Ofenfrisch von Nathan Jaeger

Darum geht’s:

Eigentlich bleibt Bäcker Tio meistens in seiner Backstube. Doch wenn in der großen Pause der neue Lehrer im Laden steht, um sein Frühstück zu kaufen, lässt Tio es sich nicht nehmen, ihn selbst zu bedienen. Mehr als ein harmloses Gespräch mit dem süßen Pauker ist für Tio aber nicht drin, denn schließlich ist er auf die Sympathien seiner Kundschaft angewiesen. Die strapaziert er schon mit seinen blauen Haaren. Aber ein schwuler Bäcker auf dem Land? Nein, da hält er lieber den Mund und bleibt allein.

So fand ich’s:

Ich hatte durchgängig das Gefühl, das Leben und die Arbeit eines Bäckers wird sehr realistisch und mit viel Liebe zum Detail dargestellt und auch Tios Liebe zu seinem Beruf kommt deutlich rüber. Als Inhaber einer kleinen Bäckerei in der zweiten Generation hängt nicht nur seine eigene Existenz, sondern auch die Jobs seiner Mitarbeiter davon ab, dass die ländliche Kundschaft seinem Geschäft treu bleibt. Da riskiert Tio es nicht, seine Schwärmerei für Lehrer Thies zu vertiefen.

Tio und Thies sind beide ausgesprochen sympathisch und passen auch gut zu einander, doch Tio ist nicht bereit, seine Homosexualität öffentlich zu machen. Aber dass Lehrer Thies alle Register zieht, lässt natürlich auch Tio nicht kalt.

Mit nur gut 60 Seiten hat diese Geschichte keine Romanlänge, doch man hat trotzdem nicht das Gefühl, sie wäre überhastet erzählt. Natürlich kommt es unweigerlich zu Problemen und wie der kleine Ort, in dem jeder den “blauen Bäcker” kennt, darauf reagiert, ist zwar vielleicht nicht ganz realistisch, es macht aber viel Spaß, zu lesen, wie Nathan Jaeger sich die möglichen Reaktionen in der konservativen Provinz vorstellt. Optimismus wird groß geschrieben und deshalb ist das trotz Tios prekärer Situation eine sehr positive Geschichte, die mit viel Gefühl und routinierter Erzählweise für gute Unterhaltung sorgt.


[Werbung] Klappentext- und Bildquelle sowie Buchdetails: Autorenhomepage

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