Das Band von der Leipziger Buchmesse mit dem Plastikmäppchen, um seine Eintrittskarte umzuhängen, muss doch irgendwo sein! Ich musste eine ganze Weile suchen, aber es ist wieder aufgetaucht. Drin steckte die Karte von 2018. Das war das letzte Jahr, in dem ich in Leipzig zur Messe war. Das Jahr des späten Wintereinbruchs, in dem auch die MessebesucherInnen Opfer des Wetterchaos wurden. Als ich für die Heimfahrt fast 6 Stunden in Dunkelheit und Schneesturm brauchte, nach einem anstrengenden Messetag, und das mich gesundheitlich in ein massives Tief gestürzt hat.
Fünf Jahre später wagte ich mich nun wieder hin. Ich gebe es zu, mit gemischten Gefühlen. Ich hatte mir vorgenommen, die Menschenansammlungen und die großen Verlage, die Promis und die kilometerlangen Schlangen bei Signierstunden zu meiden. Außerdem habe ich die Tatsache genutzt, dass das Messegelände am Stadtrand von Leipzig liegt und habe meine Unterkunft weiter draußen im Hinterland gesucht. 20 Km nach Norden und man war so ländlich wie man es nur sein kann. Am Tag nach der Anreise auf dem Weg zur Messe wäre mir fast ein Rebhuhn vors Auto gelaufen, das da gelassen über die Landstraße spazierte. Das sagt ja wohl schon alles ;-)
Da ich am Donnerstag schon angereist war, konnte ich am Freitag ausschlafen und doch einen vollen Messetag genießen. Am Samstag blieb ich bis in den Nachmittag und fuhr dann nach hause. In den fast zwei Messetagen hab ich viel gesehen und erlebt, natürlich weit mehr verpasst, aber das ist bei diesem üppigen Angebot ja immer so.
Die Schlange an einem der Eingänge
Ich dachte am Freitag, es wäre voll. Aber der Samstag hat noch mal ordentlich eins drauf gesetzt! Natürlich waren die großen Verlage vertreten, aber auch entsprechend belagert, und ich haben einen Bogen um sie gemacht. Als Beweis, das sie vertreten waren:
Ich bin stattdessen zum Ronin Hörverlag (Homepage), der nicht nur wundervolle Hörbücher herausbringt, sondern seit neuestem auch Prints im Angebot hat. Das habe ich überhaupt nur mitbekommen, weil eine meiner Lieblingsreihen (die müsst ihr lesen, echt, glaubt mir!!) nach Band fünf plötzlich keine deutschen Übersetzungen mehr vom üblichen Print-Verlag bekam. Und der Ronin Verlag hat nicht nur den sechsten Band selbst übersetzt und (wie für die anderen Bände auch) eine Hörbuchversion veröffentlicht, sondern als Neuerung den Print auch herausgebracht! Dafür musste ich mich unbedingt persönlich bedanken und der Messestand war der richtige Ort dafür. Zudem ist der nächste Band dieser Reihe schon in Arbeit, wie ich dort erfahren habe. Yay! Obwohl ich mir vorgenommen hatte, auf der Messe selbst keine Bücher zu kaufen, weil man die ja die ganze Zeit herumschleppen muss, konnte ich bei diesem hier nicht nein sagen.
Ein Stand mit der Aufschrift “Rettet die Handschrift, schreibt mehr Postkarten” hat meinen Blick eingefangen. Dort gab es schöne Karten zu kaufen, was ich auch getan habe, und plötzlich war ich im Club zur Rettung der Handschrift. Ich wurde sogar mit einem kleinen (dezenten) Mundharmonikatusch im Club begrüßt! Da fühle ich mich sehr wohl, denn ich schreibe tatsächlich noch viel mit der Hand. Wer am Club (der ein Kunstprojekt ist) oder den Postkarten interessiert ist, kann sich hier www.trillhaase.de (die zwei aa sind wichtig, sonst landet man woanders) umschauen.
Gastland in diesem Jahr war Österreich und als Mitglied im Club LiterAUTur konnte ich da natürlich nicht am Stand Österreichs vorbei gehen, ohne mich ausführlich umzusehen. Schon für das Motto musste man ein bisschen Hirnschmalz investieren. Wer kann “mea ois wia mia” übersetzen? (Nicht-Österreicherinnen sind hier gemeint, bei ÖsterreicherInnen setze ich voraus, dass sie das verstehen)
Es gab auch ein interessantes Plakat in Megagröße (oben). Ist das der gespiegelte Stephansdom in Draufsicht? Das ist jedenfalls meine Vermutung.
Verschiedene Verlage, unter anderem Empire, Milena und Carl Ueberreuter, die Interessengemeinschaft Österreichischer Autorinnen und Autoren oder auch die Grazer AutorInnen Versammlung (die witzigerweise gar nicht in Graz, sondern in Wien sitzt), waren hier vertreten. Mit der Autorin Drea Summer (Homepage) kam ich ins Gespräch. Sie schreibt Krimis und Thriller und schon die Cover ihrer Bücher haben mir optisch angezeigt, dass das genau mein Beuteschema ist. Und dann spielen sie teilweise auch noch in Österreich. Da muss ich mich künftig natürlich ein bisschen näher bei ihr umsehen.
