Darum geht's:
Sam muss man einfach gern haben. Er ist doch ein ganz normaler Junge, der in die Schule kommt und Freunde finden möchte. Doch seine Augen machen den Menschen Angst. Er leidet an okularem Albinismus, das heißt seine Pupillen sind rot. Die Unsicherheit seiner Mitmenschen geht sogar so weit, dass seine Mutter kämpfen muss, dass er an der katholischen Schule der Gemeinde seiner Eltern aufgenommen wird. Seine Augen bringen ihm sehr schnell den Spottnamen „Teufelsjunge“ ein. Als Außenseiter wird er gehänselt und schikaniert. Als Ernie als erster afroamerikanischer Junge und die quirlige Mickie an Sams Schule kommen, ändert sich auch sein Leben. Die drei werden Freunde und trotzen gemeinsam so mancher Schwierigkeit. Diese Jahre prägen Sam sehr und beeinflussen ihn auch noch im Erwachsenenalter. Um das Leben nach seinen eigenen Vorstellungen gestalten zu können, muss er mit der Vergangenheit abschließen und sich seiner eigenen inneren Kraft bewusst werden.
So fand ich's:
Auf den ersten Blick könnte man sagen: „Nicht schon wieder eine Geschichte über ein Kind, dass etwas anders ist als die anderen und seinen Weg finden muss.“ Und der erste Eindruck täuscht natürlich nicht: Sam leidet an einem sehr seltenen Gendefekt und verunsichert die Menschen im kalifornischen Burlingame der 60 Jahre sehr. Er wird gehänselt und muss die Pausen immer alleine verbringen. Bis eben Ernie als erster afroamerikanischer Junge an die Schule kommt. Auch Sams Eltern stehen hinter ihm und kämpfen darum, dass ihr Junge ein ganz normales Leben führen kann. Soweit also das Grundgerüst der Geschichte. Was aber Robert Dugoni daraus gemacht hat, ist für mich so viel mehr als eben nur eine Erzählung.
Wir erleben die Geschehnisse aus der Sicht des erwachsenen Sam. Und trotzdem lässt er uns genau seine damaligen kindlichen Gedanken und Gefühle spüren. Als Leser spürte ich förmlich seine Einsamkeit, seine Traurigkeit und genauso sehr habe ich mich mit ihm gefreut, wenn ihm etwas Tolles wiederfahren ist. Und wie begeisterungsfähig Sam ist. Mir ging immer wieder das Herz auf, wie er nie aufgegeben und gekämpft hat. Ich hoffe, das kommt jetzt nicht zu kitschig rüber – denn das Buch ist alles andere als das, auch wenn der eine oder andere Punkt einigen Lesern zu übertrieben erscheinen könnte. Es thematisiert so vieles, das auch heute noch aktuell ist. Ich denke da vor allem an Ausgrenzung und Mobbing. Auch Religion und Glaube ist ein großes Thema. Gerade Sams Mutter ist tiefgläubig. Ach, ja, Sams Mom… Sie ist eine meiner Lieblingsfiguren, erinnerte sie mich doch oftmals an eine Löwin, die für ihr Junges kämpft.
Für mich sind Sams Eltern, obwohl Sam natürlich im Mittelpunkt steht, der Dreh- und Angelpunkt des Buches. Es sind zwei Menschen mit dem Herzen am rechten Fleck – Menschen, so wie man sie gerne im eigenen Leben um sich hat. Sie sind umsichtig, behütend und dennoch lassen sie Sam die Freiräume, damit er sich entfalten kann. Sie haben die Herzen am richtigen Fleck. Ich empfinde es so, dass Robert Dugoni eine Hommage für seine eigenen Eltern schreiben wollte. In der Danksagung glaube ich Bestätigung für dieses Gefühl zu finden. Und wenn dem so ist, dann ist es ihm definitiv gelungen. Ich, als jemand der ebenfalls mit wunderbaren Eltern gesegnet bin, sage dafür einfach: Danke!
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Weitere Meinungen zum Buch:
(wird ergänzt)
Herzlichen Dank an Netgalley für das Rezensionsexemplar
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Titel: Das aussergewöhnliche Leben des Sam Hell
Original-Titel: The Extraordinary Life of Sam Hell
Autor/in: Robert Dugoni
Übersetzer/in: Dorothee Danzmann
ISBN / ASIN: B07W65QW7W
Sprache: Deutsch
Genre: Belletristik
Verlag: Tinte & Feder / Selfpublisher
Erscheinungsjahr: 2020
Medium: eBook
Seitenzahl: 540
Klappentext- und Bildquelle sowie Buchdetails: Verlagsseite Amazon