Nervende soziale Medien
Ich quassele nicht nur im wirklichen Leben ganz gern, sondern auch auf Social Media. Dafür ist Twitter am besten geeignet und ich treibe mich total gerne dort rum. Oder wenigstens war es so, bis Elon dort das Ruder übernommen hat. Ich hatte mich auch mal bei Facebook ganz wohl gefühlt, bis Werbebeiträge alles überschwemmt haben und geheimnisvolle Algorithmen für mich entschieden, was ich sehen soll und was nicht, ohne meine Einstellungen dazu zu berücksichtigen. Auch wenn Mister Chaos auf Twitter versprochen hat, die Pfoten wegzunehmen, flüchten viele vorsorglich zur nächsten Plattform. Bisher hat es meines Wissens noch nie funktioniert, wenn ein gleichartiges System als Notinsel für eines gedient hatte, mit dem man nicht mehr glücklich war. Entweder drehte jemand beim neuen System auch durch oder der neueste heiße Scheiß mit anderem Schwerpunkt zog die Nutzer ab.
Irgendwie scheint es, dass man sich immer auf der Wanderschaft befindet. Und zwar nicht zum besseren hin, sondern vom verschlimmerten weg. Darauf hab ich keine Lust mehr. Ich bleibe erst einmal bei Twitter und den anderen Medien, die ich nutze. Meine Basis soll aber künftig verstärkt mein Blog sein. Die Rubrik “Logbuch” existiert ja schon, ich nutze sie nur viel seltener als ich möchte. Hierher verlage ich ein paar Dinge und sehe, ob das so funktioniert, wie ich mir das mit Feedback, Gesprächen und Austausch vorstelle. Ich hoffe darauf, dass hier ein paar themenbezogene Gespräche landen, die sonst auf Twitter geblieben sind.
Depression und Löffeltreibstoff
Vor kuzem bin ich auf einen sehr passenden Vergleich gestoßen, wie das mit der Kraftlosigkeit in einer Depression so abläuft. Ich weiß, dass viele sich nicht vorstellen können, wie es einem mit einer Depression geht, aber doch interessiert sind, mehr zu erfahren. Die Löffeltheorie bringt hoffentlich ein wenig Licht ins Dunkel. Man kann sie hier auf der Homepage des VdK Berlin-Brandenburg nachlesen. Sie bezieht sich allgemein auf Behinderungen und Krankheiten, bei mir trifft sie aber auch perfekt zu.
Übrigens habe ich auch echt Probleme, morgens in die Gänge zu kommen. Abends geht es mir besser und ich nehme mir für den nächsten Tag einiges vor, doch wenn ich dann aufwache, ist die Power wieder weg. Manchmal tricks ich mich selbst aus, um trotz Erschöpfung und Morgentief aus dem Bett zu kommen. Gerade habe ich mich für Anfang nächsten Jahres bei einem Töpferkurs der örtlichen VHS angemeldet (vielleicht kriege ich es doch hin, mal eine Tasse selbst zu töpfern) und einen ausgewählt, der vormittags um 9 Uhr beginnt. Wenn ich nämlich einmal aufgestanden bin, gehts.
Liberatisbona
Ich habe schon länger ein Auge auf die Buchmesse in Regensburg geworfen. Ich habe auch Flyer verteilt, und Interesse entgegengebracht bekommen, durfte Flyer überall auslegen. Nur bei der örtlichen Bücherei bin ich auf große Irritation getroffen.
Ich wurde gefragt, was dahinter steckt. Nun, was steckt hinter einer Buchmesse? Ich antwortete damit, WER dahinter steckt, doch das stellte die Dame aus der Bücherei nicht zufrieden. Sie würde die Veranstalter nicht kennen, blockte sie ab. Sie fragte nochmal (mit hochgezogener Nase, als hätte ich gefragt, ob ich einen Misthaufen bei ihr abladen dürfe) und präzisierte die Frage, ob es sich um etwas religiöses handeln würde, was überhaupt der Zweck der Veranstaltung wäre. Hmmm, ab da kam ich ein bisschen aus dem Flow, weil mich die Richtung, in die das Gespräch lief, gehörig irritierte. Ich fragte dann nach, ob in der Bücherei die Buchmessen in Frankfurt und Leipzig bekannt wären. Mit spöttischem Blick gab es ein “natürlich” zur Antwort. So natürlich fand ich das nicht, wenn man schon eine etwas kleinere Ausgabe davon als eine religiöse Veranstaltung einsortiert.
