Darum geht's:
Eine der wichtigsten Vorgaben für die revolutionäre neue Software der Partnervermittlung ist das Geschlecht des Wunschpartners. Daran gibt es nichts zu rütteln. Doch als aus Versehen dieser Grundsatz vorübergehend aufgehoben wird, findet die künstliche Intelligenz "Archer", wie die Software genannt wird, unter anderem Fox und Drew als nahezu perfektes Paar, obwohl die beiden Männer eigentlich Frauen kennenlernen wollen. Bevor die Programmiererin diese Partnervorschläge löschen kann, sehen die beiden sie - und treten tatsächlich miteinander in Kontakt.
So fand ich's:
Die Idee hinter der Software "Archer", dass man sich weniger auf die Angaben verlässt, die die Kunden selbst über sich machen, sondern anhand ihres Surfverhaltens ein objektiveres Bild erstellt, finde ich grundsätzlich schon nachvollziehbar. Dass erwartet wird, Archer unter anderem Zugriff auf die Webcam des Computers zu geben, damit der einen beim Surfen beobachten und die Reaktionen auf das Gesehene interpretieren kann, war dann schon ziemlich gruselig. Selbst der perfekte Partner wäre es mir nicht wert, alle Passwörter und Zugangsdaten herauszugeben und mich so gläsern zu machen. Okay, die Daten wurden nicht missbraucht und Archer hat selbst seiner Programmiererin gegenüber "dicht gehalten" (was ich für Quatsch halte, denn selbst wenn Archers Stimme sagt, dass er das aus Datenschutzgründen nicht erzählen darf, kann die gute Frau doch jederzeit in die Dateien schauen - aber vielleicht sehe ich das zu naiv), aber ich war einigermaßen entsetzt darüber, wie schnell und gedankenlos die Menschen, auch Fox und Drew, ihre kompletten Informationen offenlegten.
Die Idee, zwei Männer, die sich beide für heterosexuell halten, zusammenzubringen und ihnen eine Wahrscheinlichkeit von 99,5 % zu präsentieren, dass sie als Liebespaar gut zusammenpassen, hat mir schon gefallen. Vor allem, weil sowohl Fox als auch Drew an Zahlen glauben und diesen Partnervorschlag schon irgendwie ernst nehmen - auch wenn besonders Fox sich standhaft dagegen wehrt, dass daraus mehr als eine gute Freundschaft werden könnte. Sie sind beide etwas verkopfte Akademiker - wobei Drew schon wesentlich aufgeschlossener ist - die aber beide so manches ein bisschen zu oft analysieren und lieber darüber reden, als sich gedankenlos und dem Bauchgefühl vertrauend in Action zu stürzen. Entsprechend schwer tun sie sich damit, die vorgegebenen Pfade der Partnersuche zu verlassen und sich der Möglichkeit zu öffnen, dass sie so lange vergeblich nach einer Traumfrau gesucht haben, weil der ideale Partner eben ein Mann ist. Deshalb gehen sie auch nur zögerlich und langsam in kleinen Schritten voran.
Fox hat Kumpel Chad als besten Freund und Vertrauten, der an der Partnersuche von Fox intensiv teilnimmt und seine Dates mit ihm im Nachhinein analysiert. Drew kümmert sich um die alte, skurrile, aber sehr liebenswerte Nachbarin und schüttet ihr sein Herz aus, was sein Liebesleben angeht. So haben beide ihre Ansprechpartner und zerreden auch fleißig vorher und nachher die Zeit, die sie miteinander verbringen. Das führt dazu, dass gefühlt gar nicht so viel gemeinsame Zeit im Buch vorkommt, sondern sie reden für meinen Geschmack viel zu oft mit anderen darüber, statt intensiver miteinander herauszufinden, was zwischen ihnen ist. Und selbst wenn Drew und Fox tatsächlich zusammen sind, wird ebenfalls geredet, hinterfragt und analysiert - allerdings, ohne großartig weiterzukommen.
Die meiste Zeit war mir die Story zu steril, die Möglichkeit einer Liebe schwebte als Wahrscheinlichkeit und Zahlenspiel im Raum, aber die Emotionen der beiden Männer kamen bei mir nicht in dem Maße an, wie ich es mir gewünscht hätte. Sie haben körperlich fast die ganze Zeit großen Abstand - es gibt keinen Kuss, fast überhaupt keine körperlichen Berührungen bis kurz vor dem Ende des Buches - Sehnsucht, der erotische Funke, die verliebten Schmetterlinge fehlten mir hier. Dazu passt auch der nüchterne Schreibstil. Ich hätte mir gewünscht, dass das Buch mehr in die Emotionen eintaucht, statt etwas distanziert von den beiden vernunftbetonten Männern zu erzählen.
Die Story hätte für mich genauso funktioniert, wenn Drew und Fox nur halb so viel gegrübelt und analysiert hätten und zum Schluss als gute Freunde dastehen würden. Deshalb fand ich die Idee klasse, die Geschichte an sich schon unterhaltsam, aber der Liebes-Aspekt kam mir zu kurz.
Mehr dazu:
Weitere Meinungen zum Buch:
Gay Danken
El Ma liest
Herzlichen Dank an den Verlag für das Rezensionsexemplar
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Titel: Q*Pid
Original-Titel: Q*Pid
Autor/in: Xavier Mayne
Übersetzer/in: Anna Doe
ISBN / ASIN: 9781640809802
Sprache: Deutsch
Genre: Gay Romance
Verlag: Dreamspinner Press
Erscheinungsjahr: 2018
Medium: eBook
Seitenzahl: 282
Klappentext- und Bildquelle sowie Buchdetails: Verlagsseite