[Therapiehund] wie Levi und ich ein Besuchshundeteam wurden – Teil 2

Letzte Woche hatte ich berichtet, wie sich Levi durch seinen Charakter als Besuchshund qualifiziert hatte. Den größten Part hatte aber ich zu lernen und von dieser Schulung will ich euch heute erzählen.

 

Was der Mensch eines Besuchshundeteams können muss

Oberste Priorität hat immer, dass der Hund Spaß an den Einsätzen hat und nicht überfordert wird. Dafür ist der Mensch des Teams verantwortlich.

Deshalb wurde auch das Thema behandelt, wie ein Hund mit seiner Besitzerin kommuniziert, welche Anzeichen es gibt, dass er sich nicht mehr wohl in der Situation fühlt und wie sich diese körpersprachlichen Zeichen steigern. So kann man den Hund aus der Situation nehmen, bevor er vielleicht doch zwickt oder den Spaß an diesen Einsätzen verliert.

Wir erfuhren eine Menge über die Gesundheit eines Hundes, denn bei Besuchen sollte der Hund natürlich gesund und gepflegt sein. Ein Highlight war, dass man sogar an einem Hunde-Dummy Herzmassage und Beatmung üben konnte, wie man es aus Erste-Hilfe-Kursen für Menschen schon ähnlich kennt.

Es wurde viel von Einsätzen berichtet, weil nicht alles Situationen gleich sind, viel schief gehen kann und noch mehr zu beachten ist. Zum Beispiel kann es vorkommen, dass kleine Kinder die Hundeleckerli selbst essen, was nicht alle Eltern zu schätzen wissen 😉 Da kann man vorbeugen, indem man Obststückchen, selbstgebackene Hundekekse aus für Menschen essbaren Zutaten oder ähnliches dabei hat. Oft genug gibt es in Altenheimen Süßigkeiten, die mit Süßstoffen versehen sind oder Schokolade enthalten und nicht jeder Senior oder Seniorin weiß, dass das für Hunde sehr giftige Zutaten sind. Da wird aus dem schnell zugesteckten gut gemeinten Leckerli eine Gefahr für den Hund.

In Rollenspielen wurden wir ganz praktisch darauf vorbereitet, wie man mit seinem Hund in einen Kreis von fremden Menschen kommt, wie man Kontakt herstellt und wie man so eine Besuchsstunde gestalten kann. Andere Kursteilnehmer durften Bewohner eines Altenheims spielen und die Situation mal von der anderen Seite aus erleben. Und selbst der „alte Stänkerer“ aus dem Hintergrund, der ständig störte, wurde von einem Vereinsmitglied simuliert und wir hatten was zu Lachen.

Wir sahen uns Filmbeiträge an, in denen Besuchsstunden mitgefilmt wurden und besprachen diese.

Unterm Strich lerne man so jede Menge über sein Tier und auch ohne die Vorbereitung auf Besuche war das sehr lehrreich und gewinnbringend. Selbst wenn man meint, man kennt sein Tier und hat sich auch mit hundetypischem Verhalten oder Problemen beschäftigt, konnte man noch einiges dazu lernen.

Eine große Rolle spielte auch die rechtliche und organisatorische Seite, denn man ist besser für den Fall des Falles vorbereitet, wenn ein Unfall oder eine Verletzung geschieht. Seine Rechte und Pflichten zu kennen, ist da eine wichtige Komponente.

Für den Verein muss ein bisschen was dokumentiert werden und auch darüber wurden wir aufgeklärt.

Als netten Nebeneffekt erlassen oder verringern manche Städte die Hundesteuer für Tiere, die als Therapiehunde qualifiziert sind und auch so eingesetzt werden und auch hier steht das so in der Hundesteuersatzung.

Einsatzmöglichkeiten

Zuerst dachte ich an Alten- und Pflegeheime, um dort mit meinem jungen Hund ein bisschen Leben in die Bude zu bringen. Levi ist aber auch ein großer Kuschler und gerade bettlägerige Menschen freuen sich oft über einen verschmusten Hundebesuch am Bett.

