Jeden Montag wird auf dem Blog Buchfresserchen eine Frage rund ums Lesen gestellt, die ich auch heute wieder gern beantworte.
Diese Frage besteht im Grunde aus zwei Teilen, nämlich der Kritik an der Person des Autors/Autorin und der Kritik am Werk als Grund dafür, gewisse Bücher nicht mehr (oder nur mit Bedenken) zu lesen.
Kritik am Buch
Auch ich habe ja hier schon Bücher besprochen, die Frauen als willige, hilflose Wesen skizzieren und der Mann darf sich nehmen, was er will, sogar mit Gewalt und Drohungen, und das wird dann als bewundernswertes Bad Boy Image gefeiert. Beispiele sind Trinity – Verzehrende Leidenschaft von Audrey Carlan oder Paper Princess – Die Versuchung von Erin Watt. Ich verdamme nicht grundsätzlich die Schilderung von Gewalt, Nötigung oder ähnlichem in Büchern, schließlich lese ich jede Menge blutige Thriller, in denen auch grausame Morde geschildert werden. Was mich bei dieser Art “gewalttätiger Romance” regelmäßig auf die Palme bringt, ist die Tatsache, dass so ein Verhalten positiv und als “normal” dargestellt wird. Deshalb meide ich solche Bücher grundsätzlich und freue mich über jeden, der diese Bücher kritisch betrachtet oder sie gar mit Nichtachtung straft.
Diese Art, Beziehungen darzustellen, ist nur ein Beispiel. Da gibt es leider noch andere Themen, die ich in Büchern nicht als positiv dargestellt sehen will. Kindesmissbrauch, Nazis, Gewalt jeder Art usw. kommt immer mal wieder in den Büchern vor, die ich lese. Wenn jedoch der Eindruck beim Lesen entsteht, das sind Dinge, die in irgend einer Weise in Ordnung sind, dann ist das Buch nichts für mich.
Kritik an der Person des Autors/Autorin
Ich schaffe es nicht, Autor/in und Buch zu trennen. Selbst wenn sich im Buch irgendwelche absurden Ansichten des Verfassers gar nicht widerspiegeln, vergeht mir der Spaß an Büchern mancher Menschen, weil ich das, was ich über die Person weiß, abstoßend finde.
Bei Buchfresserchen wurde schon Orson Scott Card genannt. Ich liebe die Ender-Reihe schon seit den 80er Jahren und war sehr enttäuscht, als ich erfuhr, dass der Autor sich als homophob und rückständig-erzkonservativ hervorgetan hat. Nicht nur, dass er es ist, er äußert sich wohl regelmäßig öffentlich in diese Richtung und ist noch stolz darauf. Das hat mir den Spaß an seinen Büchern verdorben.
Genauso geht es mir bei Autoren/innen, die schon mal beim Abschreiben erwischt wurden. Da frage ich mich auch bei künftigen Büchern, von wo sie das neue Buch wohl abgekupfert haben und es hat nur noch niemand aufgedeckt.
Autoren/innen, die mit Kritik so gar nicht umgehen können und kritische Rezensenten beschimpfen und beleidigen oder ganz feige sich nicht mal selbst äußern, sondern z. B. in Facebookgruppen ihre Fans aufhetzen, das zu tun, sind mir auch zuwider. So ein Verhalten geht in meinen Augen gar nicht.
Es gibt ein paar Charakterschwächen, über die ich nicht hinwegsehen kann, und wenn ich davon weiß, haben diese Informationen Einfluss darauf, wie ich das Buch sehe. Ich habe keine “schwarze Liste” und will hier auch keine konkreten Namen aufzählen, aber es sind leider schon einige Personen, die ich wegen ihrer Ansichten oder Verhaltensweisen nicht (mehr) lese oder wenn ich es mir nicht verkneifen kann, dann das Buch ausleihe oder gebraucht kaufe und wenigstens auf eine Rezension verzichte. Nicht nur, dass ich das Buch nicht mehr unbefangen genießen kann, ich habe immer im Hinterkopf, dass ich so einen Menschen, den ich privat nicht in meinem Umfeld haben wollte, auch nicht durch meinen Bücherkauf finanziell bereichern will und schon gar nicht mit einer positiven Rezension für diese Bücher noch Werbung machen möchte.