Das Ende vom Lied war, dass ich meine Flyer woanders ausgelegt habe und mir dieses Gespräch nicht aus dem Kopf gegangen ist. Was hat die Dame erwartet, dass im Februar in Regensburg passiert? Läuft da die Mafia auf, um einen als Auftragsmörder zu rekrutieren? Zerrt einen Scientology in eine dunkle Ecke und man wird zu überteuerten Charakterbildungskursen gezwungen? Inzwischen habe ich ziemlich hohe Erwartungen in diese Richtung und wäre enttäuscht, wenn dort keine Geisterbeschwörung stattfinden, blutrote Kerzen mit Weihrauchduft verkauft oder einem die Zukunft geweissagt würden! Die Mafia kann allerdings gerne fern bleiben.
Und wer wissen will, wer und was da wirklich dahinter steckt, kann gerne auf den entsprechenden Link zur Messeseite rechts (bzw. bei der Handyansicht unten) in der Seitenleiste klicken ;-) und natürlich die Messe besuchen!
Netzfunde
Gerade bin ich auf die Facebookgruppe View from my window gestoßen. Da posten Leute aus aller Welt ihren Blick aus dem Fenster. Wundervolle und weniger schöne, aber besondere (wie aus einem Hochhausfenster in Kiew) und man kann durch die Bilder scrollen oder die Kommentare dazu lesen und sich ein bisschen durch die Welt klicken. Ich schau da regelmäßig vorbei (man muss der öffentlichen Gruppe nicht beitreten, um die Beiträge anzuschauen) und es ist wirklich beruhigend für die Nerven, dass das einfach nett ist, ohne Streit und Wettbewerb und Egoismus. Nur aus dem Fenster schauen. Klasse!
Ich bin ein Dschungelcamp – macht mich zum Star!
In den letzten Monaten hatte ich nicht wirklich viel Lust auf Trash, obwohl ich das sonst sehr gerne verfolge und drüber lästete. Es sind doch immer dieselben nichtskönnenden Medienprofis, die sich in Szene setzen und sich darauf verlassen, dass auch noch so negative Aufmerksamkeit gut für die Karriere ist. Wenn sich aber TikTokerInnen, von denen ich noch nie was gehört habe, kreischend beschimpfen und tätowierte Muskelprotze irgendwas vernuscheln, so dass man Untertitel braucht – da frage ich mich immer häufiger, will ich das sehen?
Mit dem Dschungelcamp 2023 gebe ich dem Trash noch eine Chance. Das habe ich über die Jahre immer noch am liebsten geschaut. Gerade wurde verkündet, wer ins nächste Camp einzieht. Und als ich gelesen habe, dass die psychedelisch-durchgeknallte Jana Pallaske dabei ist, hat mich das schon wieder ein bisschen ausgebremst. Ich kann die Frau nicht ertragen. Ist einfach so. Kann sie nichts dafür und ich auch nicht. Und der Rest? Das sind nach meinem Kenntnisstand die Kandidaten für 2023:
- Sänger Lucas Cordalis
- Schauspieler Martin Semmelrogge
- Influencerin Jolina Mennen
- Reality-Star Gigi Birofio
- Internationales Topmodel Papis Loveday
- Schauspielerin Jana Pallaske
- Designerin Claudia Effenberg
- Reality-Star Cecilia Asoro
- Radiomoderatorin Verena Kerth
- Der „Checker vom Neckar“ Cosimo Citiolo
- Model Tessa Bergmeier
- NDW-Legende Markus Mörl
Lohnt es sich oder wird das wieder ein Mix aus Psycho und Krawall? Am Freitag den 13. Januar gehts los. Das kann ja nur schief gehen ;-) Und ich werde sehen, ob mir das noch Spaß macht oder ich den Trash künftig bleiben lasse.
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Es grenzt schon sehr an Ignoranz, wenn eine kleine Buchmesse für eine religiöse Pseudoveranstaltung gehalten wird. In dem Laden würde ich nie mehr kaufen.
Ich nutze die Löffeltheorie auch, um anderen zu verdeutlichen, wie ich mich so fühle. Oft ist dann mehr Verständnis da.
Liebe Anja,
ich hab auch sehr gestaunt, als die merkwürdige Nachfrage kam. Das passierte in der Stadtbücherei. Bei der Buchhandlung um die Ecke (an der ich oft genug herum meckere) hab ich mit meinen Flyern offene Türen eingerannt, da bekam ich sofort ein freundliches ja. So ganz hab ich dieses Gespräch noch nicht verdaut und frage mich, was der armen Frau in der Bücherei in der Vergangenheit schon passiert ist, dass sie jetzt so misstrauisch ist. Auf einen Heiratsschwindler hereingefallen? Tatsächlich bei Scientology hängen geblieben? Manchmal finde ich die Menschheit schon zum fürchten ….
