Darum geht’s:
Die Polizei ist sich ziemlich sicher, dass Falk Sandmann mehrere Frauen auf dem Gewissen hat, doch man kann ihm nichts nachweisen. Die letzte Möglichkeit ist, Targa Hendricks einzusetzen, die sich in Falks Nähe begibt und ihn glauben lässt, sie könne so skrupellos morden wie er. Kann sie den Psychopathen überzeugen, dass sie auf seiner Seite ist und er gefahrlos die Maske fallen lassen kann?
So fand ich’s:
Die beiden Kontrahenten sind uns von Anfang an bekannt. Targa Hendricks ist Undercover-Ermittlerin und dass Falk Sandman der Frauenmörder ist, wissen wir auch sicher – wir begleiten ihn bei seinen Morden. Sogar sein Motiv liegt von vorne herein auf der Hand, denn er betreibt einen Blog, auf dem er die letzten Worte Sterbender verewigt und er scheint besessen von dem Augenblick des Sterbens zu sein.
Dieser Thriller lebt also nicht wie die meisten anderen davon, herauszufinden, wer der Mörder ist und was ihn zu seinen Taten bewegt, sondern die Inhaltsangabe verspricht ein Psychoduell darum, ob Targa die eiskalte Killerin glaubhaft vorspielen kann oder ob Falk sie durchschaut. Ich habe mir ein gegenseitiges Abtasten, Versteckspiele, Taktieren und Schauspieleinlagen erhofft, aber nicht in dem Ausmaß bekommen, wie ich mir das vorgestellt habe.
Leider konnte ich niemals die Distanz zur Erzählung überbrücken. Die Schilderungen packten mich zu keiner Zeit emotional. Ich habe nur mäßig neugierig weitergelesen in der Hoffnung, dass sich das doch noch ändert.
Für meinen Geschmack erzählt das Buch auf eine viel zu nüchterne und distanzerte Weise über schlimme Dinge. Es handelt von einem besessenen Mann und einer Frau, die ihre innere Mitte noch nicht gefunden hat. Dabei versucht uns das Buch einzureden, diese Personen wären emotionslos, doch sie sind es nicht, nur die Erzählung über sie ist es. Sandman ist gefangen in seiner fixen Idee, die letzten Worte Sterbender hören und dokumentieren zu müssen, wobei ich das einfach mal als Tatsache hinnehmen musste, denn es wurde mir nicht nahegebracht, wie es zu dieser merkwürdigen Fixierung kam. Targa ist verbissen, traurig, irritiert, liebt ihren Hund, ihren Freund und dessen Sohn und ist voller Rachegelüste, aber nicht im Entferntesten enotionslos. Dieses Buch kokettiert zwar damit, dass Targa keine Emotionen empfinden könnte, doch auch wenn mir das regelmäßig erzählt wurde, konnte ich es an ihr nicht feststellen, es bestätigt sich in Targas Verhalten und Gedanken überhaupt nicht. Sowohl Sandman als auch Targa blieben mir fremd und damit wurden die Möglichkeiten, die sich durch die an und für sich spannende Auswahl der Haupt-Charaktere eröffneten, in meinen Augen verschenkt.
Und am Ende bleiben wir auch etwas ratlos mit einem Cliffhanger, offenem Mund und den Schlussworten “Fortsetzung folgt” zurück.
Insgesamt fand ich die Story zu lauwarm, zu konstruiert und nicht packend genug erzählt. Die Figuren waren zwar exotisch, aber die Charaktere waren für mich nicht greifbar, schlüssig und nachvollziehbar, deshalb blieb eine emotionale Distanz zum Buch. So ganz hat mich der Start in eine neue Serie trotz routinierten Schreibstils nicht überzeugt.
Mehr dazu:
Weitere – zum Teil viel positivere – Meinungen zum Buch gibt’s bei:
Irve liest
Bookcrow
Monerls bunte Welt
Lese Welle
Julia L. Jordan
Leseliebe
read books and fall in love
[Werbung] Klappentext- und Bildquelle sowie Buchdetails: Verlagsseite
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Haaach, wieder eine Rezension die mich zweifeln lässt ob ich das Buch wirklich lesen will … und gerade bei dir bin ich bislang immer gut gefahren ob ich ein Buch kaufe oder nicht – bleibt also erstmal auf der WuLi … Psychoduell klingt feinst, aber wenn das Gefühl entsteht bzw., wenn die Story zu konstruiert wirkt, hätte ich auch keine Freude daran.
Hab ein feines Wochenende!
