Gefallene Engel von Seppo Jokinen

Darum geht’s:

Ein Rollstuhlfahrer wird ermordet. Wie sich schnell herausstellt, war der nicht gerade angenehme Zeitgenosse mit zwei Mitbewohnern des Wohnheims in der “Wolfsstube” und in der Kneipe in der Nachbarschaft bekannt und als betrunkener Rabauke gefürchtet. Kommissar Koskinens Ermittlungen laufen zuerst ins Leere, denn obwohl das Opfer unbeliebt war, scheint niemand ein echtes Motiv zu haben, ihn umzubringen. Ein zweiter Mordanschlag bringt das Ermittlerteam auf die Theorie, dass ein “Todesengel” am Werk ist, der Kranke und Behinderte von ihrem Leid erlösen wollte. Oder hängt der Mord doch mit der Säufer-Gang zusammen?

So fand ich’s:

Die finnische Krimilandschaft ist bisher komplett an mir vorbei gegangen. Doch ich habe festgestellt, dass sich zumindest Seppo Jokinen mit seinem Kommissar Sakari Koskinen nicht verstecken  muss.

Die finnischen Namen waren allerdings (und sind es auch nach der Lektüre immer noch ein wenig) gewöhnungsbedürftig. Man stolpert hierzulande doch eher selten über eine Säästäjänkatu (das ist ein Straßenname) und dass Sakari ein männlicher, Taru aber ein weiblicher Vorname ist, war mir auch nicht auf Anhieb klar. Landestypisch wurde viel sauniert und an manchen Kleinigkeiten konnte man schon ein bisschen erahnen, dass wir uns im Norden Europas befinden.

Kommissar Koskinen ist manchmal zwar etwas ruppig und verliert schnell die Geduld, aber trotz – oder gerade wegen – seiner menschlichen Schwächen ist er ein sympathischer Protagonist. Sein langjähriges Ermittlerteam ist eingespielt, auch wenn nicht überall Harmonie herrscht. Doch gerade die zwischenmenschlichen Episoden ergänzen die reine Mordermittlung zu einem lebendigen Bild der Kripo von Tampere. Die neue Sekretärin Milla ist z. B. meine persönliche Lieblings-Nebenfigur, denn sie mischt Kommissar Koskinen und seine gewohnte Routine gehörig auf.

Der Krimi an sich ist eine klassische Ausführung ohne actiongeladene Ballerszenen, sondern mit solider Ermittlerarbeit, die in ruhiger Grundstimmung doch soviel Spannung aufkommen und in menschliche Untiefen blicken lässt, dass ich bis zum Schluss bei der Stange gehalten und gut unterhalten wurde.

“Gefallene Engel”, im Jahr 2001 erschienen, ist schon der sechste Band aus der Reihe um Kommissar Koskinen, die inzwischen auf stolze neunzehn Episoden angewachsen ist. Bisher wurde nur dieser Band ins Deutsche übersetzt. Es ist nicht erforderlich, die Vorgängerbände zu kennen, um “Gefallene Engel” zu genießen.  Ich hoffe aber, wir können künftig noch weitere Teile aus dieser Reihe in deutscher Übersetzung lesen, denn die geradlinige Mordermittlung, gemischt mit interessanten Charakteren, hat mir sehr gut gefallen.


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