Loading Likes...
Du hast ein paar Punkte genannt, an die ich nicht gedacht hatte:
Autorinnen und Autoren, die bei Copy & Paste erwischt wurden. Das geht gar nicht. Unter keinen Umständen. Diese Autoren würde ich auch nie mehr lesen!
Autorinnen und Autoren, die ihre Fans aufhetzen, wenn es jemand wagt, ihre Werke zu kritisieren. Auch ein großes No Go! Mir fällt da z. B. Laurell K. Hamilton ein, die das sehr gern macht. Wenn die Kritik eines Rezensenten gut belegt ist und nicht bloß etwas mit dem persönlichen Geschmack zu tun hat, muss ein Autor dessen Sichtweise m. E. akzeptieren. Das muss ihm nicht gefallen, aber er muss es hinnehmen.
Leider habe ich solche Fälle schon mehrfach verfolgt – ich habe den Eindruck, im Gay Romance Genre sind sie öfter vertreten als in anderen Genres (oder ich achte da besonders drauf) und ärgere mich maßlos über solche Autoren/innen.
Ich sehe es wie Du, sachliche und begründete Kritik muss man einfach hinnehmen, und wenn man keine Gegenargumente hat, ist eine Hetzkampagne einfach so charakterschwach, dass ich daraus meine Konsequenzen ziehe. Und über Geschmack lässt sich sowieso nicht streiten, da darf jedem gefallen oder eben nicht gefallen, wie es die persönlichen Vorlieben hergeben.
WTF oO Kommi weg, weil ich Kommentare abonieren geklickt hab ? Oder ist er bei dir im Nirvana verschwunden?
Wer mir bei der Frage sofort einfällt ist Akif Pirinci.
Ich liebe seine Felidae Reihe, aber finde die aktuelle Neigung des Autors total zum kotzen. Da traut man sich fast nicht zu sagen, dass man seine Katzenkrimis liest bzw gelesen hat. Wobei ich sie immer noch empfehle, wenn auch mit einem leichten Ziehen in der Magengegend :(
Ups, hast Du einen Kommentr verloren? Ich hab hier keinen überzähligen gefunden und bin ratlos, wo sich Deiner hin verkrümelt hat.
Eigentlich kann ein tolles Buch ja nichts dafür, wenn der Verfasser ein (hier beliebiges Schimpfwort einsetzen) ist und ich finde es auch wirklich schade, sich eine wundervolle Geschichte entgehen zu lassen. Aber ich bin da ziemlich konsequent und empfehle sie dann nicht mehr weiter – oder weingstens mit einem entsprechenden “Warnhinweis”, damit jeder selbst entscheiden kann. Und manchmal bin ich ganz froh, dass ich viele Dinge nicht mitbekomme.
Warnhinweise geb ich auch, aber eher in der Richtung: Holt es gebraucht oder leiht es aus und schmeißt dem Mann kein Geld in den Rachen :P
Viele kennen seine Katzenkrimis auch gar nicht und sehen nur den durchgeknallten Typen …
Armen Mietzen :(
Und jaha, der Kommi ist fort – abgehauen – mit entfleucht! Gemeiner Fuchs!