Ich hab um mich herum auch hauptsächlich viel positivere Meinungen gelesen, aber mich hat’s echt nicht überzeugen können.
Meine Kritikpunkte hab ich woanders auch schon gelesen, nur hat es mich offensichtlich mehr gestört als andere. Für mich war Targas Charakter unausgegoren und damit unglaubwürdig, für andere innerlich zerrissen und damit interessant.
Ich bin gespannt, ob Du das Buch irgendwann doch noch liest und wie es Dir gefällt. Bisher lagen wir ja eigentlich immer auf einer Linie.
Ich wünsch Dir ein schönes Wochenende!
LG Gabi
Zunächst habe ich auch nur begeisterte Stimmen mitbekommen, aber nach und nach kommen nun die kritischen und eben diese Punkte die du erwähnst (und auch einige andere) halten mich eher ab – aber irgendwann mal, villt leih ich es mir einfach von Kerstin ;)
Ja, ich denke es ist eine gute Idee, sich das Buch nur auszuleihen. Guter Plan!
LG Gabi
Hey :)
Ich hatte auch überlegt, ob ich dieses Buch lesen sollte, die Idee fand ich ja phänomenal … Aber der Schreibstil aus der Leseprobe konnte mich letztlich nicht überzeugen. Das war mir tatsächlich zu einfach, zu simpel gestrickt, als ob ich ein Buch für jüngere Leser oder Deutschanfänger vor mir hätte. Und das hat mich irgendwie total abgestoßen. Wenn ich nun lese, was du kritisierst, habe ich das Gefühl, dass die Entscheidung dagegen doch nicht ganz falsch war …
Liebe Grüße
Ascari
Stimmt schon, auch bei Thrillern habe ich sprachliche anspruchsvollere Bücher gelesen.
Die Grundidee hat mir auch super gefallen, aber die Umsetzung war nicht nach meinem Geschmack und ich kann mir nicht vorstellen, dass Dich das Buch vom Hocher reißen würde.
LG Gabi
Zu dem “Fortsetzung folgt” wollte ich auch noch was loswerden, denn das habe ich in der Zwischenzeit in verschiedenen Rezis erwähnt gefunden: Ich glaube, dass mich das total geärgert hätte … Vor allem wenn ich nicht unbedingt damit rechne, einen Cliffhanger serviert zu bekommen.
Ich finde, das bekommt Andreas deutlich besser hin: Er beendet den aktuellen Plot zwar, hängt aber immer irgendwas dran, was einen neugierig darauf macht, wie es nun weitergeht … So sehen meiner Meinung nach wirklich gute Cliffhanger aus (vor allem wenn man die Figuren lieben gelernt hat :D).
Liebe Grüße
Ascari
Ich bin allgemein kein großer Fan von Cliffhangern und man muss mich schon mit einer sehr gelungenen Variante überzeugen, damit ich es einsehe, dass man so etwas überhaupt braucht.
Ich gebe Dir recht damit, dass der Haupt-Plot beendet sein sollte und so ein Cliffhanger einen nur neugierig darauf machen sollte, wie es weiter geht. Wenn die Umsetzung nicht so toll ist, ärgere ich mich eher, denn es wirkt dann wie Bauernfängerei. Man muss den nächsten Band kaufen, um zu erfahren, wie die Story endet. Das spricht ja auch nicht dafür, dass der Autor großes Vertrauen in seine Schreibkunst hätte, wenn er mit solchen “Tricks” arbeiten muss ;-)
LG Gabi
Hallihallo,
vielen Dank für deine Verlinkung!
Zum Cliffhanger: Der Fall ist doch abgeschlossen und es ist eigentlich auch klar, worum es im zweiten Teil gehen wird. Aber es stimmt, das hätte nicht so kurz und knapp gehalten werden müssen, der Rest war ja auch viel ausführlicher geschrieben :-)
Liebe Lesegrüße, Heike
Hallo Heike,
ja, auch bei Targa ist die eigentliche Handlung abgeschlossen und der Cliffhanger betrifft Targa selbst bzw. wohl schon das Thema des nächsten Bandes. Trotzdem hat mir die Umsetzung nicht gefallen – vielleicht aus dem Grund, den Du genannt hast, nämlich, dass es doch kurz und knapp gehalten war und ziemlich aus dem Nichts kam. Mancher Leser mag genau das mögen, mir hat’s nicht gefallen, weil ich mit dem Gefühl zurückgeblieben bin, dass das jetzt nicht hätte sein müssen.
LG Gabi