Crossroads von Jürgen Albers – Ein Inspector Norcott-Roman #1

Darum geht’s:

Die Putzfrau findet Nora Henley ermordet in ihrem Schlafzimmer auf. Guernsey, eine der malerischen Kanalinseln, hat schon ewig keinen Mord mehr gesehen, doch zum Glück ermittelt dort seit einiger Zeit der erfahrene Scotland Yard Beamte Charles Norcott, der auch diesen Fall routiniert angeht. Kaum hat er sich im Umfeld Nora Henleys ein bisschen umgesehen, landen deutsche Soldaten auf der Insel – denn wir befinden uns mitten im zweiten Weltkrieg.

So fand ich’s:

Guernsey wirkt ein bisschen verschlafen, sehr ländlich, mit toller Landschaft und eigentlich ein Ort, an dem man weder Krieg noch Tod erwartet. Und doch zieht beides im Sommer 1940 dort ein.

Nora Henley war die Ehefrau eines undurchsichtigen, aber blassen Bankers und offensichtlich hauptsächlich an Zeitschriften und anderen Männern interessiert. Detective Chief Inspector Norcott kommt von Jersey herüber, um die Ermittlungen in diesem Mordfall zu leiten.

Doch dieser Fall gestaltet sich schwieriger als zunächst vermutet, denn die Armee zieht ab und viele Zivilisten fliehen auf’s britische Festland, um der deutschen Invasion zu entgehen. Norcott muss bleiben und helfen, das Chaos zu organisieren, den Mangel an allem bestmöglich zu verwalten und natürlich auch den Mord an Nora Henley unter diesen schwierigen Umständen aufzuklären. Als die Deutschen die Insel gewaltlos übernehmen, werden die Telefonverbindungen nach London gekappt. Norcott hat nur einige wenige engagierte Polizeibeamte zur Verfügung, jede Menge zusätzliche Verwaltungsaufgaben und zudem noch eine Besatzungsarmee, die ihm das Leben schwer macht.

Diese Konstellation fand ich schon von vorne herein sehr interessant und ungewöhnlich und “Crossroads” hat meine hohen Erwartungen nicht enttäuscht. Wir haben hier nicht nur einen Krimi in historischem Setting, sondern diese erste Zeit des 2. Weltkrieges entsteht lebendig vor dem inneren Auge. Die Zivilisten werden zum Spielball unberechenbarer Mächte, und deren Planspielchen beeinflussen die Leben der Inselbewohner. Selbst die Mordermittlung bleibt nicht vor politischen Verwicklungen verschont. Wobei erfreulicher Weise auf allen Seiten der Kriegsfront Menschen stehen, die viele Facetten und genügend Tiefe haben, um platte Verallgemeinerungen erst gar nicht entstehen zu lassen.

Charles Norcott ist ein versierter Ermittler, der es schon in London mit ungewöhlichen Fällen zu tun bekam und einen Ruf als Spitzen-Kriminalist hat. Als seine Frau starb, hat er alle Zelte in London abgebrochen und sich auf die Kanalinseln zurückgezogen, was sich jetzt als Glück erweist, denn der Mordfall in diesen kritischen Zeiten hat es in sich. Und es bleibt nicht bei einer Toten.

Die zarte Liebesgeschichte zur Malerin und Zeichnerin Vicky und die vielen wunderbar lebensnahen Nebencharaktere lockern die Geschichte ein bisschen auf, so dass sie mit humorvollen Sprenklern versehen eine wundervoll ausgewogene und dicht gepackte Erzählung bietet.

Die Sprache hält die Waage zwischen mitreissend und stimmungsvoll und zeigt, dass der Autor nicht nur ausführlich recherchiert hat, sondern es auch hervorragend versteht, sein Wissen und die besondere Atmosphäre auf lesenswerte und unterhaltsame Weise rüberzubringen.

Diese greifbar gemachte Geschichtsstunde, kombiniert mit Mord, Politik und Leidenschaft und angesiedelt auf einer verträumten Kanalinsel hat mich überzeugt und ich freue mich schon sehr auf einen zweiten Fall für Inspector Norcott, der bereits unter dem Titel “Erased” in Arbeit ist.

Mehr dazu:

Weitere Meinungen zum Buch gibt’s bei:
I am Jane
Readpack
Mikka liest
Die fabelhafte Welt der Bücher
Bella’s Wonderworld
Nicoles Bücherwelt
Der Leseratz
Nisnis Bücherliebe
Seehases Lesewelt
Pink Anemone
Wörterkatze

Bei “Magische Momente der kleinen Bücherwelt” erzählt der Autor, wie “Crossroads” entstand.

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7 Jahre her

Huhu!

Ich kann deiner Rezension nur zustimmen, und danke nochmal fürs Verlinken! :-)

LG,
Mikka

7 Jahre her

Hey :)

“Greifbar gemachte Geschichtsstunde” – das bringt vor allem den historischen Anteil toll auf den Punkt. Manchmal wünschte ich mir heute noch, wir hätten in der Schule so Geschichte gelernt, das wäre viel interessanter gewesen …

Auch von mir ein ganz liebes Dankeschön fürs Verlinken!

Liebe Grüße
Ascari

7 Jahre her

Liebe Gabi,

wie auch Ascari formulierte, Crossroads ist eine greifbare Geschichtsstunde. Ich habe mich während des Lesens in eine wirklich andere Zeit zurückversetzt gefühlt, bei der sogar alle Kleinigkeiten stimmten. Ob damalige Technik, Kleidung oder auch die Sprache, all das hat Jürgen Albers in seinem Kriminalroman harmonisch dargestellt. Ein Buch zum wohlfühlen mit einem spannenden Kriminalfall, gut ausgearbeiteten Charakteren. Ich fiebere dem Nachfolger schon sehr entgegen und empfehle Crossroads total gern.

Liebe Grüße

Anja

7 Jahre her

Liebe Gabi,

eine sehr schöne Rezension, ich bin ganz deiner Meinung. Mir hat auch besonders der Schauplatz und die Mischung aus Historischem und Krimi sehr gut gefallen! Auf die Fortsetzung bin ich ebenfalls sehr gespannt.
Vielen lieben Dank fürs verlinken! Wenn es in Ordnung ist, verlinke ich dich gern auch bei mir. :)

Liebe Grüße
Nicole

7 Jahre her

Ihr Lieben,
vielen, vielen Dank für all die wunderbaren, ermutigenden Kommentare! Es ist jetzt kurz nach 21:00h und ich ‘nupfe immer noch ein wenig vor mich hin, aber – Motivation ist bei 100% und – ich lehne mich mal ein wenig aus dem Fenster: Der Nachfolger ‘Erased’, an dem ich gerade arbeite, wird noch besser und perfekter. Eure Worte tragen dazu bei. Danke dafür.
Liebe Grüße
Jürgen

3 Jahre her

Hey Gabi,

schön, dass dir das Buch so gut gefallen hat. Ich habe tatsächlich nur den zweiten Teil gelesen. Krimis sind ja nicht unbedingt mein bevorzugtes Genre, auch nicht im historischen Gewand. Den zweiten Teil habe ich hingegen gelesen und da habe ich auch noch gut in Erinnerung, dass man gemerkt hat, dass Jürgen hier noch viele Romane schreiben möchte, denn Charles Norcott und seine Lebensgeschichte ist schon sehr ausführlich ausgearbeitet.

LG, Moni