Kleinstadthelden von Ralf Grimminger

Darum geht’s:

Mit Klaus zurück in die 1970er. Die erste eigene Wohnung ist ein WG-Zimmer und zusammen mit seinen Freunden spielt er lieber der Polizei anarchistische Streiche, als seine Karriere als Provinz-Zeitungsreporter voranzutreiben. Auf der Flucht vor dem Wehrdienst verschlägt es ihn nach Berlin.

So fand ich’s:

Klaus ist ein paar Jahre älter als ich und deshalb hatte ich jede Menge Erinnerungsfetzen an meine Jugend, die beim Lesen wieder hervorkamen. Ich hatte das Gefühl, mit Klaus am Küchentisch zu sitzen und über früher zu sinnieren, dabei Anekdoten zu erzählen, die mit zeitlichem Abstand immer witziger werden.

Diese Erzählweise war für mich Fluch und Segen zugleich. Denn das Gefühl, dass Klaus mir seine Jugenderinnerungen erzählt, ließ mich hautnah und dicht dabei sein. Vor allem, wenn man diese Zeit nicht nur aus Erzählungen kennt, sondern selbst erlebt hat. Wer beispielsweise in der Kontrolle der DDR-Grenzer auf dem Transit nach West-Berlin gezittert hat, weiß sehr genau, wie es Klaus geht. Ich freute mich, den einen oder anderen Slogan oder Spruch wiederzuerkennen.

Die Kleinstadt, aus der Klaus kommt, wird namentlich nicht genannt und auch einige prominente Personen, denen Klaus über den Weg läuft, kann man durch seine Beschreibung erkennen, selbst wenn auch deren Namen nicht genannt werden (am Ende werden diese kleinen Personenrätsel in der Danksagung aufgelöst, was ich einen richtig schönen Kniff fand).

Andererseits war der nahtlose Übergang von einer Szene zur nächsten, von Thema zu Thema, ab und zu auch mal etwas unkoordiniert und sprunghaft und nur durch die vergehende Zeit in ein Schema gefügt, für mich phasenweise anstrengend. Es gibt keinen wirklichen Spannungsbogen, sondern es wird wie in einer Biografie gleichmäßig voran erzählt. Das packte oder amüsierte mich oder ich musste mich zäh vorankämpfen, je nachdem, wovon wie ausführlich gerade erzählt wurde und wie mich das persönlich interessierte oder nicht.

Manchmal hätte ich mir ein flotteres Tempo gewünscht und einen etwas deutlicheren roten Faden. Doch der Autor hat es geschafft, mich mit in die Vergangenheit zu nehmen, ein bisschen nostalgisch zu machen und ein paar verschüttete Erinnerungen wieder hoch zu holen. Diese Zeitreise hat unterm Strich Spaß gemacht und ist sicher auch interessant und informativ für jüngere Menschen, die diese Zeit selbst nicht miterlebt haben.

Mehr dazu:

Weitere Meinungen zum Buch:
(wird ergänzt)

Herzlichen Dank an den Verlag und Netgalley für das Rezensionsexemplar

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Titel: Kleinstadthelden
Autor/in: Ralf Grimminger
ISBN / ASIN: ‎ B09Z6LFLNF
Sprache:
Deutsch
Genre: Roman
Verlag: Gmeiner
Erscheinungsjahr:
2022
Medium:
eBook
Seitenzahl: 274
Klappentext- und Bildquelle sowie Buchdetails: Verlagsseite

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