Darum geht's:
Emmeline lebt mit ihrem Vater auf einer einsamen Insel im Atlantik. Sie ernähren sich hauptsächlich von dem, was die Natur hergibt. Ab und zu finden die beiden „Schatztruhen“, schwarze Kisten, in denen auch ab und an Kleidung für Emmeline mit dabei ist. Emmeline glaubt daran, dass Meerjungfrauen ihnen diese Schätze bringen. Auch sonst lebt sie in einer Art Märchenwelt, die ihr Vater anhand von Geschichten, die er ihr erzählt, aufbaut. Sein großes Geheimnis sind jedoch geheimnisvolle Fläschchen, die er in selbst gezimmerten Schubladen aufbewahrt. Diese Fläschchen enthalten Duftpapiere. So nennt Emmeline die kleinen Papierrollen, die ihr Vater mit einem seltsamen Apparat herstellt, in die Flaschen rein tut und diese mit einem Wachspfropfen verschließt. Doch langsam beginnt diese scheinbar heile Welt zu bröckeln und Emmeline muss herausfinden, wer sie wirklich ist.
So fand ich's:
Schon die ersten Kapitel lasen sich sehr schön und ich war sofort in der Geschichte drin. Manchmal meinte es die Autorin mit den Beschreibungen etwas zu gut und ich musste mich erst an die zahlreichen Vergleiche gewöhnen. Als ich mich dann aber eingelesen hatte, war ich ganz verzaubert von Erica Bauermeisters Erzählstil. Es lag etwas Märchenhaftes in der Luft und eine leise Sehnsucht wehte zwischen den Zeilen. Als sich die Ereignisse dramatisch entwickelten und Emmelines Welt immer stärker ins Wanken geriet, veränderte sich auch die Sprache. Die Geschichte war stellenweise für mich sehr bedrückend. Die Autorin hat jedoch nie die zarten und melancholischen Töne verloren, die für mich die Stärke dieses Buches ausmachen.
Die Geschichte, die Emmeline in der Ich-Form erzählt, hielt einige überraschende Entwicklungen für mich als Leser bereit und war weitestgehend unvorhersehbar. Man konnte durch die Kurzbeschreibung erahnen, dass Düfte eine wichtige Rolle spielen würden, dennoch war für mich diese Reise in die Welt der Gerüche originell und spannend.
Die Figuren sind zwar lebendig gezeichnet, bleiben für mich leider eher oberflächlich. Alleine in Emmelines Charakter kann man als Leser tiefer eintauchen. Oftmals konnte ich ihr Verhalten nicht nachvollziehen und ich hätte sie gerne das eine oder andere Mal geschüttelt. Dennoch bleibt der Plot in sich schlüssig. Das Ende kam dann leider recht abrupt. Für mich muss nicht immer alles bis ins Detail auserzählt werden und aus meiner Sicht hat die Autorin auch den idealen Zeitpunkt für den Schluss der Geschichte gefunden. Trotzdem bleibt der Eindruck, dass der Abschnitt mitten drin aufhört und ein paar abschließende Sätze fehlen.
Alles in allem habe ich dieses Buch sehr gerne gelesen und oftmals hätte ich mir gewünscht, dass es „Duftbücher“ gibt, da diese Geschichte auch den Geruchssinn des Lesers immer wieder anspricht. Der Titel „Der Duft der Erinnerung“ ist somit auch für den Leser Programm und das Buch hinterlässt bei mir ein angenehmes, zartes Parfüm mit der aus schönen Lesestunden gewonnenen Herznote.
Mehr dazu:
Weitere Meinungen zum Buch:
(wird ergänzt)
Herzlichen Dank an Netgalley für das Rezensionsexemplar
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Titel: Der Duft der Erinnerung
Original-Titel: The Scent Keeper
Autor/in: Erica Bauermeister
Übersetzer/in: Edith Beleites
ISBN / ASIN: B07YKSQJ57
Sprache: Deutsch
Genre: Coming-of-Age-Roman
Verlag: HarperCollins
Erscheinungsjahr: 2020
Medium: eBook
Seitenzahl: 384
Klappentext- und Bildquelle sowie Buchdetails: Verlagsseite