Montagsfrage: Wie kommst du mit einem offenen Ende oder einem Cliffhanger klar?

In aller Frühe beantworte ich die Montagsfrage von Buchfresserchen schnell noch, bevor ich ins Bett gehe. Die heutige Frage kann ich gar nicht so kategorisch mit einer eindeutigen Antwort versehen, denn – es kommt darauf an.

Eigentlich wollte ich ganz spontan antworten, dass ich Cliffhanger überhaupt nicht mag. Dann fiel mir aber ein, dass das Buch, das ich gerade lese, nämlich “Todesmärchen” von Andreas Gruber, tatsächlich die Fortführung eines Mini-Cliffhangers aus dem Vorgängerband “Todesurteil” ist und ich diese Überleitung total gelungen fand. Denn der Cliffhanger hatte nichts mit der eigentlichen Krimihandlung zu tun, die sehr wohl abgeschlossen war, sondern war nur eine kurze Nachricht an den Haupt-Ermittler Maarten S. Sneijder über einen gewissen Piet van Loon, von dem der Leser bisher nichts wusste. Das aktuelle Buch dreht sich nun um diesen van Loon. Schön gemacht, hat mir gefallen.

Genauso geht es traditionell bei den Sebastian-Bergmann-Büchern von Hjorth und Rosenfeld am Ende nicht ohne Cliffhanger ab. Die betreffen aber auch nie die Krimihandlung, sondern immer das Privatleben des einen oder anderen Ermittlers und lassen einem schon mal den Mund offen stehen, weil das wirklich heftige Knaller-Cliffhanger sind. Wenn der Krimifall abgeschlossen ist, dann ist mir das Abschluss genug und ich lebe offensichtlich ganz gut mit dem noch offenen Ende im Privatleben, denn gestört hat mich das noch nie.

Bleibt aber die Haupt-Handlung an spannender Stelle einfach stehen und man muss bis zum nächsten Band warten, dann kommt das bei mir immer als eine ziemlich billige Verkaufsstrategie rüber und ich ärgere mich. Da ich bei Reihen eigentlich fast nur Krimireihen lese, ist das Risiko, so ein Ende zu erwischen, zum Glück sehr gering.

Besonders bei Übersetzungen kann man sich ja nie sicher sein, dass auch alle Bände übersetzt werden, auch da stand ich schon doof und ohne ein Ende da, weil der Verlag die Reihe nicht auf Deutsch weiter führen wollte. Kein Wunder, wenn manche Leute eine Serie erst anfangen, wenn der letzte Teil schon erschienen ist. Das kann ich voll und ganz nachvollziehen. Wir hatten es ja auch schon, dass der gar nicht so alte Stieg Larsson nach dem dritten Band seiner geplant 10-teiligen Reihe einfach so gestorben ist und wir armen Leser nun mit einer Trilogie leben müssen. Zum Glück hat diese Trilogie schon einen gewissen Abschluss, mit dem ich auch gut leben kann.

Also bitte, liebe Autoren, findet einen irgendwie gearteten Abschluss. Der kann bei Serien mit einer fortlaufenden Handlung natürlich nicht so endgültig sein wie bei Krimi-Reihen mit unabhängigen Episoden, aber einfach mittendrin aufhören und im nächsten Band weiter machen, weil die geplante Seitenzahl erreicht ist, das gefällt mir nicht.

Mit offenen Enden habe ich tatsächlich mehr Probleme. Wenn ich eine Geschichte erzählt bekomme, dann möchte ich die Geschichte erzählt bekommen und nicht nur 95 % davon. Dass man sich einen Epilog a la “und sie lebten glücklich bis an ihr Ende …” spart und keine Prognose für die Zukunft abgibt, ist in Ordnung. Aber wenn die Geschichte nicht bis zum Ende erzählt wird, dann verdirbt mir das das ganze Buch. Zum Glück ist mir das so selten tatsächlich über den Weg gelaufen, dass ich gar kein Beispiel dafür habe, bei welchem Buch mir das so gegangen wäre.

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7 Jahre her

Ich sehe das ähnlich wie Du. Es kommt darauf an… Wie gut mir das Buch gefallen hat. Ob die Hauptgeschichte abgeschlossen ist. Sind die Nachfolgebände schon zu haben… Wie lang ist ggf. die Wartezeit… usw.
Wenn die Geschichte nicht zu Ende erzählt ist und das Buch bricht ab, dann stehen die Chancen allerdings nicht schlecht, dass ich den nächsten Band wohl nicht kaufe. Es gibt ja auch genügend andere Bücher, die gelesen werden wollen. ;)

7 Jahre her

Ich mag offene Enden – wenn sie gut gemacht sind, die verderben mir ein Buch nicht, im Gegenteil. Ich mag es, wenn ich mit einer Frage zurückbleibe, die ich mir selbst beantworten kann. Allerdings ist leider nicht jedes offene Ende gut gemacht. Wenn es wirkt, als würde einfach nur ein Kapitel fehlen, mag ich das auch nicht. Aber ich mag es, wenn ein Buch zum Beispiel mit einem neuen Anfang endet, bei dem man nicht weiß, wie es weitergeht, oder wenn Episoden aus dem Leben der Figuren innerhalb eines bestimmten Zeitraums erzählt werden, aus denen sich Fäden ergeben, die man weiterspinnen kann.

7 Jahre her

Bei den offenen Enden bin ich ganz bei dir :-) Ich finde auch, dass ein gutes Ende einfach zur Geschichte gehört und die Autoren sie auch bis zum Ende erzählen sollten. Sonst habe ich, wie du, das Gefühl, dass 5% ausgelassen wurden. Cliffhanger sind dagegen weniger das Problem – da lenke ich mich ab und warte auf den Folgeband :D

https://buchstabentraeumerei.wordpress.com/2016/08/22/montagsfrage-41-wie-kommst-du-mit-einem-offenen-ende-oder-einem-cliffhanger-klar/

Liebe Grüße,
Anna

7 Jahre her

Eine ähnliche Lösung wie die, die du beschreibst, habe ich in den Butterfliegen-Bücher gefunden – und ich finde das ne gute Lösung. Denn als Leser hat man die Wahl, ob einen die zweite Geschichte interessiert. Leider sind mir ansonsten keine Bücher eingefallen – nur mit “The Lost Room” eine Serie.