Mit Watte im Kopf und mitten in der Nacht, weil ich durch die Zeitumstellung meinen Schlafrhythmus verloren habe, widme ich mich der Montagsfrage, die wie immer bei Buchfresserchen gestellt wird.
Und ausgerechnet heute gibt es keine Themenvorgabe. Da ich immer noch davon überzeugt bin, alle früheren Montagsfragen schon beantwortet und deshalb keinen Nachholbedarf zu haben, muss ich mir eine eigene Frage ausdenken. Das passt ja perfekt, denn mir geht da eine Sache schon eine Weile durch den Kopf, zu der mich Eure Meinung interessieren würde:
Lest ihr schon mal Bücher, bei denen ihr schon vorher befürchtet, dass sie euch nicht gefallen?
Durch eine nette Twitter-Runde habe ich mich breitschlagen lassen, “Trinity – verzehrende Leidenschaft” von Audrey Carlan zu lesen (und unter dem Hastag #bbfliest darüber zu twittern). Man kommt ja kaum durch eine Buchhandlung oder durch’s buchaffine Internet, ohne über dieses Buch zu stolpern. Und ich hatte da schon so meine Befürchtungen über klischeebeladenen Inhalt, plumpe Sprache und wenig Handlung und fand sie beim Lesen so ziemlich alle bestätigt oder übertroffen. Kurz darauf entspann sich dann aber bei Twitter eine Diskussion darüber, wieso man überhaupt Bücher lesen würde, die nicht dem eigenen Beuteschema entsprechen und bei denen man vorher schon vermuten müsste, dass sie einem nicht gefallen. Da kam mir natürlich “Trinity” wieder in den Sinn, bei dem es mir genau so ging und das ich trotzdem gelesen habe. Und für nächste Woche habe ich geplant, “Paper Princess” von Erin Watt zu lesen, bei dem ich ähnliche Vorbehalte habe.
Natürlich kommt es schon mal vor, dass mich Bücher enttäuschen. Aber dass ich zu Büchern greife, bei denen ich die Enttäuschung quasi schon voraussetze, das gehört auch bei mir nicht zur Tagesordnung. Dafür ist mir meine Lesezeit einfach zu schade.
Andererseits habe ich auch gute Gründe, ab und zu doch mal eines der Bücher zu lesen, auf deren Erscheinen ich nicht unbedingt sehnsüchtig gewartet habe:
–> Ich will wissen, wo der Reiz dieser Bücher liegt, wenn sie es schaffen, so viele begeisterte Fans anzusammeln und so prominent in aller Munde zu sein
–> Ich kann nicht guten Gewissens etwa ablehnen, das ich nur vom Hörensagen und aus zweiter Hand kenne, sondern ich muss mir wenigstens ab und zu mal einen eigenen Eindruck veschaffen
–> Ich bin der Meinung, es sollte über ein Buch nicht nur rosarot eingefärbte Begeisterungsrezensionen von hingerissenen Fans geben (die natürlich genauso ihre Berechtigung haben), sondern auch kritische Stimmen gehören dazu
–> und schließlich kann ich vor dem Lesen nicht sicher wissen, ob mir das Buch tatsächlich nicht gefällt. Ein kleiner Teil von mir hofft, positiv überrascht zu werden und meine Vorurteile gerade eben nicht bestätigt zu finden.
Das reicht mir persönlich als Motivation absolut aus, auch mal abseits meines üblichen Leseschemas zu Büchern zu greifen, denen gegenüber ich Vorurteile und Bedenken habe. Durch diese Twitter-Diskussion nach dem Sinn eines solchen Verhaltens frage ich mich nun aber, stehe ich damit alleine da? Oder gibt es noch mehr Leute, die das auch ab und zu tun und trotz Bedenken doch zu einem Buch greifen und es kritisch betrachten?
Wie haltet ihr das? Ich bin gespannt auf eure Ansichten dazu.
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Hahaha Trinity, ja das wird sehr lange nachhallen.
