[Don’t Read in the Closet] The Last Yeti von Tully Vincent (englisch) – Love is an Open Road

Darum geht’s:

Nach einem Autounfall, bei dem sein Geliebter Evan starb, bleibt Rohn Sheldon traumatisiert zurück. Er hat seinen rechten Arm verloren und kann nicht mehr zeichnen – das Einzige, worin er gut war. Als er auch in der Firma seines Vaters als Geschäftsmann versagt, zieht er sich spontan nach Alaska zurück.

Der Yeti-Gestaltwandler Jrake lebt in Alaska unentdeckt in der Nähe des abgelegenen Sheldon-Hauses. Als er beobachtet, wie Rohn einen Abhang hinunter stürzt und im eisigen Fluss versinkt, bringt er es nicht fertig, ihn sterben zu lassen. Er rettet den Menschen, obwohl er eine tief sitzende Abneigung gegen diese Lebewesen hat, die seine Mutter töteten, und bringt ihn wider besseres Wissen in seine Höhle.

So fand ich’s:

Rohns körperliche Behinderung ist auf den ersten Blick zu sehen, doch er hat auch seelische Narben bei dem Autounfall davongetragen, den er selbst verschuldet hat. Jrakes Verletzungen sind schwerer zu erkennen, denn er lässt niemanden an sich heran und ist am liebsten für sich allein. Die Angst vor den Menschen ist tief in ihm verwurzelt und weil er ständig in seiner Yeti-Form lebt, versteht er nicht einmal seine eigene menschliche Seite, geschweige denn andere Menschen.

Die beiden waren sich noch nicht einmal begegnet, da mochte ich schon Tully Vincents Art zu erzählen. Und als Jrake Rohn endlich aus dem eisigen Fluss gezogen hatte, konnte ich die Geschichte nicht mehr weglegen. Man wünscht den beiden angeschlagenen Männern so sehr, dass sie ihr Glück finden, leidet mit ihnen, hofft mit ihnen und genießt die unerwartet heftigen Gefühle, die sie für den anderen empfinden. Hier ist nichts konstruiert, sondern das Verhalten von Rohn und Jrake ist folgerichtig und passt perfekt zu ihren Charakteren. Trotz der leichten Melancholie, die über ihnen liegt, versuchen sie, das Beste aus ihrem Leben zu machen und haben trotz der Schicksalsschläge ihre Gefühle nicht abgeschaltet.

Für ein Erstlingswerk war „The Last Yeti“ erstaunlich ausgereift und ich freute mich zu hören, dass inzwischen an einer Fortsetzung gearbeitet wird. Was auch immer Tully Vincent noch schreibt, ich werde mir das auf jeden Fall näher ansehen.

Wie geht’s mit Jrake und Rohn weiter?

Seit der Erstveröffentlichung dieser Geschichte bei Goodreads sind inzwischen zwei Jahre vergangen und leider ist noch keine Fortsetzung in Sicht. Sogar “The Last Yeti” selbst wurde von der Internetseite genommen, auf der man alle diese Geschichten kostenlos herunterladen kann, weil auch diese erste Begegnung noch einmal überarbeitet und ausgebaut werden soll.

Da alle “Don’t Read in the Closet”-Geschichten dauerhaft verfügbar und kostenlos bleiben sollen, kann man „The Last Yeti“ immer noch bei Goodreads in der Gruppe M/M-Romance mit wenig Aufwand (Account anlegen und der Gruppe beitreten, falls man das nicht sowieso schon ist) lesen und weil mir diese Geschichte richtig gut gefallen hat, kann ich das nur jedem empfehlen, der auch auf englisch liest.

Auf dem Autorenblog ist zu lesen, dass eine überarbeitete Version noch dieses Jahr veröffentlicht werden soll – aber Tully scheint sich nicht hetzten zu wollen und bis es Neuigkeiten gibt, lege ich allen erst einmal diese kostenlose Original-Version ans Herz.

