Darum geht’s:
Der preußische Offizier und Adelige Wilhelm Freiherr von Gryszinski ist als Kriminalpolizist in München tätig. Der spurlos verschwundene französische Diplomat Fouqué scheint eher ein politisch delikates Problem, aber keine besonders schwierige Aufgabe für Gryszinski zu sein. Doch dieser Fall führt ihn quer durch Europa und beschäftigt sogar noch 20 Jahre später seinen Sohn Fritz – und bringt ihn in tödliche Gefahr.
So fand ich’s:
Wie die beiden Vorgängerbände auch spielt diese dritte Episode Ende des 19. Jahrhunderts in München. Der Preuße Gryszinski hat sich inzwischen perfekt in Bayern eingelebt, ist ein eher gemütlicher Mensch, der gutes Essen und seine Familie schätzt, der aber auch neuen Dingen gegenüber aufgeschlossen ist. Der Franzose Fouqué ist nicht im Amüsierviertel versumpft, wie man zuerst vermutete, sondern er war in einen sehr undurchsichtigen Fall von Spionage verwickelt. Es scheint Konstruktionspläne zu geben für eine Technik, die Funksprüche verfälscht, und die deshalb in den unruhigen Zeiten verfeindeter Staaten ein Vermögen wert sind. Fouqué hatte damit zu tun. So jagt Gryszinski irgendwann nicht nur Fouqué nach, sondern versucht auch, diese Pläne an sich zu bringen. Selbst wenn es ihn und seine abenteuerlustige Frau, die als Tarnung mitreisen darf, durch halb Europa führt.
Die Handlung springt zwischen diesem gewohnten Szenario von Gryszinskis Ermittlungen auch immer wieder nach Verdun ins Jahr 1916, also mitten in den ersten Weltkrieg, wo Gryszinskis Sohn Fritz als Melder an der Front seinen Dienst tut. Der Junior wird ebenfalls in den Fall des verschwundenen Diplomaten hineingezogen und dieser Spionagefall ist auch nach 20 Jahren so heiß, dass er Fritz in höchste Gefahr bringt.
Wir schauen also diesmal über München und die Landesgrenze hinaus und werfen einen Blick auf die große Politik. Die weltgewandten Gryszinskis zeigen uns das wohlhabende Leben ausgangs des 19. Jahrhunderts und bewegen sich in Adelskreisen genauso sicher wie unter Künstlern. Uta Seeburg erzählt üppig und sehr menschlich in einer Sprache, die der Zeit angepasst ist und die auch mit hilft, einen in die Erzählung hineinzuziehen. Ohne große technische Hilfe bei den Ermittlungen muss Kombinationsgabe und Wagemut helfen, angefeuert von der einen oder anderen Bratensemmel, und Gattin Sophie mischt hier auch allzu gerne mit.
Ich mochte die Atmosphäre von altem Adel, neuen Inspirationen, einer Ehe auf Augenhöhe und einem Ermittler, der gleichzeitig ein Genießer und Familienmensch, aber auch ein Kämpfer für Gerechtigkeit ist. Man spürt eine gewisse Gemütlichkeit, einen Hauch cosy crime, es wird Häuslichkeit gepflegt und das Tempo ist nicht immer sehr hoch, sondern legt mehr Wert auf die passende Atmosphäre.
Auf eine ruhige Art fand ich diesen dritten Band tatsächlich noch ein Stück besser als die beiden Vorgänger, die mir auch gut gefallen haben. Man könnte das Buch sehr gut lesen, ohne die beiden anderen Bände zu kennen. Doch man sollte sich die anderen Teile ebenfalls gönnen und sich von Uta Seeburg in das ausgehende 19. Jahrhundert zurückversetzen lassen. Ich habe diese Zeitreise sehr genossen!
Mehr dazu:
Weitere Meinungen zum Buch:
(wird ergänzt)
Die Serie in der richtigen Reihenfolge:
Der falsche Preuße
Das wahre Motiv
Der treue Spion
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Titel: Der treue Spion
Autor/in: Uta Seeburg
ISBN / ASIN: 9783365001677
Serie: Gryszinski #3
Sprache: Deutsch
Genre: Historischer Krimi
Verlag: Harper Collins
Erscheinungsjahr: 2023
Medium: Hardcover
Seitenzahl: 400
Klappentext- und Bildquelle sowie Buchdetails: Verlagsseite