Darum geht’s:
Stan ist ein Mann, der sich genauso in hautengen Jeans wie in einem Kleid, mit viel Make up und High Heels wohlfühlt. Noch hat er seinen Weg zwischen Mann und Frau nicht perfekt gefunden, aber er ist selbstsicher genug, um das, wonach ihm gerade ist, auch auszuleben. Der Barmann und Musiker Ben findet sowohl die weibliche als auch die männliche Seite an Stan interessant.
So fand ich’s:
Auf den ersten Blick ist Stan eine Schönheit, nach dem sich die Leute umdrehen. Doch sein Leben ist alles andere als perfekt, denn er kämpft mit einer Ess-Störung und neigt dazu, sich in seiner Arbeit als Modejournalist zu vergraben.Ursprünglich kommt er aus Russland und bekam dort weder Informationen noch Unterstützung darin, seine eigene Persönlichkeit zu begreifen. Er hat sich sein Selbstbewusstsein und seinen freien Geist selbst erarbeiten müssen, ohne sich an Vorbildern orientieren zu können. In der Modewelt hat er sich als Fashionblogger einen Namen gemacht. Er ist interessant, vielschichtig, liebenswert und weckte durch seine etwas zerbrechlich wirkende Persönlichkeit ein bisschen den Beschützerinstinkt bei mir.
Ben dagegen schlägt sich als Barmann durch und nimmt auch sein Musikprojekt mit seinen Kumpels nicht ganz so ernst. Er ist bodenständig und lebt mit seinen unordentlichen, dauerkiffenden Bandkollegen in einer WG ohne großen Komfort. Als er auf Stan trifft, mag er von Anfang an jede von Stans Facetten, stellt ihn nicht in Frage und will ihn schon gar nicht ändern. Er hat ein großes Herz, das er sofort an Stan verschenkt. Das und seine entspannte und rücksichtsvolle Art, die er hinter Sprüchen und coolem Auftreten versteckt, machen ihn auf ganz andere Art ebenso liebenswert wie Stan.
Bens Bandkollegen sind eine echte Chaotentruppe, die sich hervorragend für amüsante Nebenfiguren eignen. Ich hoffe darauf, dass Bens bester Freund Tone seine eigene Geschichte bekommt, denn er hat einen von der Seitenlinie aus absolut für sich eingenommen und die Handlung bereichert.
Die Liebesgeschichte zwischen Stan und Ben ist sanft und wunderschön, aber durch Stans wackelige Gesundheit und Bens plötzlichen Erfolg als Musiker bleiben die Probleme nicht aus. Erzählt wird in ruhigem Ton, der aber nie langweilig wird, sondern eine Stimmung schafft, die einen einfängt, in Stans und Bens Leben mit hineinzieht und einen nicht wieder gehen lässt, ohne einen berührt zu haben. Trotz der leichten und fluffigen Erzählweise werden Stans gesundheitliche Probleme und seine fließende Geschlechtsidentität mit dem nötigen Ernst und für meine Begriffe auch sehr realitätsnah geschildert.
Das Buch hat mich gut unterhalten, emotional gepackt und meinen Horizont wieder ein Stück mehr erweitert.
Mehr dazu:
Eine weitere Meinung zum Buch kann man bei Buchfresserchen lesen.
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