Für Remys Leben gibt es “den Plan”. Er wird sein erstes Studienjahr in Kalifornien absolvieren und wenn sein Freund Michael an die Ostküste geht, um zu studieren, wird auch Remy dort hin wechseln. Doch bei einem Schnuppertag entdeckt er, dass das ersehnte College in Boston ihm nicht gefällt. Dann bekommt er die Chance, mit seinem kalifornischen Coach für die Aufnahme in der Jugend-Nationalmannschaft im Rudern zu trainieren. Also was nun? Ausbildung oder Profi-Ruderer? Ost- oder Westküste? Mit oder ohne Michael?
So fand ich’s:
Remy und Michael haben mit einigen Dingen zu kämpfen, die ich nicht nachvollziehen kann.
Damit ich hier nicht zu viel vom Inhalt verrate, greife ich nur ein Beispiel heraus. Michaels Eltern wissen, dass Remy HIV positiv ist. Doch als Remy volljährig wird, scheint das plötzlich zu einem Problem zu werden, denn Michael nimmt ein “Partner-Medikament”, das eine potentielle Ansteckung mit HIV verhindern soll, was ich ausgesprochen vernünftig finde. Michael scheint das auch gut zu vertragen. Doch um die Beziehung zwischen Michael und Remy zu boykottieren oder ihren Sohn vor einem unnötigen Medikament zu schützen oder aus völlig irrationalen Gründen – werfen seine Eltern des Medikament weg, als sie es bei Michael finden.
Okay, das schützt Michael zwar dann vor diesem Medikament, aber da eine mögliche Ansteckung mit HIV die wesentlich schlimmere Alternative ist, wurde mir nicht klar, was die Eltern damit erreichen wollten. Echt nicht. Ich hätte meinem Sohn die Füße geküsst, weil er so erwachsen ist, sich informiert, und angemessene Konsequenzen zieht. Dass Michael mit Remy Schluss macht, weil er nun das Medikament nicht mehr hat, kann man ja wohl nicht erwarten.
Und das war nur ein Beispiel für merkwürdiges Verhalten, das ich nicht nachvollziehen konnte. Auch Michael, Remys Eltern und Remys Großeltern, eigentlich alle aus seinem Umfeld haben Anfälle von hinlosem Wahnsinn und legen Verhaltensweisen an den Tag, die ich nicht instinktiv verstehen konnte und die mir auch nicht ausreichend erklärt wurden. Vielleicht ist das das Lebensgefühl, das man mit 18 Jahren hat und man fühlt sich tatsächlich so herumgestoßen und fremdbestimmt durch unmotivierte Handlungen der Leute, die über das eigene Leben entscheiden dürfen – ich fand diesen Zustand frustrierend.
Das führte auch dazu, dass die Story dieses Buches in meinen Augen sehr konstruiert wirkte. Werfen wir Remy mal ein paar Steine in den Weg, woher die kommen und wieso sie da sind, ist ja nicht weiter wichtig. Es wurde einem noch schwerer gemacht, die ganze Story zu durchschauen, weil uns ausschließlich Remy aus seiner Sicht erzählt. Und Remy ist völlig unempfänglich für zwischenmenschliche Entwicklungen, für Nöte und Ängste anderer Menschen und völlig versunken in sich selbst und seinen Rudersport. Also nicht gerade der ideale Beobachter und nicht geeignet, uns das Verhalten anderer Menschen näherzubringen.
Und schließlich trägt das Buch seinen Titel völlig zu Recht, denn es handelt davon, dass Remys sorgfältige Zukunftspläne vor seinen Augen zerbröseln und sich in Luft auflösen. Das deprimiert, denn im Buch wie im Leben gibt es keine einfache Lösung, sondern nur ein weitermachen und mit dem leben, was übrig bleibt.
Dieses Buch lässt mich mit sehr gemischten Gefühlen zurück. Im Interview, das ich weiter unten verlinkt habe, kündigt der Autor ein drittes Buch über Michael und Remy an und ich hoffe, dass dieses ihre Story bzw. Stories zu einem guten Ende bringt. Im Augenblick fühle ich mich emotional durch den Wolf gedreht und zu einem schlechten Zeitpunkt alleine zurückgelassen.
[Werbung] Klappentext- und Bildquelle sowie Buchdetails: Verlagsseite
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