Hamburg Chinatown von Anette Strohmeyer und Eric Niemann – Verrat und Tod im Hamburger Chinesenviertel #1

Darum geht’s:

Die wohlhabende Reederstochter Tessa sucht Freiheit und Amüsement. Der Streifenpolizist Peder Hansen den Mörder seines Bruders. Und der gerade aus Shanghai angekommene Li Lim hat einen Mordauftrag in der Tasche. Alle drei führt es in das Hamburger Chinesenviertel, in das Revier des mächtigen Woo Chong.

So fand ich’s:

Bei der Bezeichnung “Chinatown” denkt man nicht unbedingt sofort an Hamburg. Dabei liegt es gar nicht so fern, dass sich auch Seeleute aus Asien in der Hansestadt ansiedelten und ein eigenes Viertel für sich beanspruchten. Dort findet sich bittere Armut genauso wie Reichtum und Macht, Lebenslust im Amüsierviertel genauso wie Kampf ums Überleben, Mord und Intrigen und von allem reichlich. “Hamburg Chinatown” entführt uns in die Zeit nach dem zweiten Weltkrieg und deshalb sind auch Kriegsversehrte und Kriegerwitwen allgegenwärtig.

Der Streifenpolizist Peder Hansen hat allerdings nur seinen Hass auf alle Chinesen im Kopf, denn die haben seinen älteren Bruder Claas, sein Vorbild, bei dessen Dienst als Polizist getötet. Die Suche nach dem Mörder seines Bruders macht ihn stur und verbohrt und ungerecht gegenüber allen Chinesen, was ihn anfangs nicht besonders sympathisch wirken ließ. Je öfter er sich in Chinatown aufhält, desto mehr differenziert er, zeigt uns seine menschliche Seite und entwickelt sich zu einer Person, mit der man mitfiebert.

Natürlich darf die Schifffahrt nicht fehlen, die die Asiaten nach Hamburg brachte, die vielfältige Waren aber auch geschmuggeltes Opium in die Stadt schwemmt und die dem Reeder Möller seinen Reichtum beschert hat. Dessen Tochter Tessa empfindet das viele Geld eher als Belastung, sie will sich amüsieren und frei sein. Dabei ist sie nicht oberflächlich oder vom Geld verdorben, sondern bodenständig und lebenshungrig und weil sie jung ist, manchmal zu spontan. Ich mochte ihre mutige, selbstbewusste Art von Anfang an sehr.

Und nicht zuletzt gibt es da noch Li Lim, der ein perfektes Beispiel dafür ist, wie nah Gut und Böse beieinander liegen. Er ist ein Auftragsmörder, doch er ist nicht gefühllos und das bringt ihn in Schwierigkeiten.

Es hat mir großen Spaß gemacht, in die bunte Welt der Hamburger Chinatown einzutauchen und nicht nur die drei jungen Menschen, sondern auch einige sehr interessante Nebenfiguren zu begleiten. Die Spannung war von Anfang an da und je mehr man von den verschiedensten Interessen, dem Konkurrenzkampf bis aufs Blut und den Gruppierungen erfuhr, die in Chinatown mitmischen, desto aufregender wurde die Erzählung.

Die Autorin und der Autor haben zusammen ein Werk wie aus einem Guss geschaffen, das mich bestens unterhalten hat und ganz nebenbei habe ich noch etwas über die Hamburger Historie dazugelernt. Ich hoffe darauf, dass dieses Buch kein Einzelband bleiben wird, denn ich würde sehr gerne wieder ins Chinesenviertel des Hamburgs der 1920er Jahre zurückkehren!

Mehr dazu:

Weitere Meinungen zum Buch:
(wird ergänzt)

Die Serie in der richtigen Reihenfolge:
Hamburg Chinatown


Herzlichen Dank an den Verlag für das Rezensionsexemplar

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Titel: Hamburg Chinatown
Autor/in: Anette Strohmeyer und Eric Niemann
ISBN / ASIN:
‎ 978-3-8392-0877-9
Sprache:
Deutsch
Genre: Historischer Krimi
Serie: Verrat und Tod im Hamburger Chinesenviertel #1
Verlag: Gmeiner
Erscheinungsjahr:
2025
Medium:
Taschenbuch
Seitenzahl: 448
Klappentext- und Bildquelle sowie Buchdetails: Verlagsseite

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