom, GEZ – ach nein, das heißt ja jetzt Rundfunkbeitrag. Und gleich die Befreiung beantragen, weil ich ja schon da zahle, wo ich jetzt wohne. Ich bin gespannt, wie lange es dauert, bis die das begreifen. Ich hab schon sehr schlechte Erfahrungen gemacht, was die Fähigkeit der GEZ-Leute angeht, einen Sachverhalt zu erfassen. Kompliziert muss der nicht sein, sie scheiterten schon gelegentlich an einem einfachen Umzug in meiner Vergangenheit.
Über die Verbraucherzentrale hab ich mir einen Online-Vortrag zur energetischen Sanierung angehört, der schon ein bisschen Licht ins Dunkel gebracht hat. Als nächstes lade ich mal einen Verbraucherzentrale-Experten in mein Haus ein, damit er das Haus individuell bewertet. Danach werde ich wohl einen “individuellen Sanierungsfahrplan” brauchen, der ordentlich Geld kostet, aber zusätzliche Fördermöglichkeiten eröffnet und eine sinnvolle Reihenfolge einer Sanierung aufzeigt.
Die ersten Komplikationen sind auch schon am Horizont aufgetaucht bzw. vom Nachbargrundstück herübergeschwappt. Mein Vater, der mir das Haus vererbt hat, war ja vor seinem Tod etwa 10 Jahre zunehmend dement und das zeigt sich in verschiedensten Dingen, die auch das Haus betreffen. Er hat seine teuren Werkzeuge an irgendwelche “Freunde” verschenkt und angeblich Zusagen gemacht, deren Konsequenzen er nicht mehr überblickt hat. Weil es nur diese mündlichen Vereinbarungen gab, wird es schwammig, was eine vernünftige Abgrenzung angeht. Ich schwanke zwischen “ich will darum nicht streiten” und “das kann ich mir nicht gefallen lassen” und hoffe, dass nicht noch weitere Überraschungen dieser Art auftauchen.
Ich kann allen und auf allen Themengebieten nur raten, alles schriftlich festzuhalten, ggf. mit einem neutralen Zeugen, der die Absprache auch mit unterschreibt. Je nachdem, um welche Summen es geht, würde ich sogar zu einem notariellen Vertrag raten. Falls etwas an Behörden gemeldet oder offizielle Dokumente geändert werden müssen – tut es und zwar gleich! Mündliche Zusagen, an deren genaue Bedingungen sich später keiner mehr erinnern kann oder die gerne mal falsch verstanden werden, bringen nur Ärger.
In meinem Fall ist es ein Vorteil für mich, dass außer heißer Luft nichts Verbindliches existiert. Hätte aber auch andersrum laufen können und ich müsste nun verzichten, weil mir die Beweise fehlen.
Ich hatte mit diversen Behörden und Versicherungen zu tun und bin über die Bandbreite deutscher Bürokratie beeindruckt. Von “ein Anruf und alles wird prompt erledigt” bis “schon am Telefon alles falsch verstehen und dann x Mal per Mail nachfragen, um es dann doch falsch zu machen” war alles dabei.
Und in meinem persönlichen Fall zeigt sich ganz deutlich, wieso ich aus gesundheitlichen Gründen frühpensioniert wurde. Früher hab ich es geliebt, Chaos zu entwirren, alles zu organisieren und zu dokumentieren, herumzutelefonieren und Mails zu schreiben. Heute stresst und ermüdet mich das. Ich brauche ewig und muss für alles einzeln Anlauf nehmen und mich vorbereiten. Ich schüttele gar nichts aus dem Ärmel, so wie das früher immer geklappt hat. An manchen Tagen reicht es nur dazu, mit den Hunden rauszugehen oder in die Gegend zu starren. Dass ich mich auf einem Themengebiet bewegen muss, das mir völlig fremd ist, hat mich früher gereizt und angespornt, mich schlau zu machen. Heute drücke ich mich davor, damit anzufangen und gebe schnell wieder auf. Das ist nicht als Jammerpost gedacht, ich will nur dokumentieren, wie es im Augenblick aussieht. Ich beiße mich schon durch und am Ende wird alles geklärt sein. Der Weg dahin ist aber ein bisschen steiniger als gedacht.
Trotz der zusätzlichen 100 Milliarden Sondervermögen für den Klimaschutz habe ich auch Bedenken, dass die Fördermittel für energetische Sanierung wie Einbau einer Wärmepumpenheizung, Photovoltaik oder Isolierung von Außenwänden gestrichen oder gekürzt wird. Gerade bei den Wärmepumpen gibt es massig Förderungen. Und es macht einen entscheidenden Unterschied, ob man 30 % der Kosten zahlen muss oder 100 %!
In diesem Moment sitze ich in meiner gemütlichen Dachwohnung, die ich sehr mag, außer es herrscht Sommerhitze wie jetzt. Da ist es nämlich unerträglich heiß. Meine Gedanken wandern auf’s Land zur schattigen Wiese, wo ungehindert die Sommerbrise ums Haus wehen kann und wo ich hoffentlich den nächsten Hitzesommer verbringen werde.