Darum geht’s:
Die bettelarme Lili bekommt per Zufall eine Anstellung in der Wiener Werkstätte als Putzfrau. Sie ist begeistert von der Kreativität und der Kunst, die dort von Frauen geschaffen wird. Sie selbst hat ihr Talent bisher nur an Fälschungen ausgelebt, doch sie will ehrlich werden und auch ihren Vater überzeugen, in Zukunft gesetzestreu zu bleiben. Als sie eine der Künstlerinnen der Werkstätte erschlagen an ihrem Arbeitsplatz findet, hat Lili mal nicht als Verdächtige mit der Polizei zu tun, sondern beteiligt sich daran, den Mörder zu finden.
So fand ich’s:
Beate Maly mit ihren historischen Krimis wartet schon lange auf meiner Leseliste. Da sie gerade mit Liliane Feigl und Max von Krause ein neues Ermittlerteam ins Rennen schickt, war das für mich die perfekte Gelegenheit, mit dem ersten Band einer neuen Serie einzusteigen.
Es dauert eine Weile, bis ein Mord geschieht und die Ermittlungen beginnen, doch auch ohne Leiche hat mich Lili mit ihrer Lebensgeschichte gut unterhalten. Lili ist eine junge Frau Anfang des 20. Jahrhunderts, die nur ihren trübsinnigen, alkohol- und spielsüchtigen Vater hat, der nichts dafür tun kann, um ihr einen guten Start ins Leben zu geben. Im Gegenteil, Lili sorgt für sich und ihren Vater, was sie nur schafft, indem sie es mit den Gesetzen nicht so genau nimmt.
Man schaut hinein in eine Welt, die es heute dank Schulpflicht, Bürgergeld und gesetzlicher Krankenversicherung nicht mehr gibt. Besonders für Frauen gab es kaum Möglichkeiten, außer zu heiraten oder ihren Körper zu verkaufen. Einen möglichen Ausweg, sich auch künstlerisch auszudrücken und Geld damit zu verdienen, bot die “Wiener Werkstätte”. Hier arbeiteten nicht nur Männer, sondern auch Frauen durften – allerdings mit Alltagsgegenständen – kreativ werden. Man erfährt einiges über die Werkstätte und so ziemlich alles davon war für mich neu. Dieser interessante Aspekt wurde gut in die Krimihandlung eingebaut.
Die patente Lili schafft es, als Reinigungskraft einen Fuß in diese Welt zu setzen und fühlt sich sofort zuhause. Und als eine der Künstlerinnen von ihr tot in der Werkstatt aufgefunden wird, hat sie sofort ihre Nase in den Ermittlungen.
Der Polizist Max von Krause ist Lili nicht unbekannt und sie ist hin und her gerissen zwischen Neugier am Todesfall und Interesse am attraktiven Ermittler einerseits und einer gewissen Ganovenehre aus dem Armenviertel, die strikt verbietet, freundschaftlichen Kontakt mit der Polizei zu pflegen, andererseits. Auch Max hat so seine Probleme, denn das “von” in seinem Namen ärgert seinen Chef, der diesen Zusatz nicht zu bieten hat. Vermögen kommt mit dem Adelstitel allerdings auch nicht und seine Mutter ist perfekt darin, den großbürgerlichen Schein zu wahren.
So treffen verschiedene Lebensentwürfe, Herkünfte und Werdegänge aufeinander. Gemeinsam haben Lili und Max eine sympathische Geradlinigkeit und das Interesse daran, den Kriminalfall aufzuklären.
Mir hat die Erzählweise von Beate Maly sehr gut gefallen. Mit leicher Hand und wunderbar flüssig lesbar flicht sie persönliche Schicksale, Zeitgeist, historisches Flair und Verbrechen zu einem schönen Mix zusammen. Tatsächlich hätte das Buch für meinen Geschmack etwas länger sein dürfen, denn ich hätte gerne einen etwas komplexeren Mordfall gehabt und keinesfalls weniger Drumherum.
Lili und Max sind zwei interessante Figuren und ich bleibe auf jeden Fall an dieser Reihe dran, lese wieder mit, wenn die beiden eine neue Ermittlung bekommen.
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Weitere Meinungen zum Buch:
(wird ergänzt)
Die Serie in der richtigen Reihenfolge:
Mord in der Wiener Werkstätte
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Titel: Mord in der Wiener Werkstätte
Autor/in: Beate Maly
ISBN / ASIN: 978-3-7408-1679-7
Sprache: Deutsch
Genre: Historischer Krimi
Serie: Liliane Feigl und Max von Krause #1
Verlag: emons
Erscheinungsjahr: 2024
Medium: eBook
Seitenzahl: 256
Klappentext- und Bildquelle sowie Buchdetails: Verlagsseite