Der wandernde Krieg – Sergej von Michael Schreckenberg

Klappentext:

Seine Vergangenheit ist im Nebel. Sergej weiß nur eins: Dass er seine Rache vollenden muss. Unter seltsamen Umständen bricht er aus der Psychiatrie aus, um seinen Feldzug, den er vor Jahren begann, zu vollenden. In Leverkusen und Köln beginnt er seine Suche. Er wird eine neue Liebe finden. Und er wird mehr und mehr entdecken, dass er Teil ist von etwas viel Größerem: die Figur in einem apokalyptischen Dreikampf, in dem alles auf dem Spiel steht, seine Liebe und die Existenz seiner Welt.

So fand ich’s:

Sergej, der Ich-Erzähler, kann einem über seine eigene Vergangenheit nicht viel sagen, denn sie liegt nach einem Autounfall in der Jugend auch für ihn im Dunkeln. Er ist ein folternder Serienmörder, grausam und kalt, dessen Motive man aber nachvollziehen kann. Besonders als er sich in Erin verliebt, entstehen große Sympathien für ihn.

Ergänzt wird seine Sicht durch Episoden aus der Perspektive des geheinmisvollen Bodo von Reudh, von dem man schnell ahnt, dass er kein Freund von Sergej ist, durch Mails und Briefe von Erin an ihren Bruder Fletch, Tagebucheintragungen der Journalistin Recha, den Geschehnissen aus dem fiktiven Ort Langenrath und dem Dörfchen Neurath und Gedanken zweier Kinder, die das Ganze beobachten.

Anfangs meint man, es ginge darum, dass sich Sergej an den Mördern seiner Frau rächen will. Doch im Laufe der Zeit entdeckt Erin und mit ihr der Leser, dass es um etwas weit Größeres geht und ein gigantischer Kampf bevorsteht, in dem zumindest Sergej eine Rolle zu spielen scheint. Die Informationen bekommt man erst so nach und nach, hat kaum Wissensvorsprung vor den Romanfiguren, das macht neugierig und erhöht die Spannung.

Die lebensnahen Charaktere strahlen manchmal so etwas Alltägliches aus und stürzen dann wieder weit über den Rand des Normalen hinaus, bis dem Leser das Grauen im Nacken sitzt. Es braut sich etwas Fürchterliches zusammen. Da ist es angesichts der Entwicklungen einfach schön und die Anspannung löst sich ein bisschen, wenn man von Sergej und Erin als Paar liest, das sich Hals über Kopf in einander verliebt.

Irgendwann weiß oder ahnt man, worauf es hinausläuft. Die Konfrontation lässt aber noch ein Weilchen auf sich warten und ungeduldig fiebert man dem Showdown entgegen, die nur angedeuteten Vorbereitungen beobachtend. Zu diesem Zeitpunkt konnte ich auch die ausgereifte, schöne Sprache nicht mehr wirklich genießen, sondern wollte nur noch, dass es endlich los geht mit der Schlacht, in der alle schließlich aufeinander treffen. Der actionreiche Showdown hat mich dann auch nicht enttäuscht.

Die Idee, gewaltige, fremde Mächte gegeneinander antreten zu lassen in einem ewigen, wandernden Krieg lässt noch viel Raum für Fortsetzungen. Und obwohl dieser Roman in sich abgeschlossen ist, hat man das Gefühl – und hofft -, dass es noch weiter geht und dies nicht die einzige Geschichte aus diesem Szenario bleiben wird. “Der Ruf”, das ich als eBook gelesen habe, gehört schon einmal am Rande dazu und liefert weitere Einblicke in die Welt des “wandernden Krieges”.

Mir hat “Der wandernde Krieg – Sergej” gut gefallen – er konnte aber “Der Finder” als meinen persönlichen „Liebling“ unter den Schreckenberg-Büchern nicht ablösen.

Eine kleine Randnotiz:

Bei meinem Exemplar sind die Seiten 225 bis 256 auf dem Kopf stehend ins Buch gebunden. Zuerst habe ich versucht, das mit der Handlung in Verbindung zu bringen (ein Zeichen dafür, dass die Welt ab jetzt Kopf steht?), es dann aber doch „nur“ als Fehldruck abgetan. Diese blaue Mauritius der Buchdruck-Kunst werde ich in Ehren halten :-)

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