Grundsätzlich lese ich ja fast alles. Manche Genre vermeide ich trotzdem und sollte mir eines in die Finger fallen von dem ich meine es könnte eventuell vielleicht doch gefallen, wird es auch gelesen. Open your Mind sag ich mir immer.
Manchmal kommt man halt auf anderen Wegen oder eben vom Weg ab, aber zum Ziel führen alle. Lesen!
Mein bestes Beispiel, so typisch historische Mittelaltergeschichten mag ich nicht aber der Medicus fand ich großartig, dagegen Hab ich die Hebamme abgebrochen. Aber das geht mir auch mit Krimi und Thriller so. Es muss ein ja nicht alles gefallen ;-)
Wünsche dir eine schöne Woche
Liebe Grüße
Kerstin
Open your Mind ist ein tolle Motto, mit dem man sicher ein paar Buch-Schätze entdeckt, die einem sonst entgangen wären.
LG Gabi
Huhu,
mittlerweile lese ich sogar vermehrt solche Bücher, wo ich unsicher bin ob sie was für mich sind. Ich hab einfach schon zu viel gelesen und solange mich das Grundthema fasziniert greif ich auch schon mal zu sowas. Oft wurde ich dann doch überrascht.
Auch Bücher, die ich abgebrochen habe gebe ich öfter noch eine Chance. Manchmal waren es dann doch so kleine Schätze im Nachinein. Ich finde man sollte sich einfach nicht so einschränken.
Und Bücher die absolut meinem Geschmack entsprechen gibts sowieso kaum.
Hier ist mein Beitrag:
https://lesekasten.wordpress.com/2017/03/27/montagsfrage-74-offene-montagsfrage-buecher-die-ich-niemals-hergeben-wuerde/
LG Corl
Es ist mir auch schon passiert, dass ich meine Meinung über ein Buch komplett geändert habe, als ich es nach Jahren nochmal gelesen habe. Manchmal ist es eben nicht die richtige Zeit für ein Buch, aber zu einem anderen Zeitpunkt passt es dann doch. Man sollte ein Buch wirklich nicht vorschnell aufgeben, das stimmt.
LG Gabi
ja, stimmt. Da geb ich dir recht. Aber manchmal ändert sich auch einfach der Geschmack und das merke ich gerade öfter.
Ja, ich habe auch das Gefühl, aus manchen Büchern und Genres einfach “herausgewachsen” zu sein und dafür andere erst neu für mich zu entdecken. Und ich finde, das ist eine gute Sache!
LG
Herausgewachsen würde ich gar nicht sagen. Ich würde eher sagen ich lese die Genre noch immer, bevorzuge aber manchmal andere Bücher als früher.
LG Corly
Liebe Gabi,
es kommst schon vor, dass ich ein Buch in die Hand nehme, obwohl ich vermute, dass mich dieses nicht total überzeugt. Zum einen sind das Bücher, die ich lesen möchte, um mir meine eigene Meinung zu bilden oder die genrefremd doch auch überraschen könnten.
Als ich mit dem Bloggen angefangen habe, ist es mir recht schwergefallen, Bücher die mir angeboten wurden abzulehnen. Da waren einige dabei, bei denen ich im Vorfeld erahnte, dass sie mir nicht gefallen würden. Gut dass ich schnell gelernt habe Nein zu sagen.
Ich bin allerdings nur selten bereit, mich auf diese Bücher einzulassen, denn meine Lesezeit möchte ich gern so sinnvoll mit den Büchern füllen, die mir garantiert gefallen werden.
Liebe Grüße
Nisnis
Hmmm, ja, in dieser Zwickmühle stecke ich auch. Nämlich, dass ich meine Lesezeit nicht verschwenden möchte an Experimente, die dann schief gehen. Andererseits entgehen einem so vielleicht doch Schätze, mit denen man gar nicht gerechnet hätte.
LG Gabi
Aus diesem Grund mache ich gern bei den “Buch-Dates” mit, die von Zeilenende und wortgeflumselkritzelkram organisiert werden: Hier musst/darfst Du Dir aus drei Empfehlungen ein Buch aussuchen und musst/darfst es lesen – aber es ja eine andere Person für Dich ausgesucht. Kann ich nur empfehlen – hilft dabei, über den eigenen Lese-Zaun hinauszuschauen.
