Ein bisschen Wetter-Smalltalk? Eigentlich der doofste und abgegriffenste Einstieg, den man sich vorstellen kann. Aber so sehr wie in diesem Jahr hat mich das Wetter selten beschäftigt und so viel habe ich mich auch selten darüber unterhalten wie diesen Sommer.
Wegen Levi war ich immer mal draußen, wenn es wetterseitig eigentlich nicht so gut passte und kam so oft in den Regen, wurde so häufig an Armen und Knöcheln zerstochen, kämpfte mich durch dicke, schwüle Luftsuppe oder bekam Ästchen auf den Kopf, die die häufigen Stürme aus den Bäumen gelöst hatten. So richtig angenehm war es eigentlich selten. Aber heute ist es das. Nicht zu heiß, aber sonnig und trocken und ein leichtes Lüftchen macht es noch netter. Und für die nächste Woche soll es so bleiben. Ich werde also meinen Balkon nochmal ausgiebig nutzen und einen kleinen Sonnenvorrat anlegen für die trüben und dunklen Tage.
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Die fallenden Temperaturen haben auch noch einen weiteren positiven Aspekt: Die Sommerpause der Nussecken von Meister Küffner ist vorbei und der Unverpacktladen hat wieder welche. Da mussten natürlich gleich welche mit zu mir nach hause, nachdem ich etwa zwei Monate darauf verzichten musste. Erdnuss-Salz-Karamell und Mango-Curry und die vollschokoladige Variante heißt "Death by Chocolate", das sagt ja wohl schon alles ;-)
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Vor ein paar Tagen ist meine Wahlbenachrichtigung ins Haus geflattert. Ich habe mit dem Handy de QR-Code abgescannt und wurde auf die Seite der Stadtverwaltung geleitet, wo ich mit einem einzigen Klick Briefwahlunterlagen anfordern konnte, die wenige Tage später hier im Briefkasten lagen.
Das erinnerte mich an die Spektakel in den USA, wo Menschen schon eine weitere Reise und Beschimpfungen und Bedrohungen ertragen mussten, um sich überhaupt als Wähler registrieren zu lassen. Oder an manche andere Länder, in denen die Leute zu eingeschüchtert sind von den vor den Wahllokalen lauernden Bewaffneten, dass sie überhaupt nicht zu Wahl gehen. Oder an wieder andere Länder, in denen es vollkommen egal ist, wo du dein Kreuzchen machst, weil das Ergebnis schon vorher feststeht. Wo Menschen, die sich zur Wahl aufstellen, ins Ausland fliehen müssen oder mit fadenscheinigen Anklagen eingesperrt werden.
Ihr Lieben, wir sollten uns alle klar darüber sein, wie leicht es uns gemacht wird, unsere demokratischen Rechte auszuüben. Wie sicher wir hier sind. In welchem demokratischen Paradies wir hier leben.
Es ist möglich, die Wahl selbst zu verfolgen. Geht in ein Wahllokal und schaut euch um, beobachtet, ob alles mit rechten Dingen zugeht, bei der Wahl selbst oder beim Auszählen. Da kann man einfach hin gehen und den Leuten (natürlich außer beim Kreuzchen in der Wahlkabine machen) über die Schulter schauen. Transparenter geht es nicht. Und seid euch bewusst, was das für ein Privileg ist!
Aso bitte übt euer demokratsiches Recht aus, das man euch vor die Füße legt und ganz bequem auch noch hinterherträgt.
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Für mein neustes Hobby, das Steine bemalen, bin ich drei Facebookgruppen beigetreten, die hier in der Gegend aktiv sind. Eine davon ist deutschlandweit aktiv und hat kürzlich das 20.000 Mitglied bekommen. Um das ein bisschen zu zelebrieren, sollte man einen Stein mit einem Motiv aus der Heimatstadt bemalen und in der Gruppe posten. Das habe ich gemacht und nun kann ich mich nicht von den zwei Steinen mit dem selben Motiv trennen *lach*. Ja, ich finde meine Kunst so toll, dass ... na ja, wie auch immer, ich gebe sie nicht her, sondern stelle sie zur Dekoration in mein Bücherregal. Euch will ich aber trotzdem daran teilhaben lassen. Das sind die Meisterwerke:
Vor ein paar Tagen habe ich "Bolero" von Ravel für mich wieder entdeckt. Ich höre das Stück bei der Hausarbeit, besonders beim Geschirrspülen. In meinem Kopf spielt sich dabei automatisch die Szene ab, dass ein römischer Feldzug nach hause zurückkehrt. Zuerst sieht man nur die Staubwolke und ganz entfernt eine Menschenschlange die gewundene Landstrasse entlang kommen. Dann kann man mehr erkennen. Die tänzelnden, nervösen Pferde der Befehlshaber, die Schlachtrösser, die massiven Streitwagen, die träge dahinschreitenden Elefanten und dazwischen jede Menge Soldaten. Und man merkt der Musik auch an, wann dieser Zug die Stadt erreicht und rechts und links das Publikum anfängt, den Siegern zuzujubeln.
Soweit ich weiß, soll das Stück das, was mir dabei in den Sinn kommt, gar nicht repräsentieren. Aber ich finde diesen römischen Siegeszug so zwangsläufig - die Musik passt einfach perfekt dazu. Hört euch das Stück mal an und macht die Augen zu und stellt euch das vor!
Und habt einen schönen Sonntag!
Liebe Gabi!
Ich habe mir in dieser Woche auch die Wahlunterlagen für unsere Gemeinderatswahl bestellt, mittlerweile geht es das sogar auch mit Handysignatur …
Ravels Bolero habe ich das erste Mal in der Schule im Musikunterricht gehört, das weiß ich noch deswegen so genau, weil es eines der wenigen Musikstücke war, was mir eine Gänsehaut beschert hat. Man muss aber schon auch die Melodie mögen, ansonsten ist es vermutlich ziemlich anstrengend :D :D. Das Bild eines römischen Feldzugs hatte ich dabei aber noch nie vor Augen – hast du das Bild im Zusammenhang mit dem Limes im Kopf?
Liebe Grüße
Ascari
Liebe Ascari,
mein Kopfkino hat mit dem Limes nichts zu tun. Ich sehe eine staubige Landstraße unmittelbar vor Rom, kein Wald weit und breit in Sicht, nur sandige Hügel.
Und ja, die Melodie muss man wirklich mögen, sonst ist man schnell genervt :-)
Liebe musikalische Grüße
Gabi