Nacht von Yrsa Sigurdardottir – Karólína, Týr & Iðunn #1

Darum geht’s:

Ein besorgter Nachbar macht sich auf den Weg zum abgelegenen Hof einer Familie und findet sie bestialisch abgeschlachtet in ihren Betten. Die Polizisten Tyr und Karolina werden zu einem Team zusammengespannt und mit den Ermittlungen betraut, und auch die Gerichtsmedizinerin Iðunn widmet sich dem Fall.

So fand ich’s:

Tyr ist der Hauptermittler und darf uns aus seiner Sicht die Arbeit der Polizei schildern. Zusätzlich bekommen wir einen Einblick in seine private Vergangenheit und dürfen ausführlich an seinem Seelenleben teilhaben. Die Ermittlungen selbst kommen nur stockend voran, vermutlich in einem sehr realitätsnahem Tempo, doch ich wurde das Gefühl nicht los, dass sich alles etwas zäh und gemächlich zieht, die nötigen Informationen nur in kleinen Portionen hereintröpfeln.

In einem zweiten Handlungsstrang, der in der Zeit vor den Morden spielt, begleiten wir die neue Haushaltshilfe und Kindermädchen Soldis dabei, wie sie ihren Job bei der Familie antritt. Dieser Erzählstrang hat mindestens genauso viel Raum wie die polizeilichen Ermittlungen.

In beiden Handlungssträngen erfährt man nach und nach mehr und kann sich aus beiden auch Informationen ziehen, die sich zu einem Gesamtbild fügen. Der Schwerpunkt liegt aber in beiden Erzählebenen auf den Personen. Wir sind hautnah dabei, wie Soldis immer mehr Merkwürdigkeiten auf dem einsam gelegenen Hof der Familie entdeckt, erleben Freud und Leid des familiären Zusammenlebens durch Soldis Augen mit. Und immer abwechselnd dazu bekommen wir die Ermittlungsergebnisse präsentiert, die Soldis Erlebnisse erklären oder ergänzen. Im Großen und Ganzen blieb ich aber bis zum Ende ahnungslos und war von der Auflösung überrascht. Ich habe sie absolut nicht kommen sehen, aber das passiert mir ja öfter. Die Art und Weise, wie in zwei Handlungssträngen einerseits die Zeit bis zum Mord und andererseits der Fortgang der Ermittlungen beschrieben wurde, hat mir sehr gut gefallen.

Die karge Einöde am Fjord, die Einsamkeit und eisige Dunkelheit des isländischen Winters war sehr präsent und hat mich mit seiner Atmosphäre gepackt. Auch die Figuren waren interessant, vielschichtig und sehr lebensnah. Die Erzählung allerdings hatte insgesamt für mich zu wenig Thrill, ich konnte die Gemütlichkeit nicht abschütteln, die sich aus der ausführlichen Art zu erzählen, ergab. Und dem Ende – auch wenn die Auflösung für mich überraschend kam – fehlte der gewisse Aha-Effekt, mit dem sich der Kreis schließt und alle Puzzleteile an seinen Platz fallen. Ich fand den Schluss nach einem recht spannenden Teil davor etwas zu lau.

Ich hab das Buch gern gelesen, aber mir fehlte das gewisse Etwas, das mich mitreißt und aus einem schon vorhandenen Interesse am Buch einen gewaltigen Lesesog entstehen lässt.

Auf Goodreads existiert ein zweiter Teil mit den Ermittlern Tyr, Karo und Iðunn, der bisher noch nicht ins Deutsche übersetzt wurden ist. Sollte das noch kommen, werde ich ihn lesen, auch wenn bei “Nacht” noch Luft nach oben geblieben ist.

Mehr dazu:

Weitere Meinungen zum Buch:
(wird ergänzt)

Herzlichen Dank an das Bloggerportal und den Verlag für das Rezensionsexemplar

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Titel: Nacht
Original-Titel: ‎ LOK LOK OG LAES
Autor/in: Yrsa Sigurdardottir
Übersetzer/in: Anika Wolff
ISBN / ASIN: ‎3442762413
Sprache: Deutsch
Serie: Karólína, Týr & Iðunn #1
Genre: Thriller
Verlag: btb
Erscheinungsjahr:
2023
Medium:
Taschenbuch
Seitenzahl: 432
Klappentext- und Bildquelle sowie Buchdetails: Verlagsseite

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6 Monate her

Hallo Gabi,
ich kann deine Meinung nachvollziehen, wobei meine Kritik eher ist, dass mir der große Bezug zu den Charakteren fehlte. Irgendwie bin ich mit keinem so richtig warm geworden.
Gefreut hat mich allerdings, dass ich über Umwege nochmal was von Huldar gehört habe. ;)
Ich habe die Hoffnung auf eine weitere Übersetzung noch nicht aufgegeben. Obwohl sich ja wohl hier eine weitere Reihe auftut. Das wusste ich nicht, dachte, dass wäre ein Stand-Alone.
Liebe Grüße
Diana

5 Monate her
Reply to  Gabi

Da Island ja nicht so groß ist, dachte ich es ist doch sehr unwahrscheinlich, dass es zwei Huldar bei der Polizei gibt. :D