Still von Zoran Drvenkar

Darum geht’s:

Mika Stellar ist Lehrer und hat es sich zur Lebensaufgabe gemacht, die Entführer seiner Tochter zur Strecke zu bringen. Lucia könnte dabei helfen, doch sie starrt seit Jahren stumm und teilnahmslos ins Leere. Und was hat die Gruppe von Männern vor, die sich jeden Winter in der einsamen Hütte am See trifft?

So fand ich’s:

Zoran Drvenkar hat schon eine ganz eigene Art, seine Geschichten zu erzählen.

Es gibt keine wörtliche Rede, sondern das Gesprochene wird nur mit einem Strich wie für eine Aufzählung am Zeilenanfang dargestellt.

Unterteilt ist das Buch in einzelne Abschnitte, die mit “Ich”, “Du” oder “Sie“ überschrieben sind, je nachdem, ob Mika Stellar als Ich-Erzähler fungiert, ob von Lucia in der zweiten Person erzählt wird oder die geheimnisvolle Gruppe von Männern als “Sie” ihren Auftritt haben. Die Überleitungen zwischen den Abschnitten sind sehr gelungen, manchmal nur durch das selbe zentrale Wort am Ende des einen und am Anfang des anderen Abschnittes, manchmal dadurch, dass sie das selbe Thema oder Ereignis behandeln. So haben die unterschiedlichen Erzähler von Anfang an eine Verbindung zu einander, auch wenn man ihre tatsächlichen Verflechtungen erst später erkennt.

Die Sprache an sich ist nicht verschnörkelt oder verspielt, sondern klar, direkt und fesselnd und schafft einen angenehmen Lesefluss. So manche Details werden aufgeschnappt, doch ohne abzuschweifen, die Personen haben Individualität und Tiefe, die Spannung kommt nicht aus Effekthascherei, sondern aus der Erzählkunst.

Anfangs wird wenig erklärt und man versucht, sich die Dinge zusammenzureimen, während man die Handelnden beobachtet. Auch als man glaubt, man habe irgendwann alles durchschaut, bleibt ein dumpfes Gefühl, doch wieder nur auf ein leicht verzerrtes Bild der ganzen Geschichte zu schauen und man muss bis zum Ende warten, um herauszufinden, was wirklich gespielt wird. Denn es gibt immer noch eine Wendung, die man so nicht hat kommen sehen. Deshalb ist es auch schwierig, über den Inhalt überhaupt etwas zu erzählen als das, was über den kargen Klappentext hinausgeht, ohne tatsächlich schon zuviel zu verraten.

Das Thema des Buches ist düster, und obwohl es keine ausführliche, blutige Gewaltdarstellung gibt, wirkt die Atmosphäre subtiler Spannung, greift das Entsetzen und schleicht sich ein Grauen ein, dem man sich als Leser nicht entziehen kann und das den fesselnden Thriller noch eine ganze Weile nachwirken lässt.


[Werbung] Klappentext- und Bildquelle sowie Buchdetails: Verlagsseite

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