Darum geht’s:
Ben Walsh macht Karriere als Anwalt in New York, hat einen heißen neuen Freund und vermisst seine Eltern und die drei jüngeren Brüder in Austin nicht wirklich. Als ein unerwarteter Anrufer Ben berichtet, dass seine Eltern beide tot und die minderjährigen Brüder auf ihn angewiesen sind, zieht es ihm den Boden unter den Füßen weg.
So fand ich’s:
Wie ich das gerne mal mache, habe ich bei diesem Buch zwischen dem englischen Original und der deutschen Übersetzung von Kapitel zu Kapitel hin und her gewechselt und so einen guten Eindruck von beiden Versionen bekommen.
Drei Teenager-Brüder, die Ben kaum kennt, eine Anwaltskarriere, die sich nicht von New York trennen lässt, genauso wenig wie Bens Freundeskreis, der neue Lover und dann noch der Verlust der Eltern – das alles ist ein bisschen viel für Ben. Er versucht sein Bestes in Austin, aber ohne die Hilfe des gleichaltrigen Nachbarn Travis wäre er aufgeschmissen. So nimmt er dankbar die Unterstützung durch Travis an und schnell befreunden sich die beiden. Ben macht keinen Hehl daraus, dass ein Mann in New York auf ihn wartet. Und Travis hat noch nie einen erotischen Gedanken an Männer verschwendet, schließlich hat er eine Freundin und steht nur auf Frauen.
Und doch verändert sich die Beziehung zwischen ihnen, als Travis beginnt, mit Ben zu flirten.
Die beiden reden zwar darüber, ob Travis eigentlich schon immer auch auf Männer stand (was er abstreitet) oder ob er ausschließlich an Ben als einzigem Mann sexuell interessiert ist, aber entspannter Weise müssen die beiden das nicht wissenschaftlich ausarbeiten und definieren. Ihre Situation ist schon schwierig genug dadurch, dass Travis sich über seine völlig neuartigen Gefühle erst einmal klar werden muss und Ben nur vorübergehend in Austin ist und eigentlich lieber heute als morgen wieder nach New York zurück will.
Schließlich führt das Gefühl der Überforderung bei Ben auch dazu, dass er nicht immer so souverän ist, wie er gerne wäre. Der junge Anwalt ist es gewohnt, seine eigenen Interessen zu vertreten und nicht, sie zu Gunsten von drei Teenagern zurückzustellen, die alle auch ihre Probleme und Problemchen haben. So braucht es einige Zeit, bis auch Ben sich weiter entwickelt und sich in seine neue Rolle hineinfindet. Das wird realistisch dargestellt und auf eine Art und Weise, die man sehr gerne verfolgt. Denn es wird im Allgemeinen offen geredet in der Familie Walsh und auch wenn alle ihren gerechten Anteil an Fehlern machen und Missverständnisse und Unsicherheiten auftreten, sind alle auch ehrlich und mit ganzem Herzen bemüht, die neue und noch etwas wackelige Familienkonstellation zum Laufen zu bringen.
Trotz des ernsten Themas und dem einen oder anderen Drama hat die Schreibweise des Autors eine gewisse Leichtigkeit, die auch in der Übersetzung beibehalten wurde. Es wird gelacht und sich gekabbelt und bei zwei jungen Männern und drei Teenagern, die alle nicht auf den Mund gefallen sind, gibt es jede Menge lockere Sprüche. Die Personen kommen alle sehr authentisch rüber und ich mochte jeden auf seine eigene Weise.
Das Buch hat mich mit seiner Liebes- und Familiengeschichte überzeugt und neugierig gemacht auf die weiteren Bände dieser Reihe. Wie gut, dass der zweite Band “The Return” in deutscher Übersetzung unter dem Titel “Die Rückkehr” am nächsten Dienstag (27.06.) erscheint.
Mehr dazu:
Weitere Meinungen zum Buch gibt’s bei:
El Ma liest
Die Serie in der richtigen Reihenfolge:
The Nothingness of Ben/
Ben und das Glück im Unglück
The Return/
Die Rückkehr (erscheint auf Deutsch am 27.06.2017)
The Eskimo Slugger
[Werbung] Klappentext- und Bildquelle sowie Buchdetails: Verlagsseite
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Ich scheitere inzwischen schon ein zweites, oder drittes Mal an diesem Buch. Ich werde weder mit der Schreib-, noch mit der Erzählweise warm. Ausserdem finde ich die Protagonisten so anstrengend, mühsam und zutiefst unsympathisch. Um nicht zu sagen … ich kann sie alle zusammen nicht leiden. *lol* Also das ist mir auch noch nie bei einem Buch passiert.
Oh, das ist übel. Da hat ja GAR NICHTS an dem Buch Deinen Geschmack getroffen :-( Aber manchmal ist das leider so, da kann man nichts machen.
LG Gabi
Klingt interessant. Ein Buch, in dem die Figuren endlich mal ernsthaft über Dinge reden …
Natürlich kriegen sie trotzdem eine ordentliche emotionale Verwirrung hin *lach* weil sie eben nicht perfekt sind, aber sie geben sich wirklich viel Mühe!
LG Gabi
Hab mir die Leseprobe bestellt … Witzigerweise ist die deutsche Übersetzung günstiger als das Original.
Hab ich schon öfter gesehen, keine Ahnung, wie das kommt. Aber gut für uns :-)
Wobei die Übersetzungen oft enttäuschend sind. Ich hab mal versucht, die deutsche Übersetzung von Cut & Run (Urban/Roux) zu lesen. Ich musste abbrechen. Es waren einfach zu viele Rechtschreib- und Zeichensetzungsfehler drin. Ich hab ständig gedacht: “Das hätte man aber besser formulieren können.” Berufskrankheit.
Ja, die Cut & Run-Übersetzung fand ich auch alles andere als gelungen! (Und auch die von Captive Prince würde ich nicht empfehlen). Aber inzwischen kann man bei den Übersetzungen von Dreamspinner Press davon ausgehen, dass die gut gemacht sind. Wie diese hier auch.
Wenn ich es nicht abwarten kann, steige ich bei Reihen dann doch auch mal aufs Original um, weil man die einfach früher lesen kann.
Sag so was nicht! Die deutsche Captive-Prince-Trilogie will ich am Dienstag mit nach USA nehmen, um mir den Flug zu versüßen.
Ups….
Dann hab ich nichts gesagt und wünsch Dir viel Lesevergnügen damit!! (und guten Flug)
Danke. Ich hoffe, die Übersetzung ist nicht zu schlecht. Ich freu mich schon ewig drauf!
Ich bin gespannt, wie Du sie findest.
Ich auch. Heyne macht doch normalerweise einen guten Job.
Mit dieser Serie haben sie sich nicht viel Mühe gegeben, gibt ja Teil 2 und 3 nicht mal als Print und nur mit Mühe und Not wurde dann noch der Sammelband herausgebracht. Keine Ahnung, was C. S Pacat den Heyne-Leuten getan hat, dass sie so stiefmütterlich behandelt wurde.
Oy wey …