Liebe Grüße
Gabi
So, heute nutze ich die Gelegenheit, mal wieder einen Kommentar zu schreiben, das hab ich in letzter Zeit sowieso sträflich vernachlässigt… Ich versuche mal, zu jedem deiner Themen hier meinen Senf da zu lassen. Was die nervenden sozialen Medien angeht, kann ich dich soooo gut verstehen. Es macht absolut keinen Spaß, quasi den Boden unter den Füßen weggezogen zu bekommen, obwohl man sich eigentlich so richtig wohlfühlt in seiner Bubble. Andere Kanäle vernachlässige ich derzeit freiwillig, weil ich mich dort nicht so richtig heimisch fühle. Außerdem führe ich im Moment ja mein eigenes Experiment mit Mastodon durch, überzeugt bin ich noch nicht so ganz, aber ich will der Sache zumindest eine Chance geben und mir das Tröten dort anschauen. Es muss einem nicht gefallen, aber auch die sozialen Medien sind in Bewegung und kommen und gehen, ob es einem nun zusagt oder nicht (Wer kennt heute noch MySpace oder StudiVZ, wohl niemand mehr). Was man aber auf jeden Fall tun kann und sollte, ist, für sich selbst zu entscheiden, ob und wie viel man sich mit dem Ganzen beschäftigt. Bei Tiktok zB wusste ich immer, dass ich mir das nicht geben will, weil es mich einfach nicht (mehr?) anspricht . Von der Löffeltheorie wusste ich bisher noch nichts, aber ich habe es mit großem Interesse gelesen. Und ich traue mich zu sagen, dass einem auch als gesunder Mensch mit zunehmendem Alter immer bewusster wird, dass man nicht unendlich viele Löffel an einem Tag zur Verfügung hat (wenn ich auf die letzten drei Wochen zurückblicke, würde ich auch sagen, ich hatte ein paar Löffel zu wenig für das Ende des Tages). Das mit der Bücherei habe ich schon durch dich mitbekommen, sehr schräg, das Ganze. Man könnte meinen, die Dame leidet an akuter Paranoia? Was das Dschungelcamp angeht: Ich dachte, genau… Mehr lesen »
Liebe Ascari, vielen Dank für Deinen ausführlichen Kommentar! Ja, mit dem Hinweis auf StudiVZ und ähnliche hast Du einen guten Punkt. Einen ständigen Wandel gibt es in den Social Media sowieso, auch ohne abgedrehte CEOs. Wahrscheinlich ist es ein Zeichen, dass ich alt werde, wenn mich das eher nervt als neugierig macht. Ich harre gespannt auf Deine Eindrücke nach der Beschnupperphase mit dem Urzeitvieh. Tröööt. Die Löffeltheorie passt auch auf Menschen, die über ihre Grenzen gehen und dann zu spüren bekommen, dass keine Löffel mehr da sind. Das sind vermutlich jede Menge Menschen, auf die das zutrifft. Der Unterschied zwischen krank und überlastet ist, dass man als kranker Mensch mit weniger Löffeln startet und sie einem manchmal durch die Finger rinnen, auch wenn man gar nichts macht. Das Bild an sich finde ich sehr passend. Die Büchereidame ist sehr merkwürdig … wie gut, dass ich fast ausschließlich eBooks ausleihe und nicht an ihr vorbei muss ;-) Ja, ich gebe Dir Recht, gegen Krach und fliegende Fetzen hab ich gar nichts. Es sind diese inszenierten Auftritte, bei denen man als Dauerzuschauer mit verdrehten Augen feststellt, ah ja, jetzt wird dieser Programmpunkt erfüllt (tränenreiche Bekenntnisse am Lagerfeuer oder Influencerin und Flopmodel werfen sich gegenseitig Unfähigkeit vor und momentan sehr beliebt: der Ex ist dabei bzw. zwei Frauen mit dem gleichen Ex und das eskaliert dann). Ursprünglich fand ich am Dschungelcamp interessant, dass Menschen, die man nur aus Fernsehrollen oder Moderationsjobs kannte, einmal hinter die Kulissen schauen lassen und neue Seiten von sich zeigen, natürlich auch Schwächen oder Tränen. Aber genau das passiert nicht mehr, weil alle vorher gecoacht sind, die Kameras nie vergessen und selbst im Wutausbruch noch im Hinterkopf haben, wie sich das auf die Quote auswirkt. Früher gab es auch Szenen, in denen alle Bewohner gemeinsam ein Theaterstück improvisierten oder… Mehr lesen »