Was ist Don’t Read in the Closet?

Die Gruppe „M/M Romance“ auf der Bücherseite „Goodreads“ hat von 2011 bis 2015 jedes Jahr im Frühling das „Don’t Read in the Closet“-Event veranstaltet. Dabei wurden die Gruppenmitglieder dazu aufgerufen, Fotos und inhaltliche Vorgaben einzureichen, anhand derer professionelle oder Hobbyautoren eine Geschichte verfassen, die sich rund um homosexuelle Liebe oder Erotik dreht. Herausgekommen sind viele Erzählungen, die nach und nach bei Goodreads veröffentlicht und mit kurzer Zeitverzögerung zum kostenlosen Download für jeden freigegeben worden sind.

2011: Hot Summer Days
2012: Love Os Always Write
2013: Love Has No Boundaries
2014: Love’s Landscapes
2015: Love is an Open Road

Die Vorgabe:

STORY LETTER:
Dear Author,

Yetis are made to wander the wilderness mostly alone, and only meet up occasionally. For three long years I have searched the earth and, finally, I have accepted it: I am the last of my kind. I do not belong in the world of people or technology, but the only other choice is dying of loneliness. I have managed to create a life on the edge of society, terrified to come close, terrified of being recognized as the monster only little children believe in. Lately I have realized staying in the wilds may have been a less desolate life.

Can you maybe find me someone to be alone with together?

I don’t have a setting or specific guys in mind. It could be set up in Alaska, in a big city or on a tropical island. I would like a world where there are no other shifters or other paranormal beings.

I like contemporary, like plot complementing hot steaminess, and prefer angst over sweetness. Happy endings are not necessary and a HFN does a lot more for me than HEA. No kids please, no mysteries, and no BDSM, but otherwise I’m open to almost everything.

Sincerely,

Gwynn

STORY INFO:
Genre: paranormal
Tags: shifters non-wolf/cat, interspecies, disabilities, hurt/comfort, first time, visual arts, tearjerker, grief
Content Warnings: graphic violence, graphic descriptions of deaths
Word Count: 69,742

Mehr dazu:

Die Story bei Goodreads (mit dem Foto, das zu dieser Geschichte inspirierte)

Ein Download dieser Geschichte ist nicht möglich, man kann sie im Moment nur online bei Goodreads lesen.

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Hey meine Feine,
du weißt ja dies nicht so mein Genre ist, finde es aber einfach toll das du Bücher besprichst die auf anderen Blogs (zu mindestens bei denen, die ich verfolge) so gar nicht zu finden sind! Ich bin ja immer mal wieder am überlegen, mich zu mindestens mal an einem buch auszuprobieren – denn Bücher über Homosexualität, und wie bei diesem, mit Handicaps/Behinderungen werden viel zu selten besprochen.

Hab einen mukkeligen Samstag!

Reply to  Gabi

Also im Auge habe ich dank dir die Titel immer mal wieder! Und ja, besonders ansprechend da es Themen behandelt welche sonst nicht auf anderen Blogs als Besprechung häufig zu finden sind – deswegen lese ich deine Rezis auch so gern, obwohl ich selbst (noch nicht?) darin lese.

Hab einen feinen Tag & ich hoffe mal das klappt nun mit dem Kommi ;)

7 Jahre her

Hallo Gabi,
ja schade. Wenn man die Geschichte um das Buch so hört, macht man sich sofort Gedanken darum, was den Autoren wohl hindert. Selbstzweifel? Zeitprobleme? Ich habe – aus naheliegenden Gründen – immer besonderes Mitleid mit solchen Situationen. Noch einmal mehr, wenn der Autor ganz offenbar wirklich super schreiben kann. Dein Begeisterung für das Buch quillt ja sozusagen aus jeder Zeile deiner Rezension ;)
Also danke, dass du immer wieder auch andere Bücher als den Mainstream vorstellst!
Liebe Grüße, Jürgen