[Hörbuch] Ziemlich gute Gründe, am Leben zu bleiben von Matt Haig

Darum geht’s:

Matt Haig leidet an Depressionen. Und zwar so schwer, dass er direkt am Rand des Abgrunds steht. Doch er kämpft sich von lähmender Sprachlosigkeit bis zu einem Punkt, an dem er besser versteht, was in ihm vorgeht und ab dem er in der Lage ist, über seine Depression und Angststörung zu sprechen.

So fand ich’s:

Und genau das tut Matt Haig. Er erzählt davon, wie es ihm ganz persönlich ergangen ist. Von Anfang an habe ich vieles wieder erkannt, was Matt Haig erzählt, weil es mir genauso ging. Andere Empfindungen waren mir völlig fremd, besonders wenn es um Angsterkrankungen ging, weil ich das von mir überhaupt nicht kenne. Bei ersteren habe ich oft genickt und kann bestätigen, dass Matt Haigs Schilderungen sehr treffend und greifbar erzählt sind. Bei zweiteren habe ich als Nicht-Betroffene trotzdem interessiert gelauscht. Denn wenn man sich in Menschen aus dem eigenen Umfeld besser hinein versetzen kann, die an Angsterkrankungen leiden, eben weil Matt Haig uns deren Empfindungen so nahe bringt, dann ist man sicher eine bessere Freundin, Verwandter oder Nachbar betroffenen Menschen gegenüber.

Eingestreut sind wissenschaftliche Erkenntnisse, die in einer gut verständlichen Alltagssprache so aufgearbeitet sind, dass man entspannt lauschen und doch alles nachvollziehen kann. Erzählt wird in einer bodenständigen Sprache, mit der sowohl aufwühlende Emotionen als auch Fakten so übermittelt werden, dass man dauerhaft dran bleiben will und ich das Hörbuch quasi in einem Rutsch durchgehört habe. Matt Haig hat auch einige Tipps auf Lager, an denen man sich entlang hangeln kann. Auch wenn ich vieles davon schon bei der einen oder anderen Therapie gehört habe, konnte ich für mich ein paar Auffrischungen mitnehmen.

Das Buch ist nach meinem Empfinden also für Betroffene, die Bestätigung oder Tipps bekommen, aber auch für Nicht-Betroffene, denen eine fremde Welt eröffnet wird, gut geeignet. Das Gefühl, mit eigentlich nicht greifbaren, peinlichen oder im Moment absolut unpassenden Empfindungen nicht alleine zu sein, erleichtert einen und ich bin Matt Haig sehr dankbar, dass er sich so öffnet und uns das komplette Erscheinungsbild seiner Erkrankung sehen und miterleben lässt.

Auch wenn das (Hör)Buch schon 6 Jahre alt ist, wird meinem Eindruck nach immer noch viel zu wenig über Depressionen, Burn Out oder Angsterkrankungen gesprochen und “Ziemlich gute Gründe, am Leben zu bleiben” ist nach wie vor hoch aktuell. Besonders die Perspektive eines Menschen, der aus eigener schmerzvoller Errfahrung spricht und doch in der Lage ist, alles Unsagbare in die richtigen Worte zu fassen, macht das (Hör)Buch für mich so wertvoll. Ich lege es allen, ob selbst betroffen, ob zum Umfeld eines / einer Betroffenen gehörend oder interessiert daran, sich hautnah zu informieren, wärnstens ans Herz!

Mehr dazu:

Weitere Meinungen zum Buch:
Sunsys Blog

Werbung

Titel: Ziemlich gute Gründe, am Leben zu bleiben
Original-Titel: Reasons to Sty Alive
Autor/in: Matt Haig
Übersetzer/in: Sophie Zeitz
Sprecher/in: Barnaby Metschurat
ISBN / ASIN:
‎ B01CYO1148
Sprache: Deutsch
Genre: Biografien
Verlag: Der Audio Verlag
Erscheinungsjahr:
2016
Medium:
ungekürztes Hörbuch
Hördauer: 4 Stunden 25 Minuten
Klappentext- und Bildquelle sowie Buchdetails: Audible

Loading Likes...
Kommentare abonnieren
Benachrichtige mich zu:
2 Comments
Inline Feedbacks
View all comments
2 Jahre her

Hallöchen Gabi,

es ist immer wieder “verrückt”, wie Menschen, die einen beispielsweise wunderschöne Kinderweihnachtsbücher voller Freude und Hoffnung schenken, obwohl sie persönlich mit sich selbst zu kämpfen haben.
Oder Menschen, die versuchen jeden Tag ihr Leben so gut wie möglich zu meistern, auch die Welten anderer retten wollen und dann noch sehen müssen, wie sie mit ihren dunklen Geistern klar kommen.
Der Eisberg ist unter Wasser eben immer größer als darüber.

Mir ist bekannt, dass Matt Haig damit offen umgeht. Soweit ich weiß, hat er einiges auch in seinen Romanen verarbeitet. Dass er zudem noch offen und persönlich seine eigene Geschichte erzählt, finde ich, wie du, sehr gut und wichtig.

Danke für die Vorstellung.

Liebe Grüße
Tina