Mehr Informationen zum Auftritt Österreichs bei der Buchmesse Leipzig 2023 gibt es hier: https://gastland-leipzig23.at/
Weil ich auch immer wieder Bücher von SelfpublisherInnen lese und rezensiere, habe ich auch beim Selfpublisherverband Halt gemacht und dort eine liebe Autorin getroffen, die ich bei der Regensburger #Liberatisbona kennengelernt hatte. Und nachdem meine Begleitung bei der Liberatisbona schon den einen ihrer beiden Reise-Liebes-Romane gekauft und mit Begeisterung gelesen hatte, ist der andere Roman bei mir in die Tasche gehüpft.
Mari Hummingbird links (Homepage) und ihr Roman “Lügen und salzige Küsse”
Ich habe bei den Mörderischen Schwestern vorbeigeschaut, beim gut belagerten Gmeiner Verlag, hab bei der einen oder anderen Lesung am Stand oder in einen der vielen abgetrennten Bereiche ein Weilchen zugehört, hatte nette Plaudereien mit MessebesucherInnen und schöne Begegnungen mit BloggerInnen, die ich online schon länger kenne, aber nun auch persönlich treffen durfte. Und ich habe mich an den herrlich oder nicht ganz so raffiniert kostümierten BesucherInnen der Manga Comic Con erfreut. Diese hier fand ich zum Beispiel super:
Neben vielen Leseanregungen auf Flyern, Postkarten und Fotos, die ich mir als Gedächtnisstütze gemacht habe, bekam ich auch ein Tütchen Samen für Insektenwiese, die ich in einem Balkonkasten ansäen werde. Ich habe geniale Bierdeckelwerbung für den Podcast “3 Frauen n Comics” bekommen.
Ein Hightlight war aber auf jeden Fall die Zusammenballung von mehreren Lieblingsverlagen unter der Regenbogenflagge, die als hervorragende Orientierung diente und mich immer wieder dorthin zurück führte.
Beim Second Chances Verlag gab es ein kleines BloggerInnentreffen, bei dem wir eine Vorschau auf geplante Projekte bekamen (gute Sachen in der Pipeline!!) und eine tolle Goodiebag mitnehmen durften. Das Verlagskonzept besteht darin, abgebrochene, aufgegebene, nicht zu Ende übersetzte Lieblingsreihen weiterzuführen und ich kann gar nicht sagen, wie genial ich das finde! Ich muss mir definitiv mehr Lesezeit verschaffen bei dem, was dort schon im Katalog ist oder demnächst dazu kommt- vielleicht sollte ich zusätzliche Nachtschichten einlegen?
Gleich daneben siedelte sich der Stand des Dead Soft Verlages an, bei dem ich auch schon einige tolle Gay Romance gelesen habe. Gerade frisch ist dort der 4. Band der “Herzfrequenz”-Reihe von Elisa Schwarz und Lena M. Brand erschienen (hier ist meine Rezension dazu) und da unter anderem die beiden Autorinnen am Stand waren, bin ich mit meinem “Poesiealbum” vorbei gekommen, um mir eine Seite darin signieren zu lassen.
Und wieder nur ein Häuschen weiter war der Cursed Verlag, der sowohl deutsche Gay Romance AutorInnen als auch Übersetzungen anbietet und der hier bei meinen Rezensionen im Blog sehr häufig vertreten ist, weil ich die Bücher von dort sehr gerne lese. Die Autorin M. S. Kelts wurde eingefangen, um ihr neuestes Buch “Terrierherz” zu signieren (demnächst folgt die Rezension), und das war nicht das einzige Buch, das von dort in meinen Bücherbeutel gewandert ist. Manche Bücher habe ich zwar schon als eBook gelesen, aber sie müssen trotzdem als etwas ganz Besonderes in Printversion in mein Regal. Am Stand wurden auch “Blind Date”-Bücher angeboten, also verpackte Bücher, über die man nur kurze neugierig machende Infos auf dem Umschlag erfuhr und quasi “blind” kaufte. Ich wusste nur, dass ich das Buch noch nicht gelesen habe, denn die schon gelesenen habe ich anhand der Beschreibung erkannt. Beim Auspacken meiner Beute erlebte ich eine Überraschung, denn da ist ein Schnuckelchen aus dem Packpapier aufgetaucht :-) Ich bin sehr gespannt auf’s Lesen.
