Darum geht’s:
Nürnberg 1946: Die junge Hilfskrankenschwester Margarete Galster steht im Dienste der Alliierten. An der Seite ihres Vorgesetzten, des Gefängnispsychologen William Stringer, trifft sie auf die größten Verbrecher dieser Zeit – die im Justizpalast inhaftierte Führungsriege der unterlegenen Nationalsozialisten. Keine leichte Aufgabe, denn »Gefangener Nummer 1«, der selbstherrliche Hitler-Stellvertreter Hermann Göring, versucht die junge Frau trickreich für seine Belange einzuspannen. Welchen perfiden Plan heckt der Todgeweihte aus? 68 Jahre später bekommt Rundfunkreporter Julian Heldt zufällig Wind von der Geschichte. Mit Hilfe der Volontärin Vic deckt er brisante, bislang unbekannte Details über die Nürnberger Prozesse auf. Doch seine Recherchen bleiben nicht lange unbemerkt … (Quelle: Verlagsseite)
So fand ich’s:
Julian Heldt ist als Radioreporter auf dem absteigenden Ast und befürchtet, zum „Schlagerfuzzi“ zu verkommen. Da kommen ihm die Recherchen einer Studentin über die letzten Lebenstage Görings gerade Recht. Als er ihren Behauptungen nachgehen will, verweigert sie plötzlich ein Gespräch und wenig später ist sie tot. Das und auch die Tatsache, dass außer Kollege Ingo und Volontärin Vic niemand die Sache ernst zu nehmen scheint, weckt seinen Ehrgeiz und er beginnt, weiter zu recherchieren.
Gemeinsam mit Heldt wird man als Leser neugierig darauf, was passiert ist, als Göring in Nürnberg inhaftiert war, während ihm der Prozess gemacht wurde. Zweifel an der offiziellen Version kommen auf und man fragt sich, was Göring und seine Gegenspieler damals planten. Heldts Nachforschungen sind spannend erzählt und beleuchten die Nazizeit mit ihren politischen Zusammenhängen aus heutiger Sicht so informativ, dass man sich keine Sekunde langweilt.
Parallel dazu verfolgt man, wie Hilfskrankenschwester Margarete mit dem inhaftierten Göring regelmäßig in Kontakt kommt. Obwohl er ihr unheimlich und sie vor ihm auf der Hut ist, kann sie sich seinen Manipulationen nicht entziehen. Diese Passagen hinterlassen gelegentlich eine Gänsehaut, weil man Göring als Person sehr nahe kommt und an Margaretes Beispiel erlebt, wie raffiniert Göring zu Werke ging, um Menschen auf seine Seite zu bringen. Das harte tägliche Leben in der Nachkriegszeit wird dabei genauso greifbar eingeflochten.
Diese Mischung aus Episoden aus der Nazizeit und dem heutigen Nürnberg, aus der Sicht eines heutigen Journalisten und einer Zeitzeugin der Nachkriegszeit abwechselnd erzählt, Fiktion kombiniert mit tatsächlichen geschichtlichen Ereignissen, die spannende Frage, wer Heldts Nachforschungen stoppen will und was Görings Plan war, ergeben einen Krimi mit historischem Bezug, der mir ausgesprochen gut gefallen hat.
Mehr dazu:
Auf Jan Beinßens Homepage gibt es übrigens unter der Rubrik “Hören” interessante Krimi-Führungen durch Nürnberg. Natürlich liest Jan Beinßen auch aus seinen Krimis.
[Werbung] Klappentext- und Bildquelle sowie Buchdetails: Verlagsseite
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