Himmelhorn von Volker Klüpfel & Michael Kobr – Kluftinger #9

Darum geht’s:

Kommissar Kluftinger will sein neues E-Bike und die Action-Cam ausprobieren und unternimmt mit seinem Nicht-Freund Doktor Langhammer eine Radtour durch die Allgäuer Alpen. Am Himmelhorn entdecken die beiden am Fuß einer gefährlichen Passage drei Tote, die offensichtlich auf einer Bergtour abgestürzt sind. Doch wieso sind sie teilweise in historische Bergesteigeroutfits gekleidet?

So fand ich’s:

Fans der Serie dürfen sich freuen, denn vieles, was den Charme der Kluftinger-Krimis ausmacht, ist auch in diesem 9. Band reichlich vorhanden.

Kluftingers Teamkollegen unterhalten einen mit den gewohnten Macken und neuen Interessen und auch der nervige Doktor Langhammer steuert seine ich-bezogene Aufdringlichkeit wieder bei. Die Familie Kluftinger freut sich auf Zuwachs, den die japanische Schwiegertochter Yumiko ist hochschwanger und sie und Kluftingers Sohn Markus haben sich vorübergehend bei den Eltern einquartiert. Und auch Kluftinger selbst ist wie gewohnt ganz der alte Grantler, Technikfeind und Ermittler mit feiner Spürnase. Wie man das erwartet, hat das private Drumherum einen großen Stellenwert und hält sich mit den Mordermittlungen gut die Waage.

Erfreulicher Weise sind die beiden Autoren nicht in die Fall getappt, immer noch eins draufsetzen zu müssen und in übertriebene Slapstick-Comedy abzudriften. Sie setzen vielmehr in diesem Band auf den Wiedererkennungswert altbekannter und schon bis ins Detail ausgearbeiteter Charaktere, die sich im Laufe der Zeit doch weiter entwickeln. Selbst Kluftinger freundet sich mit dem einen oder anderen elektronischen Teil an, kommuniziert in zugegebenermaßen eher fantasievollem Englisch per Mail mit seinem neuen japanischen Freund, Yumikos Vater, und entdeckt beispielsweise eine Seifenoper für sich, aus der er erstaunlich passende Lebensweisheiten ziehen kann. Trotzdem bleibt er der sture Allgäuer, der gelegentlich ein bisschen weltfremd, um nicht zu sagen trottelig, wirkt, doch wenn es darum geht, die menschliche und die kriminalistische Seite zu zeigen, ist Kommissar Kluftinger doch zu Recht ganz vorne dabei.

Der Running Gag, dass wir Kluftingers Vornamen nicht kennen, bekommt hier wieder neue Nahrung, denn ein alter Jugendfreund packt den Spitznamen von früher aus und nennt ihn „Bertele“. Zusammen mit dem Initial A. grenzt das mögliche Vornamen schon gewaltig ein. Ein langweiliges Albert wird es wohl nicht sein, denn sonst würde sich Klufti nicht so vehement dagegen wehren, seinen Vornamen preiszugeben. Vielleicht heißt er Adelbert, Agilbert, Archibald oder Aribert? Es bleibt spannend.

Den kriminalistischen Handlungsstrang mit dem Mord, dem ein bekannter Naturfilmer und zwei einheimische Bergführer-Brüder zum Opfer fallen, muss man ernst nehmen, denn er dient nicht nur als Alibi für witzige Dialoge und Situationen, sondern er kann durch solide polizeiliche Ermittlungen und ein Motiv, das in die Vergangenheit zurückreicht, aus sich selbst heraus bestehen. Dazu kommt die Naturverbundenheit und die Liebe zur Allgäuer Landschaft, die zu Kluftingers Charakter perfekt passt und die in diesem Band besonders deutlich hervor kommt. Die einzelnen Kapitel sind mit Einträgen aus den Gipfelbüchern der Allgäuer Berge überschrieben und auch diese kleinen Details haben eine wunderbare Atmosphäre geschaffen.

Natürlich gab es wieder jede Menge zu lachen und zu schmunzeln, weil Dialoge und Situationskomik regelmäßig meinen Humor getroffen haben. Aber weil darüber hinaus eine ernsthafte Mordermittlung und liebevoll und sehr menschlich gezeichnete Charaktere vorhanden sind, bekommt das Buch neben dem spaßigen Unterhaltungswert auch Substanz und Tiefe. Und das hat mich absolut überzeugt. Für mich ist „Himmelhorn“ einer der besten Bände aus der Reihe und ich hoffe darauf, dass sich auch künftige Bände daran orientieren.

Mehr dazu:

Die Serie in der richtigen Reihenfolge:

Milchgeld
Erntedank
Seegrund
Laienspiel
Rauhnacht
Schutzpatron
Herzblut
Grimmbart


[Werbung] Klappentext- und Bildquelle sowie Buchdetails: Verlagsseite

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Fein wenn dir auch dieser Band zusagt – nicht selten bauen Reihen ja gerne ab … Für mich ist es zwar kein Buch, aber deine Rezi lese ich ja dennoch gern ;)

Liebe Grüße
Janna

7 Jahre her

Liebe Gabi,

diese Reihe ist mir unbekannt und ich bin ja auch nicht ganz so für Witziges in Kriminalromanen zu haben. Aber deine Rezension mach mich tatsächlich etwas neugierig. Zwischen den Zeilen erkenne ich jedoch, dass dich wohl nicht alle Bände vollkommen überzeugt habe, also nehme ich doch lieber Abstand ;-).

Viele Grüße

Nisnis

7 Jahre her

Hallo,

Ich glaube ich habe den ersten Band der Reihe gelesen, bin mir aber nicht sicher. Deine Rezension hat mir Spaß gemacht zu lesen, sehr schön geschrieben. Für mich ist es leider nichts.

LG Sonja Béland