Ich weiß nicht, ob das was für mich wäre, weil ich doch sehr danach gehe, worauf ich gerade Lust habe. Und wenn die Empfehlung nicht genau meine Stimmung trifft, dann würde ich sie eher öfter ignorieren als befolgen. Grundsätzlich finde ich es aber eine gute Idee, durch Lesetipps anderer das gewohnte Leseschema mal zu durchbrechen.
LG Gabi
Ich verstehe deine Argumente sehr gut und stimme dir da zu. Mich reizen gerade die Bücher, die von vielen in den Himmel gelobt werden, aber einzelne Rezensionen haben, die genau das Gegenteil sagen und teilweise von sehr problematischen Inhalten sprechen. Da möchte ich mich dann doch gerne überzeugen, welcher der beiden Gruppen ich mich anschließen würde und ob die Kritik nicht berechtigt ist. Und wenn sie das ist, dann möchte ich auch die makellosen Bewertungen nicht so stehen lassen, sondern auch meinen Senf dazu geben. Natürlich gibt es unterschiedlichen Geschmack, aber allein daran liegt es ja oft nicht.
Das ist auch der Grund wieso mich “Paper Princess” mehr interessiert, seit ich die negativen Stimmen dazu kenne. Ich bin schon gespannt, was du dazu sagst :)
Du bringst es gut auf den Punkt, was mir auch durch den Kopf geht. Wenn die Meinungen so weit auseinander klaffen, dann reizt es mich sehr, mich selbst mit dem Buch zu beschäftigen.
Nächste Woche bin ich schlauer und werde natürlich meinen Eindruck zu Paper Princess mmit Euch teilen.
LG Gabi
Liebe Gabi,
ich finde es super, dass du das Thema noch einmal aufgreifst! Meine Meinung dazu kennst du ja :).
Ich gebe zu, dass mich polarisierende Bücher durchaus neugierig machen, solange zumindest die Basis stimmt, nämlich dass mich der Inhalt anspricht. Bücher, wo ich allerdings von Anfang an das Gefühl habe, dass sie einfach nichts für mich sind, würden wohl trotzdem nicht den Weg zu mir finden. Zugegeben, das ist Bauchgefühl und damit ein Erfahrungswert, aber da kommt die bereits von dir erwähnte Zwickmühle zum Tragen … Daher wird es wohl für mich immer wieder ein gewisses Hickhack sein, aber das macht ja ab und zu auch den Reiz aus. Denn eine Überraschung erlebt man ganz bestimmt – entweder im Guten oder im Schlechten ;).
Liebe Grüße
Ascari
Du hast natürlich recht, dass man sich rein aus akademischen Gründen nicht mit Büchern quälen muss, die einem ganz und gar nicht ligen. Ein grundsätzliches Interesse sollte schon vorhanden sein. Schließlich werden wir nicht dafür bezahlt, sondern opfern unsere Freizeit! Tut man das aber in netter Gesellschaft, verschönert einem das so manches Buch :-)
LG Gabi
Liebe Gabi,
Einen schönen Beitrag hast du da geschrieben und ich stimme dir eigentlich voll und ganz zu. Allerdings ist es bei mir persönlich so, dass ich so viele Bücher habe, auf die ich mich sehr freue und einen großen SuB mit tollen Büchern habe ich auch. Da ist mir dann meistens meine kostbare Lesezeit zu schade. Aber manchmal reizt mich natürlich auch ein gehyptes Buch, was vielleicht nicht meinem eigentlichen Beuteschema entspricht, aber noch eben durch Rezensionen etc. neugierig gemacht hat.
Aber oft kommt das bei mir nicht vor. Finde es aber total ok und sogar gut, wenn Blogger das machen. Denn wie du sagt, es bringt ja auch Diversität rein, wenn es nicht nur positive Rezensionen zu einem Buch gibt.
Liebste Grüße,
Julia