Schneeflockentanz von Hanna Julian

Darum geht’s:

Can wohnt zwar nur in einer kleinen Einzimmerwohnung in Köln, aber als Türke fühlt er sich verpflichtet, sich auch so gastfreundlich zu verhalten, wie man es seinen Landsleuten nachsagt, als Anne ihn bittet, ihren Cousin Jo für zwei Wochen bei sich aufzunehmen. Jo soll potthässlich sein und außerdem heterosexuell, und das dürfte Can vor allzu großer Begeisterung für seinen kurzzeitigen Mitbewohner schützen. Niemand soll wissen, dass Can auf Männer steht und Jo, der ihm so nah auf der Pelle hocken wird, darf das erst recht nicht erfahren. Can trifft fast der Schlag, als er Jo zum ersten Mal erblickt – den niedlichsten Kerl, den man sich vorstellen kann.

So fand ich’s:

Can will Rücksicht auf seine türkischen Eltern nehmen, die einen homosexuellen Sohn niemals akzeptieren würden. Und überhaupt ist es ihm lieber, wenn niemand davon weiß, dass er auf Männer steht. Indem er Jo vorübergehend Unterschlupf gewährt, bringt er sich ganz schön in Schwierigkeiten, denn er findet Jo äußerst attraktiv und stellt im Laufe der Zeit auch noch fest, dass er ein netter und sympathischer Typ ist.

Can erzählt uns diese Geschichte und deshalb erfahren wir nur seine Sicht der Dinge. Man möchte ihm den letzten Schubs geben, um sich vor Jo und der Welt zu outen, versteht aber auch seine Beweggründe, es nicht zu tun. Diese Rücksichtnahme und Zögerlichkeit passt zu Cans Charakter. Mit einem Schmunzeln verfolgt man, wie Can sich windet und sich immer weiter ins Gefühlswirrwarr mit Jo hineinmanövriert. Das ist süß und trotz der ständigen erotischen Anwandlungen, die Jo bei Can auslöst, ein bisschen unschuldig. Diese Kurzgeschichte bliebt recht harmlos und setzt mehr auf Gefühle als Erotik und Sex, unterhält aber mit den sympathischen Protagonisten auf nette Art und Weise.

 

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