Return on Investment von Aleksandr Voinov (englisch)

Darum geht’s:

Martin David ist jung, ehrgeizig, aber unerfahren. Seinen Chef bei der Investmentfirma Skeiron Capital Partners, das taffe Finanzgenie Francis de Bracy, bewundert er für seine beruflichen Fähigkeiten und ist entschlossen, ihm nachzueifern. Doch sein Potential wird nicht wirklich gefördert, bis der Berater superreicher Anleger Alec Berger auf der Bildfläche erscheint. Denn Alec sorgt dafür, dass Martin an Einfluss gewinnt. Die wenigen harmlosen Insiderinformationen, die Alec haben möchte, scheinen dafür ein sehr kleiner Preis zu sein. Genauso wie die gemeinsame Nacht unter Drogeneinfluss, an die Martin sich nur noch bruchstückhaft erinnert. Und Martin ist dem dunklen, gefährlichen Charme von Alec sowieso schon verfallen. Da schlägt die Finanzkrise zu.

So fand ich’s:

Drei spannende Männer kreisen sowohl beruflich als auch erotisch um einander.

Francis ist so gut wie gar nicht zu durchschauen. Selbst Martin kann ihn nicht einschätzen, wenn es um Dinge geht, die nicht mit seiner Arbeit zusammenhängen. Dort ist er erfolgreich, leidenschaftlich und bis zur Erschöpfung engagiert. Aber ein Privatleben scheint er nicht zu haben und er lässt auch niemanden wirklich an sich heran.

Alec spielt nicht mit offenen Karten und verbirgt vieles, er kommt mit einem weltgewandten, aber geheimnisvollen Touch. Zumindest ich konnte ein blödes Gefühl Alec gegenüber nie ganz abschütteln und Martin ging es bestimmt genauso. Unter anderem das macht ihn wohl so attraktiv für Martin – mit Alec zu tun zu haben ist ein Spiel mit dem Feuer.

Und dann haben wir noch Martin David, den jungen, aufstrebenden Finanzanalysten, aus dessen Sicht erzählt wird. Ehrgeizig, aber nicht skrupellos, unverbindlichen sexuellen Abenteuern nicht abgeneigt, aber doch bei seiner Arbeit mit Zweifeln und Moralempfinden ausgestattet, ist er vielschichtig und interessant. Er lässt sich von Alecs Charme und Macht genauso einwickeln wie er Francis’ berufliche Genialität bewundert. Man erlebt Martins Gefühls-Achterbahn hautnah mit und verfolgt gebannt, wie er sich vom eifrigen, intelligenten, aber naiven Jungen weiterentwickelt und erwachsen wird, als es darum geht, Stellung zu beziehen und Entscheidungen zu treffen. Diese Charakterstudie wirkt realistisch, ist äußerst gekonnt erzählt und ausgesprochen unterhaltsam.

Zwischen diesen drei Männern entspinnt sich ein unkonventioneller Reigen um Gefühle, Sex und Macht. Die emotionalen und erotischen Spannungen kann Aleksandr Voinov wie immer lebendig und fühlbar machen und die Sexszenen sind gewohnt deutlich und anregend, es prickelt vor Sexappeal und Energie.

Doch drum herum gibt es keine oberflächlich konstruierte Alibi-Handlung, sondern einen ausgewachsenen Finanz-Thriller, denn eben diese drei Männer sind auch die Hauptdarsteller im Überlebenskampf von Skeiron Capital Partners während der Finanzkrise 2008. Der Blick hinter die Kulissen des Investmentgeschäftes ist spannend und nach meinem Gefühl realistisch beschrieben. Die Taktiken und Überlegungen der Finanzjongleure sind so auf den Punkt gebracht, dass jeder sie versteht und man auch als Laie niemals das Interesse verliert. Die Arbeit von Martin und Francis prägt die beiden, ist ein großer Part ihres Lebens und die Finanzkrise löst eine Kettenreaktion aus, die die Leben von Martin, Francis und Alec auf den Kopf stellt.

Meine liebste Nebenfigur ist der Personal Trainer Josh, der sich zum guten Freund für Martin entwickelt, ihn aber erst einmal mit einem Geständnis aus dem Gleichgewicht bringt. Ihre Freundschaft ist durch und durch positiv und Josh selbst eine Person, über die ich gerne mehr erfahren würde.

„Return on Investment“ lässt sich schlecht in eine Schublade stecken. Ich hatte aber auch nicht das Gefühl, das tun zu müssen, denn das Leben selbst lässt sich schließlich auch nicht in saubere Kategorien einteilen. Gefallen hat es mir ohne jede Einschränkung.


[Werbung] Klappentext- und Bildquelle sowie Buchdetails: Homepage des Autors

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