Hallo Gabi,
ich erfreue Dich gewissemaßen, weil ich die von Dir genannten Bücher meide … okay, ich gebe zu, dass dies dann doch eher grundätzlicher Natur ist ;)
Wenn ich das so lese, was Du in den sozialen Medien liest, dann tu ich denk ich ganz gut daran, diese zu meiden. Dort mag ein Autor sich über meine Meinung zu seinem Buch echauffieren – ich bekomme es nicht mit. Und in diesem Fall darf ich dann ruhigen Gewissens sagen, was ich nicht weiß, machtmich nicht heiß … :D
Viele liebe Grüße
Frank
Hallo Frank,
ja, manchmal ist es besser, die Social Media zu meiden und solche Erfahrungen, dass man gewisse Entgleisungen von Autoren mitbekommt, gehören definitiv dazu. Ich suche auch nicht bewusst nach privaten Informationen zu den Autoren, denn es reicht mir das schon, was ich so nebenbei mitbekomme.
LG Gabi
Hey Gabi,
ja ja, die Kritik am Buch. Das Schlimmste an den Darstellungen von (sexueller) Gewalt, rassistischen oder diskriminierenden Ansichten oder anderen No-Gos ist meiner Meinung nach, dass diesen Autor_innen anscheinend gar nicht AUFFÄLLT, dass sie inakzeptable Szenarien instrumentalisieren. Für den Schock der Leser_innen, für die Verkaufszahlen ist alles erlaubt. Wie kann man nur so unsensibel sein? Über Erin Watt habe ich heute schon einmal geschrieben, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass sie sich für ihre Tochter ein Leben wünschen würde, wie es offenbar ihre Protagonistin führt (ich habe das Buch nicht gelesen, aber so einiges gehört). Ich finde das sehr fahrlässig und könnte es an ihrer Stelle nicht mit meinem Gewissen vereinbaren.
Montagsfrage auf dem wortmagieblog
Viele liebe Grüße,
Elli
Hallo Elli,
so langsam verstehe ich es auch nicht mehr, dass manche Bücher immer noch als tolle Liebesgeschichte oder gar jugendgeeignet angepriesen werden, obwohl sie total ungesunde Beziehungsmuster als normal und gut darstellen. Wer sich ein bisschen mit diesen Büchern beschäftigt, sollte inzwischen die Kritikwelle (inclusive der weltweiten #metoo-Debatte, die das Bewusstsein insgesamt schärfen sollte) mitbekommen haben. Wenn schon manche Autoren so merkwürdige Ansichten haben, sitzen denn in den Verlagen auch Leute, die das OK finden – und was denken sich die Käufer dabei? Ich hab “Paper Princess” ja tatsächlich gelesen und mir ist alle paar Seiten die Wut hochgekocht bei dem, was ich da gelesen habe. Da bleibt einem nur, diese Bücher kritisch zu betrachten, sich auch dazu zu äußern und auf eine langfristige Änderung des Bewusstseins zu hoffen.
LG Gabi
Ich stimme da zu. Den ersten Teil unterschreibe ich komplett. Es gibt bestimmte Dinge, die einfach nicht als normal oder gar gut dargestellt werden sollten und entsprechenden Büchern gehe ich dann auch aus dem Weg, sollte ich davon erfahren.
Bei Autoren sieht es bei mir etwas anders aus, einfach weil ich da nie informiert bin. Es interessiert mich generell nicht besonders, was Autoren privat so tun, weshalb ich es normalerweise gar nicht mitbekomme, inwiefern sie sich problematisch zu Dingen äußern. Sollte ich es doch mitbekommen, sorgt das aber zumindest nicht dafür, dass ich ihre Bücher jetzt unbedingt lesen möchte. Aktiv unterstützen würde ich sie dann aber zumindest nicht mehr unbedingt.
Ich gehe auch nicht aktiv auf die Suche nach Hintergrundinformationen zu den Autoren, wie das manche andere Leser tun. Denn bei manchen ärgere ich mich schon, dass ich überhaupt aus Zufall Dinge mitbekommen, die mir die Bücher verderben. Manhmal wünschte ich, ich wäre ahnungslos geblieben … denn wenn ich weiß, was für miese Charaktere hinter so manchen tollen Büchern stecken, kann ich das eben nicht mehr ignorieren.
LG Gabi