Darum geht's:
Das Outing seiner Mutter gegenüber geht für den 17jährigen Connor Major total nach hinten los. Statt auf Liebe und Unterstützung trifft er auf ihr Entsetzen. Sie lässt ihn mit Hilfe des örtlichen Reverend Packard in ein Camp im Ausland verschleppen, wo ihm sein "schwuler Lebensstil" ausgetrieben werden soll. Doch statt sich einzufügen und brav alles mitzumachen, fängt Connor an, im Inselcamp herumzuchnüffeln.
So fand ich's:
Connor hatte sowieso kein gutes Gefühl dabei, sich bei seiner Mutter zu outen, doch sein Freund Ario schubst ihn ständig an, bis er sich irgendwann dazu breitschlagen lässt. Dass er bei Nacht und Nebel verschleppt wird und sich auf einer einsamen Insel zusammen mit anderen Jugendlichen in einem Umerziehungscamp wiederfindet, hat er sich nicht in seinen schlimmsten Alpträumen ausgemalt. Eine Warnung von Ricky, dem kranken Mann, dem er Essen auf Rädern vorbei bringt, lässt ihn von Anfang an wachsam sein. Der Leiter dieses Camps, Reverend Packard, hat Connors Mutter schon völlig um den Finger gewickelt und ist lange nicht so harmlos, wie er die Leute glauben lassen will. Connor ahnt, dass er nicht nur dieses Camp an sich, sondern noch viel mehr zu verbergen hat - und schnüffelt hartnäckig herum.
Ich hatte befürchtet, dass man ausführlich und im Detail die Methoden eines Konversionscamps geschildert bekommt. Doch das ist zum Glück nicht der Fall. Wir erleben aber die Auswirkungen dieser Gehirnwäsche und sehen die Opfer von Manipulationen, doch was sich auf der Insel abspielt, ist viel mehr Thriller als Bericht über diese Art der perversen "Therapie". Die Spannung war von Anfang an da, wandelt sich von Überrsschung über Entsetzen und Wut zu dem brennenden Wunsch, alles ans Tageslicht zu zerren.
Connor ist ein starker Erzähler, der im Laufe der Handlung eine große Wandlung durchmacht. Als "Unruhestifter" ordnet er sich keine Minute ins Campleben ein, sondern treibt ständig quer und macht dem Reverend das Leben schwer. Die Tatsache, dass manche Eltern ihre halbwüchsigen queeren Kinder in Camps schicken, um sie "umerziehen" zu lassen, ist schon schlimm genug - und entspringt leider nicht der Fantasie des Autors, sondern ist bittere Realität. Was Connor im Camp entdeckt, öffnet den Blick in weitere Abgründe und Dramen - die Folgen gelebter fanatischer Homophobie.
Mehr als eine Figur bekommt so viel Charakter und Tiefe, dass man sich in sie hinein versetzen kann, obwohl Connor das ganze Buch aus seiner Sicht erzählt. Er erkennt Angst, Mut, Gier, Rachedurst, Verzweiflung und so einige überwältigende, heftige Gefühle mehr und auch als Leser empfindet man intensiv mit.
"Kein Paradies für Connor Major" ist kein lustiges Buch, sondern sowohl tragisch als auch spannend. Und dass die teilweise irren Wendungen auch im wirklichen Leben nicht undenkbar sind, sondern tatsächlich geschehen, macht das Hauptthema des Buches noch bedrückender. Arglose Jugendliche, allen voran Connor, müssen sich gegen fanatische Erwachsene wehren und tun dies mit allem, was sie haben. So gibt es am Ende einen Abschluss, der total realisitisch ist, und doch einen Silberstreif am Horizont beinhaltet. Manche bleiben in ihrem Irrsinn stecken, doch andere wachsen über sich hinaus und reifen zu Menschen, die einem jeden Respekt abnötigen.
Das Buch hat mich beeindruckt und zugleich spannend unterhalten und trotz der tragischen und intensiven Momente mit einer positiven, opimistischen Stimmung zurückgelassen.
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Weitere Meinungen zum Buch:
(wird ergänzt)
Herzlichen Dank an den Verlag für das Rezensionsexemplar
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Titel: Kein Paradies für Connor Major
Original-Titel: Surrender Your Sons
Autor/in: Adam Sass
Übersetzer/in: Hannah Revilo
ISBN / ASIN: B095H3XFCB
Sprache: Deutsch
Genre: LGBTQ+ Jugendthriller
Verlag: Second Chances Verlag
Erscheinungsjahr: 2021
Medium: eBook
Seitenzahl: 478
Klappentext- und Bildquelle sowie Buchdetails: Verlagsseite