Außerdem waren die Übersetzerinnen Susanne Scholze und Anne Sommerfeld am Stand. Ich muss zugeben, dass ich früher die Arbeit der ÜbersetzerInnen nicht wirklich zu schätzen wusste. Ganz ignorant dachte ich, das kann ja nicht so schwer sein, wenn man beide Sprachen beherrscht. Seit ich Bücher auf Englisch und Deutsch lese (manchmal ein und dasselbe Buch in beiden Sprachen), weiß ich es sehr zu würdigen, wenn die Stimmung, der Humor, die Besonderheiten der Figuren durch eine gute Übersetzung erhalten bleiben – oder manchmal ist die Übersetzung sogar besser als das Original, weil hier und da ein bisschen sprachlich poliert wird.
Am Ende habe ich mich mit einer vollen Büchertasche und dem Kopf voller Eindrücke von der Messe verabschiedet. Ich habe nur einen Bruchteil gesehen, aber das, was ich gesehen, gehört und wen ich getroffen habe, war genau richtig.
Und dieser Bücherstapel kam mit mir nach hause:
Liebe Gabi,
es freut mich zu lesen, dass es Dir auf der Buchmesse gefallen hat, trotz der vielen Menschen. Der schöner Bericht.
LG Susanne
Vielen Dank. Ich freu mich auch, dass ich mich hingetraut habe – trotz der Menschenmassen.
Liebe Grüße
Gabi
Ein schöner Bericht, liebe Gabi und es war so schön, dich zu treffen! Ich hoffe, dass wir das nächstes Jahr wiederholen können.
LG
Yvonne
Hallo Yvonne,
ich hab auf jeden Fall vor, auch nächstes Jahr wieder nach Leipzig zu gehen.
Liebe Grüße
Gabi
Hi!
Na, für knapp zwei Tage, kommt mir vor, hast du eh ziemlich viel gesehen! Und du hast völlig recht, man kann sowieso nie alles auf einer Messe sehen, ohne (Vor)Auswahl geht es einfach nicht.
Bei dem Plakat hätte ich vermutlich auch auf den Stephansdom getippt… Aber brrr, das ist genauso “selbst erklärend” wie der Slogan, haha.
Den Club finde ich schön, da hätte ich sicher auch einen Anknüpfungspunkt bezüglich alter deutscher Schreibschriften zum Reden gefunden :).
Liebe Grüße
Ascari
Hallo Ascari,
ja, der österreichische Messebeitrag war auf jeden Fall zum mitdenken und grübeln ;-)
Und im Handschrift-Club wärst Du VIP-Mitglied geworden als Handletter-Spezialistin!
Liebe Grüße
Gabi
Hallo Gabi,
ein richtig schöner Bericht mit so vielen tollen Bildern. Da kriegt man Sehnsucht nach buchigem Flair, obwohl mir die Menschenmassen ebenfalls zu viel sind. Ich war einmal in Frankfurt und die Publikumstage fand ich nicht mehr so schön, weil es nur mehr ein Gedränge war.
Toll, dass du beim Österreich-Stand stöbern konntest. Vielleicht hat sich da auch ein Tipp für unseren feinen Club ergeben?
Der Handschrift-Club ist eine witzige Idee. :D Noch befürchte ich nicht, dass das Handschriftliche ausstirbt, aber man weiß ja nie.
Liebe Grüße
Nicole
Hallo Nicole,
wenn man die großen Publikumsverlage und die Promis meidet, kann man einigermaßen gut durch die Menschenmassen kommen. Am Samstag war es allerdings schon grenzwertig. Ich würde es viel besser finden, wenn es mehr kleinere Messen gäbe, vielleicht auf Regionen oder Genres spezialisiert und nicht nur diese zwei MEGA-Messen …. und dann nur wenige kleinere Messen.
Liebe Grüße
Gabi
Hallo Gabi,
das klingt wirklich nach einem tollen Messebesuch. Es ist schön, dass das endlich wieder alles möglich ist. :)
Liebe Grüße
Diana
Hallo Diana,
vielen Dank. Mir hat der Messebesuch Spaß gemacht und mich ermutigt, mich doch wieder öfter zu trauen ;-)
Liebe Grüße
Gabi
Hi Gabi,
da bist du an den besucherstärksten Tagen anwesend gewesen. Ich hab dich leider nicht gesehen, doch das ging mir mit einigen so. Es waren einfach sehr viele Menschen. Auf jeden Fall hast du die Tage sehr gut genutzt.
Und nein, ich habe bis jetzt keine Ahnung, was mir das Gastland sagen wollte.
Liebe Grüße
Tina
Hallo Tina,
mir ging es auch so, dass ich nach der Messe gesehen habe, welche Blogger/innen auch da waren, die ich gerne mal persönlich getröffen hätte. Ich muss aber auch gestehen, dass mir das dann wahrscheinlich zu viel geworden wäre, wenn ich mehr Treffen verabredet hätte. So gerne ich das würde, wird es mir zu viel und ich muss mich an den Leitsatz “weniger ist mehr” halten. Ich hoffe sehr, dass wir irgendwann eine gute Gelegenheit finden, vielleicht sogar mit den Hunden ;-)
Liebe Grüße
Gabi