Darum geht’s:
Drystane Marshall ist einer der besten Journalisten Ascots und selbstverständlich immer an allem interessiert, was sich für einen pointierten Artikel eignen könnte. Sein natürlicher Feind ist der Polizist Donatien Giancovelli, der nicht zimperlich ist, wenn es darum geht, Marshall von einem Tatort fernzuhalten. Marshalls Wagemut bringt ihn in eine gefährliche Situation, deren schlimme Konsequenzen allerdings Giancovelli auszubaden hat. Dadurch wird sich die Tatsache, dass sie sich sowieso schon nicht leiden können, sicherlich nur noch verschlimmern. Doch der zerknirschte Marshall versucht, sich zumindest bei Ciancovelli zu entschuldigen und sucht ihn auf.
So fand ich’s:
Tharah Meester hat eine mittelalterlich angehauchte Fantasiewelt geschaffen, in der ihre Liebesgeschichten spielen. Manchmal geht es um Mann und Frau, manchmal aber auch wie hier beim “Inbegriff von Biederkeit”, prickelt es zwischen zwei Männern, denn gleichgeschlechtliche Verbindungen sind ist in der Stadt Ascot durchaus selbstverständlich.
Marshall und Ciancovelli sind uns in “Der Tischler und sein Stutzer” schon über den Weg gelaufen, wo sie Nebenrollen spielten. Man muss vorher “Der Tischler und sein Stutzer” nicht unbedingt gelesen haben, um die Handlung von “Der Inbegriff von Biederkeit” zu verstehen, aber da die Bücher zeitlich nacheinander spielen, empfehle ich doch, wenn man sowieso beide Bücher lesen will, das in der richtigen Reihenfolge zu tun.
Beide Männer sind interessante Menschen, wenn auch ziemlich gegensätzlich. Drystane Marshall geht mit der Mode, legt Wert auf eine gut gepflegte Fassade, steckt seine neugierige Nase in alle Dinge, die ihn nichts angehen und macht sich dadurch regelmäßig Feinde, und sein ständiges Geplapper ist für alle Leute in seiner Umgebung ziemlich anstrengend. Donatien Giancovelli dagegen spricht gar nicht bzw. nur über Zeichensprache und ist bekannt dafür, dass er nicht lange fackelt und wenig zimperlich vorgeht. Er ist aber auch zuverlässig und vor allen Dingen liebt er seinen Hund Gero über alles.
Drystanes Neugier und Ehrgeiz bringen ihn in Schwierigkeiten, doch es ist nicht er selbst, der die Konsequenzen zu spüren bekommt, sondern Giancovelli. Im Bemühen, das wieder gutzumachen, erfindet Drystane einen Kriminalfall – und schon sind beide Männer tief in Schwierigkeiten, die sie zusammen meistern müssen.
Obwohl sie sich anfangs regelrecht hassen, schlägt das doch sehr schnell in gegenseitige Sympathie um. Vieles von ihrem aktuellen Verhalten ist in ihrer jeweiligen Vergangenheit begründet und je mehr wir hinter ihre Fassade sehen, desto besser verstehen wir sie. Und je mehr sie sich gegenseitig kennenlernen, desto größer werden ihre Gefühle für einander, auch wenn beide erst einmal darüber schweigen.
Beide Männer sind keine einfachen Charaktere und besonders Donatien Giancovelli hatte früher eine schlimme Zeit zu durchleben, die ihn verändert und seelisch und körperlich gezeichnet hat. Deshalb ist es auch für beide nicht leicht, offen zu sein und aufeinander zuzugehen. Und doch tun sie es immer wieder. Auch wenn sie sich selbst gerne im Weg stehen, zieht es sie doch wieder zum anderen hin und trotz der sehr behutsamen Annäherung, die entsprechend lang dauert, wird es dem Leser nicht langweilig, dies zu beobachten – natürlich auch, weil sie in der Zwischenzeit ordentlich mit den Bösewichten der Stadt aneinander geraten. Ihre Zögerlichkeit, sich zu öffnen, passt perfekt zu ihren Charakteren und je mehr sie ihre Masken fallenlassen, desto mehr verliebt man sich auch als Leser in sie.
Auch wenn ich auf die Covergestaltung normalerweise nicht so achte, bin ich doch immer wieder sehr angetan, wie schlicht und elegant die Cover bei Tharah Meesters Büchern gestaltet sind. Sie folgen alle einem ähnlichen Schema, so dass man ihre Bücher auch optisch sofort erkennt, sind aber immer induviduell mit einem Symbol aus dem jeweiligen Buch versehen. Und ist das aktuelle nicht wieder klasse gelungen?
Drystane und Donatien haben mich von der ersten Seite an gepackt und ich konnte das Buch nicht weglegen, bis sie ihr schwer verdientes Happy End bekommen haben. Mit viel Gefühl, einer ordentlichen Portion Abenteuer, einer guten Prise Humor und wundervoller Erzählkunst hat Tharah Meester eine Kombination ganz nach meinem Geschmack geschaffen.
Mehr dazu:
Eine ausführliche Leseprobe zu “Ein Inbegriff von Biederkeit” findet man hier auf der Homepage von Tharah Meester.
Weitere Meinungen zum Buch gibt es bei:
Sabrina’s Welt der Bücher
Susi’ Bücherregal
[Werbung] Klappentext- und Bildquelle sowie Buchdetails: Homepage der Autorin
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