Darum geht’s:
Zwei Freundinnen haben die gleiche Idee. Lina will in der einsamen Waldhütte ihre Schreibblockade überwinden und sich in Ruhe auf ihr neues Buch konzentrieren. Millie sucht im Wald schöne Fotomotive, denn sie will sich beruflich verändern und als Fotografin durchstarten. Ein paar Tage in der gemieteten Hütte mitten im Wald sollen ihnen beiden helfen, ihre Ziele zu verwirklichen. Doch es läuft nicht so, wie die besten Freundinnen es sich vorgestellt haben.
So fand ich’s:
Zwei Frauen, die schon lange und sehr gut miteinander befreundet sind, verbringen einen Urlaub ganz alleine in einer Hütte im Wald. Ihre Unterkunft präsentiert sich schon von Anfang an eher düster und geheimnisvoll als einladend oder gemütlich und auch das Verhalten der Freundinnen wird im Laufe der Zeit immer merkwürdiger. Das ist eine Grundkonstellation, aus der man jede Menge machen kann und der eher klassische Ansatz der Autorin gefiel mir gut, weil er nicht zu abgedreht war, aber viele Möglichkeiten bot.
Leider hatte ich Probleme, die Umsetzung zu genießen, denn ich kam mit der Sprache des 188 Seiten starken Buches nicht wirklich klar. Sie war für meinen Geschmack zu förmlich, zu bemüht korrekt formuliert, krampfhaft Wortwiederholungen vermeidend und deshalb manchmal zu unnatürlich und sperrig – ein bisschen mehr Flapsigkeit hätte den beiden jungen Freundinnen von Mitte 20 und ebenfalls dem Erzählton gut getan. Dadurch entstand für mich auch kein schöner Lesefluss, ich war gezwungen, langsam und bewusst zu lesen, und die Spannung in der Geschichte hatte keine Chance, mich zu packen.
Weder Lina noch Millie haben es geschafft, meine Sympathien zu erringen. Manchmal war mir nicht klar, wieso die beiden Frauen, die schon jahrelang beste Freundinnen sind, sich der anderen gegenüber so verhalten, wie sie das tun. Für mich passte das oft nicht mit dem Bild von sehr guten Freundinnen zusammen und leider wurden die Beweggründe der beiden auch kaum erläutert. Im ersten Teil des Buches erzählt uns Lina, danach Millie ihre Version des gemeinsamen Urlaubes. Es hätte mir gefallen, wenn die Geschichte tiefer in die Gefühlswelt der beiden eingestiegen wäre, ihre Gedanken, Befürchtungen und Überlegungen ausführlicher erläutert hätte, denn das war für mich nicht immer greifbar. Doch der Roman beschränkt sich auch nicht nur auf die objektiven Geschehnisse, denn sowohl Lina als auch Millie haben ihre eigene Wahrnehmung, interpretieren die Fakten nach ihren Vorstellungen, und erleben ihre eigene Version der Realität.
Als Horror würde ich das Buch nicht unbedingt bezeichnen. Nur gegen Ende gibt es eine kurze Sequenz, die meiner Vorstellung von Horror nahe kommt. Doch ein feiner Grusel ist durchaus vorhanden und wem die Sprache der Erzählung mehr liegt als mir, der wird sicher von diesem subtilen Unbehagen eingefangen und kann sich in die Geschichte versenken. “Zwietracht – Mörderische Freundschaft” ist auch für Leser geeignet, die es eher unblutig möchten.
Mehr dazu:
Bei Blutrot und Zeit für neue Genres gibt es ebenfalls Rezensionen zum Buch und dort wird es teilweise anders eingeschätzt als von mir.
[Werbung] Klappentext- und Bildquelle sowie Buchdetails: Homepage der Autorin
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