Bei den täglichen Gassigängen haben Levi und ich erstaunlich viele Kinder getroffen, die den Umgang mit Tieren überhaupt nicht kennen. Man merkt es schnell daran, wie sie auf Levi zugehen und wie sie ihn streicheln. Da stecken dann oft Eltern, die selbst den Umgang mit Tieren nicht kennen oder Angst vor Hunden haben, dahinter. Man kann es aber Kindern und Hunden erleichtern, miteinander umzugehen, wenn man ein paar einfache Grundsätze vermittelt und die Kinder den friedfertigen Levi streicheln lässt. Dafür gehen die Besuchshunde auch in Schulen und informiert die Kinder spielerisch über den Umgang mit Hunden. Für diese Tätigkeit als Schulbesuchshund muss der Mensch aus dem Team aber nochmal eine extra Schulung machen. Sobald mein Verein wieder solche Schulungen anbietet, werde ich mich um einen Platz bemühen. Ich fürchte aber, dass das Interesse sehr groß ist und ich mich auf eine Wartezeit einrichten muss.

Der Einsatz als Lesehund sorgt dafür, dass Kinder mit Leseschwäche im Hund jemanden haben, dem sie laut vorlesen können und der sie weder verbessert noch kritisiert. Dadurch können sie ganz entspannt das Lesen üben.

Genauso kann man aber auch körperlich oder geistig Behinderten eine Freude machen, in einer Einrichtung oder auch zuhause.

Eine ganz besonders anspruchsvolle und fordernde Aufgabe ist die Begleitung Sterbender. Deshalb ist für den Mensch im Team auch zwingend eine Fortbildung als Hospizhelfer erforderlich.

Bis auf einmalige Besuche in Schulen, um etwas über den Umgang mit Hunden zu erzählen, werden die Besuche üblicherweise im Wochenrhythmus wiederholt. So lernen sich Hunde und Besuchte im Laufe der Zeit besser kennen und freuen sich schon aufeinander. Für die Hunde sind die Besuche auf zwei pro Woche begrenzt, damit es nicht zur Pflicht wird, sondern für die Tiere immer ein Spaß bleibt.

 

Theoretisch sind Levi und ich also bereit für Besuchseinsätze. Bis ich Euch von Besuchen erzählen kann, wird es wohl noch dauern, denn coronabedingt stehen uns viele Besuchsverbote und Einschränkungen im Wege. Wir freuen uns aber schon darauf, endlich loszulegen.

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2 Jahre her

Hallo Gabi,
endlich habe ich es geschafft deine beiden Beiträge über Levi und dich zu lesen und ich muss dir sagen, dass es wirklich sehr interessant ist. :)
Danke für den Einblick wie es abläuft bis ein Hund ein Besuchshund werden kann. Mir war nicht klar, dass der Mensch vom Team auch so viel lernen muss. Aber macht natürlich Sinn.
Ich hoffe, dass ihr bald mit euren Besuchen starten könnt und freue mich dann schon auf weitere Berichte von dir. :)
Liebe Grüße
Diana

2 Jahre her

Liebe Gabi,

nun habe ich endlich beide Artikel von dir gelesen. Ich finde das so großartig, dass Levi so gechillt ist, wie du im ersten Beitrag geschrieben hast. Ich finde, das ist gar nicht so üblich. – Kann aber auch daran liegen, dass ich ja vorwiegend mit Tierheimhunden Erfahrung gemacht habe.

Aber habe ich das richtig verstanden, dass Levi eigentlich nichts lernen musste für die Prüfung? Bzw hattest du eine Prüfung?
Denn ich kenne jemanden, die auch Therapiehunde hat und die musste mit denen ganz viel trainieren und Tricks üben, die dann die Patienten mit den Hunden machen können.
Oder liegt das daran, dass der Begriff nicht geschützt ist und jede Ausbildung quasi anders aussieht?

Jedenfalls finde ich das eine sehr coole Sache und ich bin schon gespannt, was für Einsätze du dann machen wirst.

Liebe Grüße
Petrissa